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zuendung

7. Juli 2005

Der Spaß an der reinen Fortbewegung

Kia | 0 Kommentare

Klar lieben wir sie, die Achtzylinderkompressorbiturboregisteraufladungvauzwölftrockensumpfschmierunggewindefahrerks-Spaßmaschinen. Und sie werden auch gekauft, in zum Teil recht achtbaren Stückzahlen. Bei euch in der Schweiz, aber auch im immerfort jammernden Deutschland. Doch gekauft werden bei uns auch zunehmend Autos aus koreanischer Produktion. Kia hat beispielsweise in Deutschland seinen Absatz im vergangenen Jahr um 29 Prozent gesteigert, der Marktanteil […]

Klar lieben wir sie, die Achtzylinderkompressorbiturboregisteraufladungvauzwölftrockensumpfschmierunggewindefahrerks-Spaßmaschinen. Und sie werden auch gekauft, in zum Teil recht achtbaren Stückzahlen. Bei euch in der Schweiz, aber auch im immerfort jammernden Deutschland. Doch gekauft werden bei uns auch zunehmend Autos aus koreanischer Produktion. Kia hat beispielsweise in Deutschland seinen Absatz im vergangenen Jahr um 29 Prozent gesteigert, der Marktanteil entspricht mittlerweile dem von Honda oder Suzuki.

Aber warum? Sahen doch die Autos nicht selten aus wie asiatische Fabelwesen. Gegen das zumeist recht speckige Interieur wirtken selbst die archaischen Traditionen aus dem fernen Osten hypermodern. Aber sie waren billig. Und sie sind es heute noch. Der neue Kia Rio kostet, wenn er denn am 20. August beim Händler steht, ab 9.880 Euro. Mit ABS und sechs Airbags, fünf Türen und einem 97 PS starken 1,4-Liter-Motor. Und er sieht aus wie ein modernes Automobil. Weitere Urteile über das Design mögen den unterschiedlichen Geschmäckern vorbehalten bleiben. Überdies fährt sich der Rio auch wie zeitgemäßer Vertreter des B-Segments. Ein emotionsloser zwar, doch ein VW Polo oder ein Opel Corsa bieten auch nicht mehr Leidenschaft.

Vor allem geht es vorwärts. Dazu müssen allerdings recht hohe Drehzahlen bemüht werden – die Höchstleistung liegt bei 6.000 Umdrehungen an, die spärlichen 128 Newtonmeter werden bei 4.800 Umdrehungen abgegeben. Dabei bleibt der Rio jedoch überraschend kultiviert. Die Fassung bewahrt der Koreaner auch nach drei Vollbremsungen aus 100 km/h (ganz ehrlich, liebe Kollegen Autotester, zehn Vollbremsungen unmittelbar hintereinander macht kein Mensch) – auf einer einsamen Landstraße in der Champagne, zugegeben. Das Pedalgefühl ist dabei etwas weich, ähnlich teigig wie die Schaltung. Dafür passen deren Anschlüsse.

So beschleicht den Piloten eine Art Fahrspaß. Er vermag dieses Gefühl noch nicht einzuordnen. Also nimmt er weiter französische Landstraßen unter die Räder. Dabei ist festzustellen, dass der Rio erstaunlich straff abgestimmt ist. In bestimmten Fahrsituationen wirkt die Hinterachse etwas unterdämpft, doch ein ESP ist bis hierhin nicht vermisst worden. Das wurde es auch später nicht. Doch es sei gesagt, dass es für 700 Euro Aufpreis auch für die Basisversion erhältlich ist. Inklusive aktiven Kopfstützen vorne, die auf passablen Sitzen stecken. Passabel nur deshalb, weil die Lehnen nicht stufenlos per Einstellrad arretierbar sind. Keine Ahnung, warum das in beinahe jedem asiatischen Automobil so ist. Nun, dafür hatte der Testwagen ein perforiertes (!) Lederlenkrad, über das ein überraschend guter Kontakt zur Straße besteht.

So vergehen etliche Kilometer auf den teils übel ondulierten Pisten unserer französischen Nachbarn. Am Ende weiß der Pilot, was ihm in diesem nüchternen Automobil Freude bereitet. Es ist die Gewissheit, einen preisgünstigen Wagen zu fahren, der einfach funktioniert und einen zeitgemäßen Stand der Technik zu einem erschwinglichen Preis bietet. Ohne Vierzonen-Klimaautomatik, über die sich das Schiebedach programmieren lässt – und die der Grund für zahllose Werkstattaufenthalte sein wird. Aber mit den berühmten – hört gut zu, ihr Fugen-Ferdls – silikongedämpften Haltegriffen.