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zuendung

25. Oktober 2005

Corvette C6

Corvette | 0 Kommentare

Amerikanische Autos sind lang, breit, tragen viel Chrom und saufen Literweise teuren Sprit. Ausserdem sind sie technisch antiquiert und können weder qualitativ noch optisch überzeugen. Diese Vorurteile wurden über die letzten zwei Jahrzehnte genährt und prägten ein schlechtes Image. Die Corvette der sechsten Generation vermag den meisten dieser Punkte zu widersprechen. Einen Vorwurf muss auch […]

Amerikanische Autos sind lang, breit, tragen viel Chrom und saufen Literweise teuren Sprit. Ausserdem sind sie technisch antiquiert und können weder qualitativ noch optisch überzeugen. Diese Vorurteile wurden über die letzten zwei Jahrzehnte genährt und prägten ein schlechtes Image. Die Corvette der sechsten Generation vermag den meisten dieser Punkte zu widersprechen. Einen Vorwurf muss auch sie sich gefallen lassen: Der Motor ist 50 Jahre alt. Natürlich hat sich seit dem ersten Chevrolet "Mouse" Motor einiges geändert, aber in den Grundzügen (Zylinderabstand, zentrale Nockenwelle mit Stoßstangen-Ventiltrieb) ist es derselbe Motor, der 1955 mit 4,3 Liter Hubraum in die erste V8-Corvette eingebaut wurde.


Schokoladenseite der neusten Corvette: Der Ar… das Heck.

Alle Voruteile sind vergessen, als ich mir das für den Test bereitstehenden Cabriolet zunächst von aussen anschaue. Das Auto ist richtig kompakt geworden, es verzichtet auf kitschigen Karosserieschmuck und wirkt geradezu schlicht. Und: sogar die Fugen passen. Der Qualitätseindruck aussen stimmt also, doch wie sieht's im Innenraum aus? Auch wenn die Kunststoffe vielleicht nicht den absoluten Premiumansprüchen genügen: Dieses Auto ist sehr anständig verarbeitet.


Schön herausgearbeitete Kotflügel und Entlüftungskiemen.

Dem aktuellen Trend folgend startet auch die neue Corvette auf Knopfdruck. Der Motor übt sich erst mal in akustischer Zurückhaltung, brutales V8-Gebrüll beim Start bleibt also aus. Ich cruise zunächst gemütlich dahin, ein Fahrstil der von der 4-Gang-Automatik komfortabel unterstützt wird. Das Fahrwerk ist angenehm hart, Schläge dringen aber nur bei Kanaldeckeln nach innen durch. Überhaupt ist das Fahrgefühl limousinenhaft, das liegt aber primär an den komfortablen Ledersitzen mit verstellbaren Seitenwangen. Durch ihren ausreichen grossen Verstellbereich können auch Leute unter 1,70m die Kotflügel sehen und zielgenau navigieren. Grosse Menschen haben in amerikanischen Autos ja naturgemäss keine Probleme. Das Touchscreennavigat… doch halt, dies ist ein Sportwagen!


Von der Seite wird die "Kürze" sichtbar.

Pedal to the metal! Wow, that's amazing!! Der V8 dreht blitzschnell hoch, die Automatik schaltet überraschend quick und sofort bin ich too fast unterwegs. Der Sound bei Teil- und Vollast hat absolutes Suchtpotential. Also doch ein echter Ami! Die Corvette überzeugt mit einem bullenstarken Motor, der die 1452kg leichte Fuhre in 4,2 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. Aber auch Kurven sind der amerikanischen Lady kein Fremdwort. Die Lenkung ist präzise, wenn auch etwas zu indirekt ausgelegt. Da das Auto nur 4,43m lang und für einen Sportwagen relativ schmal (1,85m) ist, fährt man auf Passstrasen so ziemlich allem davon, was vier Räder hat. Auch einige Zweiräder müssen sich wohl hinten anstellen. Die Bremsen beissen anständig aber nicht brutal zu, sie benötigen zudem einen ziemlichen Tritt meinerseits, wenn wirklich effektiv verzögert werden soll.


Von vorne etwas verwechselbar

Die Traktionskontrolle ist zwar an Bord, wird von Normalssterblichen aber selten genutzt werden. Der Grip der beiden 19" Räder (285/35 ZR 19) ist schlicht fantastisch. An der Vorderachse sind 18-Zöller (245/40 ZR 18) montiert. Ein sehr angenehmes Feature ist das Headup-Display, wie man es bei der Corvette schon seit längerem kennt. Es gibt dem Fahrer auch bei forcierter Fahrweise die Möglichkeit, jederzeit über die Bussenhöhe informiert zu sein…


Kein Chromschriftzug, dafür einprägsame Rückleuchten.

Die neue Corvette bietet einen scharfen Mix aus american Cruising und europäischen Kurvensucht. Sofort fühlt man sich hinter dem Lenkrad zurecht und auch die Übersicht stimmt. Für begeisternd günstige 96'950.- CHF bekommt man nirgends ein derart schnelles Cabrio, das zudem wirklich gut ausschaut und Kofferraum für das Wochenendgepäck bietet. Mich hat sie mit ihrer Schönheit derart betört, dass ich sogar die Digicam mitzunehmen vergass…