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zuendung

8. August 2011

Der kleine Van ist gross geworden

Opel | 0 Kommentare

Der kleine Opel Meriva ist so klein nicht mehr. Im Vergleich mit dem Vorgänger ist der neue mit 4,29 Meter 25 Zentimeter länger. Ausserdem ist der Neue ein Einzelgänger. Der Meriva A war noch eng mit dem in der Schweiz wenig erfolgreichen Fiat Idea verwandt. Aber er ist nicht nur grösser, sondern auch hübscher geworden. […]

Der kleine Opel Meriva ist so klein nicht mehr. Im Vergleich mit dem Vorgänger ist der neue mit 4,29 Meter 25 Zentimeter länger. Ausserdem ist der Neue ein Einzelgänger. Der Meriva A war noch eng mit dem in der Schweiz wenig erfolgreichen Fiat Idea verwandt. Aber er ist nicht nur grösser, sondern auch hübscher geworden. Seine Form folgt der aktuellen Opel-Designsprache, wie wir sie von Insignia und Astra bereits bestens kennen. Eine kleine designerische Freiheit leistet er sich in der Seitenlinie: Diese kommt unter anderem für eine bessere Aussicht der hinten Sitzenden geknickt daher. Einen ähnlichen Kniff kennen wir bereis vom Citroën C4 Picasso, der ansonsten aber völlig anders ausschaut.

Ich nehme also auf dem Fahrersitz Platz, der wie in dieser Klasse üblich eine erhöhte Position bietet. Die Qualität des in Saragossa gebauten Neulings überzeugt auch Fahrer fernöstlicher Fahrzeuge. Auch die verwendeten Kunststoffe erreichen locker Klassenniveau. Weil inzwischen aber auch kleine Vans sportlich aussehen müssen, ist die Übersicht dennoch nicht überragend. Gut, dass der Testwagen vorne und hinten über die praktischen Parkpieper verfügt. Ansonsten dürfte sich der Meriva mit den Warntönen ruhig etwas zurückhalten. Insbesondere das nervige Piepen, das bei nicht sofort abgezogenem Zündschlüssel ertönt, ist ziemlich nervtötend.

Dabei will der Meriva doch ein relaxter Begleiter, ein praxistauglicher Familienfreund, ja einfach ein nützliches Auto sein. Zu diesem Zweck hat Opel besonders häufig das Wort "Flex" reingepackt. FlexSpace-Sitzsystem, FlexDoors-Türkonzept, Flex-Rail-Mittelkonsole und der am Testwagen nicht verbaute FlexFix-Fahrradträger. Letzterer ist eine wirklich durchdachte Option: Der Träger lässt sich bei Nichtgebrauch vollumfänglich im Stossfänger verstauen. Die Mittelkonsole mit den verschiebbaren Aufbewahrungsmöglichkeiten geht als praktisches Gimmick durch. Die hinteren Sitze lassen sich mit wenigen Handgriffen von einer Dreier-Sitzbank zu zwei Einzelsitzen mit viel Schulterfreiheit "umbauen". Die FlexDoors schliesslich sind das, was man früher unter dem Begriff "Selbstmördertüren" kannte. Dass die hinteren Türen ungewollt während der Fahrt öffnen könnten, wird durch eine mit dem Losfahren einsetzende Verriegelung derselben verhindert.

Eigentlich seltsam, dass der in zwei Höhen arretierbare Kofferraumboden nicht noch den Namen FlexFloor trägt. Das Volumen beträgt ausreichende 355 Liter. Dazu gibt es im Innenraum einige nützliche Ablagen. Mir hat vor allem die grosse in der Tür gut gepasst, da sie locker auch eine 1,5-Liter Flasche hält. Die Dieselmaschine unter der Haube hat noch 2 Deziliter mehr an Hubraum. Das Common-Rail-Aggregat mit Filter bringt es in der Spitzenmotorisierung auf stattliche 130 PS. Damit ist der kleine Van bei Bedarf flott unterwegs, wenn er die dieseltypische Anfahrschwäche überwunden hat. Das Fahrwerk ist natürlich eher dem Komfort denn dem ambitiösen Kurvenwetzen verpflichtet. Dennoch wurde ein stimmiger Kompromiss gefunden, der mir auch auf kurvigeren Landstrassen gefällt.

Der Grundpreis von genau 33'000 wurde durch das Wählen von Optionen auf 38'080 Schweizer Franken angehoben. Der Opel Meriva Cosmo hat dann ein Navi an Bord, wie wir es aus anderen Opel Modellen kennen. Ebenfalls bekannt: Die Mittelkonsole als unübersichtliche Knöpfchenwüste. Da sollte Opel in Zukunft nachbessern, wenn man den Anschluss zu den Premum-Anbietern im Bereich Bediensicherheit nicht verlieren will. Und wie schaut's mit dem Verbrauch aus? Mit 5,9 Liter auf 100 km verpasst der zwischen Corsa und Astra positionierten Van die Werksangabe um nur 0,7 Liter. Nicht schlecht. Noch besser wäre es, Opel würde die Sparbemühungen der Fahrer mit einem serienmässigen Start-/Stopp-System unterstützen. Mehr Unterstützung erhält man bei Nachtfahrten: Für 490.- leuchtet das Halogenlicht dynamisch in die Kurven hinein.

Das Resümee zum Opel Meriva Cosmo 1.7 CDTi muss positiv ausfallen, so angenehm wie die Zeit mit ihm war. Natürlich ist die Spitzenmotorisierung kein billiges Vergnügen, dafür erhält man einen durchdachten und "flex"iblen Minivan. Der aktuelle Opel-Look sorgt ebenfalls für zufriedene Gesichter: Für ein Mobil der Vernunft schaut der Neue modern und attraktiv aus. Sein Fahrwerkskompromiss überzeugt mich, der sparsame Antrieb schont das Portemonnaie und die "Selbstmördertüren" bringen noch jene Portion an speziellem Flair, die diesen Familientransportern in aller Regel abgehen. Ja, mit dem gewachsene Kleinen ist Opel ein richtig grosser Wurf gelungen.