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zuendung

16. August 2010

Gar nie lahm

Kia | 0 Kommentare

Laut und schrill ist der Karneval in Rio de Janeiro. Der Carnival von Kia aber ist anders. Von aussen klassisch asiatisch zweckmässig, innen nüchtern. Dazu silbergrau. Ein Minivan eben, den man mit irgendeinem fernöstlichen Markenemblem versehen könnte. Mit seinem rechtsgelenkten Kameraden (Kia Sedona 2.9 CRDi) durften wir 2009 die Kia-Vanwelt kennen lernen. Die solide Bauart, […]

Laut und schrill ist der Karneval in Rio de Janeiro. Der Carnival von Kia aber ist anders. Von aussen klassisch asiatisch zweckmässig, innen nüchtern. Dazu silbergrau. Ein Minivan eben, den man mit irgendeinem fernöstlichen Markenemblem versehen könnte. Mit seinem rechtsgelenkten Kameraden (Kia Sedona 2.9 CRDi) durften wir 2009 die Kia-Vanwelt kennen lernen. Die solide Bauart, das entspannte Fahrgefühl – und vor allem der durchzugskräftige Diesel haben uns neugierig auf die koreanischen Sprösslinge gemacht. Seit 1999 führt Kia den Carnival im Programm. Unser Testwagen entstammt der vierten Generation, die seit 2006 fast unverändert gebaut und erfolgreich verkauft wird. In Deutschland wird er nicht mehr verkauft, obwohl neu der hochmoderne 2,2 Liter Dieselmotor für beeindruckenden Vortrieb sorgt.

Bisher ging der Diesel mit 185 PS ans Werk. Jetzt mit 0,7 Liter Hubraum weniger, dafür 10 PS mehr und kräftigen 436 Nm vom 1800-2500 U/min. Diese Werte katapultieren den Carnival an die Leistungsspitze der dieselbefeuerten Minivans. Entsprechend ungestüm scharrt der Carnival beim Gaseinsatz. Oft ertappt man sich beim Anfahren, das Gaspedal etwas zu fest durchzudrücken. Nach einer kleinen Luftholpause quittiert der Bärendiesel die Aktion vehement und lässt die Vorderräder durchdrehen. Das LkW-ähnliche Pneuprofil beisst sich lautstark in den Asphalt, so dass einige Passanten empört nach einem Rowdy Ausschau halten. Sobald sie begreifen, dass der Lärmverursacher nicht im Golf/Remus/Tiefbreit, sondern eben in der silbergrauen Familienkutsche sitzt, scheinen die kühnsten Erwartungen übertroffen: „Und so einer darf Kinder haben!?“ Dem Carnivaltäter bleibt nur, mit entschuldigenden Gesten die Situation wieder einzurenken.

So ist das mit dem Carnival, er überrascht einen, weil man von einem silbergrauen Minivan aus Korea nicht viel erwartet. Die inneren Werte überzeugen: 7 Jahre Garantie, feine Lederausstattung, Dreizonenklima usw. Im Prospekt verweist Kia stolz auf die deutschen Wurzeln: Für die neuste Carnival-Generation zeichne das Design- und Entwicklungszentrum in der Nähe von Frankfurt verantwortlich. Einzig in Details verrät der Kia seine Nachteile: Bluetooth Freisprechanlage, Radiofernbedienung oder Tippblinker fehlen. Im Euro-NCAP gibt es immerhin vier Sterne. Dafür zeigt der im Rückspiegel integrierte Farbbildschirm was hinter dem Fahrzeug ist und verhindert Parkschäden.

Dank gut abgestimmtem Sechsgangautomat legt der Carnival zügig Geschwindigkeit zu. Am Ortsende Kickdown – der Diesel heult auf und packt sich den passenden Gang, nur um wenige Sekunden später die 80er-Markierung zu durcheilen. Der Schnauf geht erst bei schneller Autobahnfahrt aus, spontane Überholmanöver ab 120 verzögert der Kia durch seine schiere Grösse bzw. durch den daraus hervorgehenden Luftwiderstand. Mit Tempomat, Armlehne und Soundsystem reist es sich im Carnival äusserst entspannt. Einzig eine bessere Geräuschkapselung hätten man dem Diesel an seinem neuen Arbeitsort installieren können. Unter Vollast teilt der Motor sein Engagement lautstark durch Brummen mit. Schade, im neuen Sorento arbeitet derselbe Motor äusserst geräuscharm.

Leistung satt und entspannendes Vorankommen – das sind die Hauptpreise, die Carnivalkäufer gewinnen. Schön ist auch, dass es den Siebenplätzer/Diesel/Automat bereits ab CHF 42‘950 gibt. Unsere Variante „Style“ ist die am besten ausgestattete und steht mit gut 50‘000 Franken angeschrieben. Enthalten sind automatische Schiebetüren und Heckklappe, 3-Zonenklima, Lederpolster usw. Weitere Extras können wir uns nicht ausdenken – sie sind auch gegen Geld nicht zu haben.
Wir haben den asiatischen Powerdiesel als praktischen Lebensbegleiter schätzen gelernt. Sympathien erntet er bei allen MitfahrerInnen zwar erst auf den zweiten Blick, dafür nachhaltig. Seinen Stärken bleibt er übrigens auch bei Vollauslastung treu: Selbst mit sieben Personen (davon fünf über BMI) besetzt staubt der gar nie lahme Carnival jeden Ampelstartpokal ab. Man sieht im die Power einfach nicht an…

Besten Dank an Kia Schweiz für die grosszügige Leihgabe.