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9. Dezember 2010

Doblò oder Nüt

Fiat | 0 Kommentare

Doblò oder Nichts In der Kategorie Kleintransporter ist die Konkurrenz gross. Um die Auszeichnung «International Van oft the Year 2011» zu erhalten, muss man also schon etwas bieten. Der Fiat Doblò Cargo hat diese Auszeichnung mit 128 von 168 vergebbaren Punkten erhalten. Form follows Function. Viele Leute, vor allem grössere Familien, haben bemerkt, dass man […]

Doblò oder Nichts

In der Kategorie Kleintransporter ist die Konkurrenz gross. Um die Auszeichnung «International Van oft the Year 2011» zu erhalten, muss man also schon etwas bieten. Der Fiat Doblò Cargo hat diese Auszeichnung mit 128 von 168 vergebbaren Punkten erhalten.


Form follows Function.

Viele Leute, vor allem grössere Familien, haben bemerkt, dass man Kleintransporter auch als Personentransporter einsetzen kann. Sie sind so motorisiert, dass man überall hinkommt, sind günstig in der Anschaffung und bieten viel Platz – für Kinder, den Hund und das Gepäck. Der Hauptsinn der Kleintransporter ist aber schon das Transportieren von Waren und Werkzeugen für den Handwerker, den Gewerbler, der auch in kleine Stadtstrassen fahren muss und sein Auto gerne auf einem normalen Parkplatz abstellt, bis er nach getaner Arbeit oder Lieferung wieder wegfährt. So bietet auch Fiat vom überarbeiteten neuen Doblò wieder eine Cargo-Version an.

Das günstigste Basisfahrzeug, ein L1 mit einem 95 PS-1400er Benziner, ist schon für 17‘500 Franken zu haben (alle Preise ohne MwSt.). Unser Testwagen war der besser ausgestattete Doblò Cargo Swiss L1 mit dem 1.6 Multijet 16v genannten Dieselmotor, der 105 PS leistet und ein Drehmoment von 290 Nm bei 1500 U/min aufweist. Zum Basispreis von Fr. 24‘550 kamen in unserem Fall noch Optionen für rund Fr. 3‘700 dazu, z.B. die manuelle Klimaanlage (1‘394), eine seitliche Schiebetür links (390), ESP mit Hillholder (650), Nebelscheinwerfer, verglaste Hecktür mit Heizung und Scheibenwischer, Seitenscheiben in der zweiten Reihe, zweiteiliges drehbares Schutzgitter zwischen Fahrer und Laderaum, Beifahrerairbag, versenkbaren Beifahrersitz. Alles sinnvolle Sachen. Auf das Raucherkit für 25 Franken hätten wir dagegen verzichten können. Der Totalpreis des Testwagens stieg damit auf 28‘240 Franken (30‘385 inkl. MwSt.). Ob unser Doblò diesen Preis wert sei, sollte unser Test erweisen.


Auch – oder vor allem – von vorn gewinnt der Doblò keinen Schönheitspreis, aber praktisch ist er!

Von aussen kommt einem beim Betrachten des Doblò unweigerlich der Spruch «Form follows function» in den Sinn. In den nur 4,39m langen, aber knapp 1,85m hohen Doblò Cargo steigt man ein wie in jeden Pkw, die Sitze machen einen komfortablen Eindruck (und erweisen sich auch als gross genug, straff, aber bequem). Alle Anzeigen und Knöpfe sind dort, wo man sie üblicherweise sucht. Hinter Fahrer und Beifahrer verhindert ein massives Drahtgitter, dass jemand bei einem Unfall oder gar nur einer Vollbremsung vom eigenen Transportgut erschlagen wird. Das ist die 240 Franken Aufpreis jederzeit wert.


Eine clevere Sache: Beifahrersitz abklappen, Sicherhsitsgitter umklappen und schon haben auch noch längere Güter Platz.

