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amadefries

3. November 2017

Extravaganter SUV-Zwerg

Toyota | 0 Kommentare

Compact High Rider – C-HR. Echt, mit den einprägsamen Namen haben es die Japaner einfach drauf. Nicht. Wer soll sich denn sowas merken? Dabei ist das Auto zur kryptischen Bezeichnung durchaus bemerkenswert. Nach dem eher halbherzigen Crossoverversuch in Form des Urban Cruiser versucht man es dieses Mal eine Stufe höher mit einem spektakulär gezeichneten Juke-Konkurrenten, […]

Compact High Rider – C-HR. Echt, mit den einprägsamen Namen haben es die Japaner einfach drauf. Nicht. Wer soll sich denn sowas merken? Dabei ist das Auto zur kryptischen Bezeichnung durchaus bemerkenswert. Nach dem eher halbherzigen Crossoverversuch in Form des Urban Cruiser versucht man es dieses Mal eine Stufe höher mit einem spektakulär gezeichneten Juke-Konkurrenten, der ein bisschen Concept-Car-Feeling auf die Strasse bringt.

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Nissan hat mit dem Juke bewiesen, dass auch seltsame Kreationen zum Erfolg führen können, solange das Paket passt. Und, passt dieses Paket, das Toyota da geschnürt hat? Fangen wir bei der auffälligen Optik an. Auf den ersten Blick wirkt der C-HR wie ein höheregelegtes Coupé. Einmal mehr wurde der Trick der versteckt angebrachten Türgriffe erfolgreicht angewendet. Hier allerdings in einer speziell unpraktischen Variante. Vorne leuchten Tagfahrlichtbänder, Blinker sowie Abblend- und Vollicht aus weit herumgezogenen Scheinwerfergehäusen. Der Übergang in die Logoblende ist dabei praktisch unsichtbar, wie man das auch vom Avensis oder vom RAV4 kennt. Die Front ist ein Meer von Einzügen und Wulsten, die aber ein gesamthaft stimmiges Bilder erzeugen. Die Seitenansicht wird von einer überbreiten C-Säule geprägt. Darüber ragt ein aus dem Dach hervorwachsender Heckspoiler, der wohl sportliche Ambitionen andeuten soll. Zuhinderst gibt es dann ausdruckstarke Heckleuchten, die mit ihrer Klammerform die Heckklappe gleichsam einrahmen. Eine unverwechselbare Hülle, die durchaus gefallen kann.

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Weiter geht es im Innern. Setzt sich das extravagante Design dort fort? Eher nicht. Einzig der blaue Streifen aus softem Kunststoff fällt auf. Elegant gelöst haben die Japaner die Integration des Multimediabildschirms. Er entwächst sozusagen direkt dem erwähnten blauen Streifen. Auch sonst ist alles an seinem Ort. Ein Toyota halt. Und obwohl wir hier in der Hybridversion des C-HR sitzen, gibt es einen konventionellen Automatikhebel anstelle des vom Prius bekannten Stummelchens. Angenehm.

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Ich drücke auf Start, lege den besagten Hebel in die D-Position und lasse das Bremspedal los. Sofort stellt sich das typische Hybridfahrgefühl ein. Ich versuche zu verhindern, dass der Benziner anspringt, scheitere aber schon an der ersten kleinen Steigung. Der 122 PS starke Vierzylinder erwacht, um am Stopp bereits wieder zu verstummen. Im Eco-Modus bewegt sich der C-HR etwas gar asthmathisch, und doch sind die als Normwert angegebenen 3,9 Liter Verbrauch als blosse Theorie anzusehen. Also kann man sich das übertriebene Öko-Getue auch schenken und direkt in den Normal-Modus wechseln.

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Jetzt benimmt sich der kecke C-HR etwas weniger wanderdünenartig. Seinem sportlichen Äusseren kann er aber auch so nicht gerecht werden. Die gutmütige und komfortable Abstimmung des Fahrwerks lädt ebenfalls nicht zu allzu dynamischer Fortbewegung ein. Die sehr leichtgängige und ziemlich gefühlsbefreite Lenkung ist ein weiteres Indiz dafür, dass der C-HR die gemütliche Gangart präferiert. Darum ist es auch nicht weiter tragisch, dass sich der Sportmodus in den Tiefen des Menüs versteckt und er im Gegensatz zum Normal- oder Eco-Modus bei jedem Neustart wieder frisch aktiviert werden will.

Viel wichtiger in der Praxis: Der C-HR hat einen sehr gut funktionierenden adaptiven Tempomaten an Bord. Während man anderswo die automatisch am Vordermann angepasste Geschwindigkeit nur bis hinunter zu einem Tempo von 30 km/h zulässt, funktioniert das System hier bis zum Stillstand. Fährt das Fahrzeug vor dem Toyota wieder los, tippe ich einfach kurz auf das Gaspedal, um den Tempomaten wieder zu aktivieren.

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Diese sanfte Art der Tempowechsel schätzen auch die Passagiere. Wenn sie hinten sitzen, profitieren sie übrigens von einem enormen Mass an Privatsphäre: Durch die in die Türe gezogene C-Säule und das fast brillenglaskleine Seitenfenster ist die seitliche Aussicht nahe bei Null. Von aussen ist also nicht zu erahnen, ob da jemand auf den Rücksitzen sitzt oder nicht.

Der C-HR ist in der getesteten Version kein Schnäppchen. Genau 41’000 Franken ruft Toyota für den Hybriden in der Style-Ausstattung auf, wenn er mit den Paketen Multimedia, Assistance und Dynamic aufgerüstet wird. Vorbildlich von Toyota: Der adaptive Tempomat ist ebenso in jedem C-HR Serie wie das automatische Fernlicht und der Müdigkeitswarner. Ebenfalls kostenrelevant: Der Verbrauch, der mit 5,3 Liter im Testschnitt nicht sensationell tief aber doch sparsam ausfällt.

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Toyota ist mit dem kleinen C-HR ein grosser Wurf gelungen. Zum einen sieht er spektakulär und dennoch gefällig auf. Zum anderen fährt er richtig gut, ist (zumindest nach vorne) übersichtlich und bietet genügend Platz für Insassen und Passagiere. Als Hybrid ist er immer ein Fronttriebler, was in diesem Segment kaum ein Nachteil ist, da das Publikum pirmär die hohe Sitzposition schätzt.