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zuendung

29. September 2012

Grande Evo?

Fiat | 0 Kommentare

Es war der Herbst 2005, als Fiat den Grande Punto in Frankfurt enthüllte. Weil er deutlich grösser als sein Vorgänger ausfiel, bekam er den Zusatz "Grande" zur Seite gestellt. Vier Jahre später strich man das Wort vorne um hinten ein "Evo" anzufügen. Mit dem Namenswechsel gingen einige optische Anpassungen einher, von denen wir nicht sonderlich […]

Es war der Herbst 2005, als Fiat den Grande Punto in Frankfurt enthüllte. Weil er deutlich grösser als sein Vorgänger ausfiel, bekam er den Zusatz "Grande" zur Seite gestellt. Vier Jahre später strich man das Wort vorne um hinten ein "Evo" anzufügen. Mit dem Namenswechsel gingen einige optische Anpassungen einher, von denen wir nicht sonderlich begeistert waren. Weitere drei Jahre zogen ins Land, da beschloss man bei Fiat, dem Punto jegliche Bezeichnungszusätze wegzurationalisieren und ihm dafür einen Punkt im Logo zu verpassen. Ausserdem hat man ihm wieder ein gefälligeres Gesicht verpasst.

Die Revolution des wiederholt facegelifteten Punto fand nun aber unter dem Blech statt: Der Zweizylinder mit 0,9 Liter Hubraum ist nun auch hier erhältlich. Im Fiat 500 konnte der Twin überzeugen, im Lancia Ypsilon eher weniger. Wie passt er zum Kleinwagen aus dem B-Segment, der doch ein Stück grösser ist, als es die bislang mit dem Twinair erhältlichen Modelle sind?

Noch immer speziell ist der Klang des kleinen Turbomotors. Passanten könnten meinen, der Auspuff sei kaputt oder der Motor laufe nur auf einem Teil seiner Zylinder. Zum etwas rumpligen Leerlauf kommt eine nicht eben freudige Gasannahme im unteren Drehzahlbereich. Sobald er aber einmal auf Touren kommt, ist der 0,9-Liter ein ganz munterer Bursche. Natürlich geht ein Auto mit 85 PS jetzt nicht gerade wie von der Tarantel gestochen. Es ist eher so, als würde man von einer Hummel gekniffen. Aber immerhin, zum Mitschwimmen im Stadtverkehr reicht die Performance mehr als aus. Nur die Gänge fünf und sechs bleiben dann aussen vor. Sie sind erst ab Landstrassentempo brauchbar. Und bei steilen Autobahnpassagen kann es sein, dass man auch mal in die fünfte Fahrstufe zurückschalten muss.

Dass man das nicht immer mit Freude tut, liegt am etwa hakeligen Getriebe. Zusammen mit den nicht sonderlich bequemen Sitzen führt das dazu, dass man im Bereich Komfort mit leichten Abstrichen zu leben hat. Ebenfalls nicht ganz überzeugen kann das Bedienkonzept: Es gibt Bedienfelder links vom Lenkrad, auf dem Lenkrad und auf dem Touchscreen des Navigationssystems. Will man dann noch den Tageskilometerstand zurückstellen, kann man das nur via Lenkstockhebel tun. Hier spürt man am ehesten, dass der Punto nicht mehr ganz taufrisch ist.

Ziemlich frisch ist dagegen die Farbe des Testwagens. Mit seinem Dunkelrot ragt er aus der grautönigen Masse heraus. Das gefällt bestimmt nicht jedem, soll es aber auch nicht. Langeweile überlassen die Italienier ja seit jeher lieber den nüchternen Konkurrenten aus dem Norden. Die könnten bestimmt auch mit dem Felgendesign ganz und gar nichts anfangen. Dabei darf es doch ruhig auch mal etwas Neues sein. Überhaupt ist die Optik des Punto noch immer ein klarer Pluspunkt. Seine klaren Linien wurden selbst in den sieben Jahren, in denen wir sie nun kennen nie alt. Die neuerlich aufgefrischte Front ist modern und geht gleichzeitig sparsam mit Designelementen um. Eine selten gewordene Tugend. Nicht eben sparsam zeigt sich der muntere Zweizylinder: Statt dem bekannt unrealistischen NEFZ-Verbrauch von 4,2 rauschten 6,8 Liter durch die zwei Brennräume. Dies trotz eines tadellos funktionierenden Stopp-/Start-Systems.

Genau 100 Franken unter der 20'000er-Grenze sind für den Punto mit dem TwinAir-Motor zu berappen. Beim Testwagen kamen noch einige Goodies dazu, wobei sich ein Gesamtpreis von 21'710 CHF doch noch einigermassen im Rahmen hält. Dafür erhält man einen Kleinwagen, der nicht alt sondern reif geworden ist. Fahrverhalten und -sicherheit sind weiterhin ohne Tadel. Die Motorisierung überrascht und überzeugt mit lebendigem Durchzug und ausreichenden Fahrleistungen. Dass beim Verbrauch nicht wenigstens eine 5 vor dem Komma steht, muss man in Anbetracht des Aufwands im Motorbereich doch als Enttäuschung sehen. Dennoch muss man konstatieren, dass der kleine Zweizylinder bestens zum Kleinwagen passt. Auch das neuste Facelift hat dem Punto gut getan, der neue kleine Motor zeigt den Ingenieursgeist von Fiat. So bleibt er trotz seines Alters eine Empfehlung für die B-Segment-Kundschaft.