Der Laderaum fasst 3,4 m3, – mit Hochdach oder als Maxi wären es sogar bis zu 4,2 m3 – ist über die serienmässige Schiebetüre rechts zugänglich (70 cm breit), über die asymmetrisch zweiflügligen Hecktüren, die sich auch im 90°-Winkel öffnen lassen oder, in unserem Fall, auch über die Schiebetüre links. Mit einer Länge von 1,82m und einer Höhe von gut 1,30m bietet er bei einer Breite von maximal über 1.70m (1,52m, resp. 1,23m zwischen den Radkästen) Platz auch für sperrige Güter. Die Zuladung des leer 1‘385 wiegenden Testwagens beträgt 675 Kg.
Ganz clever – und solches hat sicher auch zum Entscheid «Van des Jahres» beigetragen, finden wir den zusammenlegbaren Beifahrersitz. Er lässt sich abklappen und niederdrücken. Daraufhin lässt sich das Schutzgitter hinter dem Sitz ebenfalls mit einfachem Handgriff öffnen und die Ladelänge vergrössert sich um rund einen Meter (nicht gemessen). Der Fahrer bleibt durch das Schutzgitter hinter und rechts von ihm geschützt. Super!

Winterreise
Die Testfahrten fanden im tiefsten Winter statt. (Die Fotos entstanden noch kurz vor dem heftigen Wintereinbruch). Dass der Doblò mit den 3 oder 4 Kubikmeter unverkleidetem Laderaum nicht zu den leisesten Autos gehören würde, war schon klar. Diese Geräusche hielten sich aber in Grenzen. Hingegen machten die montierten Winterreifen (Pirelli) einen grauenhaften Krach und Fahrten mit 80 Km/h und mehr (Autobahn) wurden zur Tortur. Aber das ist nicht dem Auto anzulasten und kann behoben werden. Der Diesel startete auch bei minus 10 Grad schon nach wenigen Sekunden Vorglühzeit zuverlässig. Das Getriebe lässt sich weich schalten, nur der erste Gang war die erste halbe Stunde lang jeweils etwas hakelig. Die Sicht zur Seite und schräg hinten ist gut, einerseits über die grossen Aussenspiegel, andererseits durch die beiden hinteren Seitenscheiben, die das Manövrieren sicherer machen. Die Sicht nach hinten ist zwar etwas eingeschränkt durch den breiten Mittelsteg der Hecktüren, aber Scheibenheizung und der halbseitige Scheibenwischer beschaffen genügend Durchblick.


Die asymmetrisch öffnenden Hecktüren sind geheizt und halbseitig mit Scheibenwischer versehen.

Der Euro5-Diesel läuft bald akustisch recht unauffällig, ist aber nicht besonders elastisch, er wird gerne geschaltet. Etwas Mühe macht bei tiefen Aussentemperaturen, dass halt dieseltypisch die Heizung recht lange nicht anspricht. Zudem ist ja auch ein grosser Hohlraum aufzuwärmen …

Dass bei einem Lieferwägelchen dieser Grössen- und Preiskategorie eine Start/Stopp-Automatik dabei ist, erstaunt, wo doch sogar neue Grosslimousinen mit Premiumanspruch das nicht einmal gegen Aufpreis liefern können.
Wenn der Testfahrer eigentlich Automatfahrer ist und bei manuell geschalteten Autos sowieso immer den Gang herausnimmt und die Kupplung loslässt, dann ist die Start/Stopp-Automatik ideal. Denn der Motor stellt sofort ab. Beim Treten der Kupplung läuft er umgehend wieder an. Dank ein paar Fahrten in extremen Staus konnte diese Automatik auch in extremis getestet werden. Sie hat immer funktioniert. Wenn, weil Licht, Radio etc., ja weiter laufen, die Batterie sich zu entladen droht, stellt die Automatik zwischendurch nicht ab, ist also auch noch clever!

Die technischen Unterlagen nennen für unseren Testwagen einen Verbrauch von 5,2 Litern. Der Bordcomputer nannte 6,0 Liter, effektiv getankt wurden 7 Liter, erreicht mit unbeladenem Auto. Der Bordcompi „bescheisst“ also ganz schön. Hingegen ist der Verbrauch insofern zu relativieren, dass Winterreifen montiert und die Aussentemperaturen kalt bis sehr kalt waren, zwar viele verbrauchsgünstige Autobahnfahrten dabei waren, aber eben auch mehrere stundenlange Staus den Verbrauch nach oben trieben.


Nuovo Doblò: Kann empfohlen werden.

Alles in allem ein zweiplätziger Kleinlaster, mit 675 Kg Zuladung gemäss Fahrzeugausweis, den man empfehlen kann. Für die Nachfolge, die gegen Ende 2012 kommen soll, haben sich Fiat und Opel auf eine (weitere) Zusammenarbeit geeinigt.

Heiny Volkart