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zuendung

26. Juli 2005

Der männlichste Mini der Welt

Mini | 0 Kommentare

Manowar, Nightwish, Grave Digger, Justice, J.B.O. – harte Kerle (und eine Frau), harte Musik, alles zusammen auf einem Festival. Dazu jede Menge in schwarz gehüllte, böse dreinschauende, aber friedliebende Zuschauer sowie ein zum Drecksau-Campingplatz umfunktionierter Acker. Zu diesem sehr männlichen Open-Air kann man wohl kaum in einem unmännlicheren Auto anreisen als in einem weißen Mini […]

Manowar, Nightwish, Grave Digger, Justice, J.B.O. – harte Kerle (und eine Frau), harte Musik, alles zusammen auf einem Festival. Dazu jede Menge in schwarz gehüllte, böse dreinschauende, aber friedliebende Zuschauer sowie ein zum Drecksau-Campingplatz umfunktionierter Acker. Zu diesem sehr männlichen Open-Air kann man wohl kaum in einem unmännlicheren Auto anreisen als in einem weißen Mini Cooper S. Ah, doch es geht noch unmännlicher: Mit einem weißen Mini Cooper S Automatik. Da sich der stärkste Cooper S (der Works bleibt als Zubehör-Bastelbude außen vor) in den USA blendend verkauft, wollten die BMW-Ingenieure den Übersee-Kunden etwas Gutes tun und haben zum neuen Modelljahr die Aufpreisliste um einen Sechsstufen-Wandlerautomat erweitert.

Ein Automatikgetriebe, ausgerechnet im wohl kurvengeilsten Kleinwagen dieses Sonnensystems, der eigentlich nur ein Problem hat: Das der Untermotorisierung. Okay, und das der Überteuerung. Doch der zu hohe Preis spielt heute ebenso keine Rolle wie die Serpentinen-Eliminierer-Qualitäten des Fahrwerks, daran hat sich nichts geändert. Wie kommt man mit einem solchen Auto also lebend auf ein Heavy-Metal-Festival? In diesem Falle liegt das an der nicht mehr ganz serienmäßigen Leistung von 138 kW statt 125 kW. Die Mehrleistung versammelt sich auch nicht unter der Fronthaube, sondern im Heck, verpackt in ein handliches, Bürocontainer-großes und 150 Kilogramm schweres Stromaggregat.

Letzteres sollte dazu dienen, während des Wochenendes zwei mit reichlich Hopfenkaltschale gefüllte Kühlschränke, einen Herd und die Musikanlage mit Saft zu versorgen. Und das tat es auch. Ein Umstand, der dem Mini seine Legitimation für dieses Event einbrachte und in gleichzeitig zum männlichsten Mini der Welt stempelte. Trotz der Automatik. Die funktioniert eigentlich ganz prima. Kurze Schaltzeiten, ein an der Grenze zur Nervosität operierender Sport-Modus und die manuelle Schaltmöglichkeit per Lenkrad-Paddel. Doch kennt ihr das Gefühl, das bei manchen Kombinationen subjektiv irgendwas nicht stimmt, obwohl objektiv alles gut passt? Genauso ist das mit dem Mini Automatik auch. Die Psyche spielt einfach nicht mit. Schon auf den ersten Kilometern wird das knackige Sechsganggetriebe vermisst, dessen Bedienung vom Drehzahl-lechzenden Kompressor-Motor ständig gefordert wird. Der Fahrer kommt sich in einem hyperaktivem Auto wie dem Cooper S durch die Automatik einfach viel zu passiv vor.

Mit dem Mini-Metalfestival-Dilemma verhält es sich ähnlich. Trotz des Stromaggregats wirkt der kleine Anglo-Bayer zwischen den ranzigen VW Bussen, schwarz gerollerten 207D-Kasten und mit Iced-Earth-Schriftzügen verzierten Passat-Kombis einfach fehl am Platz. Obwohl das teure Harman-Kardon-Soundsystem auch Dream Theatre einwandfrei reproduziert – jedes Mal vor so einem Event ein 150-Kilo-Kasten entweder mittels Gabelstapler oder vier Mann in den Mini hieven ist dann doch eine ziemliche Anbiederei. Metal rules.