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marcwegmueller

21. Dezember 2015

Hasch Di ned brav aufgführt?

Opel | 0 Kommentare

Mitleidig sucht der Beifahrer nach Gründen, warum sich einer hinters Steuer eines grauen Opels setzen mag. Setzen muss, seiner Meinung nach. Obwohl, die Sitze sind bemerkenswert bequem. Und bei einem Verbrauch von etwa 6,7 Litern auf 100 Kilometer – trotz Kurzstrecken, wintertlicher Kälte und hie und da deutscher Autobahnetappen – da fällt es einem leicht, […]

Mitleidig sucht der Beifahrer nach Gründen, warum sich einer hinters Steuer eines grauen Opels setzen mag. Setzen muss, seiner Meinung nach. Obwohl, die Sitze sind bemerkenswert bequem. Und bei einem Verbrauch von etwa 6,7 Litern auf 100 Kilometer – trotz Kurzstrecken, wintertlicher Kälte und hie und da deutscher Autobahnetappen – da fällt es einem leicht, sich brav aufzuführen. Die Maschine verwöhnt sogar mit einer angenehmen Lenkradheizung. Im Alltag funktioniert der Insignia doch recht gefällig. Gartenzwerg- und Aussendienstimage hin oder her.

Opel Insignia 2.0 CDTI zuendung.ch 2015 (13)

Neu ist der Diesel. Euro 6, und besonders leise, 6-Gang Wandlerautomat. Die 170 PS sind heute zwar keine Ansage mehr, genausowenig wie die Wandlerautomatik. Gepolstert mit 400 Nm sattem Drehmoment aber packen sie wacker an und gehen mit dem schweren Wagen gekonnt um. Der neue Motor macht aus dem Insignia ein leicht fahrbares Auto – keine besonderen Stärken, aber auch keine besonderen Schwächen. Eher komfortorientiert. Aber zügig bewegen geht auch: Auf der limitfreien Autobahn mag er mithalten, unsere Hände bleiben schweissfrei. Bei 170 gelingt eine Unterhaltung in Teesalonlautstärke ebenso wie einem Radiohörspiel zu folgen. Hängt man sich in den Windschatten eines Reisecars oder eines anderen konstant fahrenden Verkehrsteilnehmers lässt einen der Abstandstempomat entspannt hinterherbummeln. Bei rasanteren Fahrten und Überholmanövern wird die Abstandsregelung jedoch nervös, mitunter bremst sie abrupt, obwohl schon zum Überholen angesetzt. Oder sie beschleunigt unangenehm stark nachdem die Spur frei wird. Ist man allein unterwegs geht das. Den Passagieren an Bord jedoch schmälert es den Reisekomfort.

Opel Insignia 2.0 CDTI zuendung.ch 2015 (9)

Klappe hoch! Der Insignia koppelt sein Hinterteil nahezu ab, wie eine Fähre öffnet er seinen Schlund. Hinter der riesigen Heckklappe erscheint eine überraschend kleine Öffnung. Lustig ist das zweite Pärchen Heckleuchten, die bei hochgeklappter Hecktür die Funktion der normalen Heckleuchten übernimmt. Vier Heckleuchten also. Was das wohl kosten mag? Auf jeden Fall etwas Spezielles: Das macht dem Insignia keiner nach, nicht mal die Q-Modelle von Audi mit ähnlich grossen Klappen. Beim Preis rechnet Opel allerhand Zusätzliches ein. Die elektrische Sitzeinstellung auf der Fahrerseite kostet CHF 750 (der Beifahrer muss manuell verstellen), einen ausziehbaren Kofferraumboden verbaut Opel für weitere CHF 1200, und das acht Zoll grosse Display hinter dem Lenkrad gibt es für CHF 600. Die Start/Stop Automatik erhält nur der Handschalter. So steht unser Testwagen mit deutlich über CHF 50000 in der Preisliste.

Opel Insignia 2.0 CDTI zuendung.ch 2015

Apples Car Play koppelt einwandfrei. Einige iPhone Apps erscheinen auf dem zentralen Bildschirm. Navi und Siri holt sich unser Insignia vom Telefon, womit das von Opel verbaute Navi eigentlich überflüssig wäre. Sofern denn eine Internetverbindung besteht. Car Play funktioniert und ist ein Schritt richtung nützlicher Konnektivität. SMS lesen, Siri fragen, Podcasts hören. Wir haben es jedoch nicht hingekriegt, bei aktivem Car Play einen Radiosender übers eingebaute Gerät abzuspielen. Noch mehr Technik an Bord: Mit dem Onstar System verspricht Opel: „Ihr Auto ist WLAN-fähig! Bald kommen Sie in den Genuss von stabilem und schnellem Internet an Bord.“ Das erste Jahr ist kostenlos, danach fallen jährlich CHF 109 für den Sicherheits- und Orientierungsdienst an.

Opel Insignia 2.0 CDTI zuendung.ch 2015 (14)

Opels Quickheat Heizsystem wärmt den Wagen rasch nach dem Losfahren. Besonders auf winterlichen Kurzstrecken haben wir das zu schätzen gelernt. Richtig warm ums Herz ist es uns mit dem Deutschen Mittelklässler jedoch nicht geworden. Dazu fehlt ihm ein Quäntchen Einzigartigkeit, bunte Tupfer sind nicht sein Ding. Seine Mitbewerber sind frischer am Start und schenken ihm nichts. Trotz der grundlegenden Überarbeitung vor zwei Jahren und dem neuen Dieselmotor schimmern seine 2008er Wurzeln durch. Umso mehr freuen wir uns auf einen baldigen Nachfolger.

Für zündung.ch

Marc Wegmüller

 

Opel Insignia 2.0 CDTI zuendung.ch 2015 (8)

PS: Im morgenlichen Stossverkehr haben wir den adaptiven Tempomaten auf die maximale Geschwindigkeit eingestellt – und die zulässige Höchstgeschwindigkeit nie (also kaum, s. Bild) überschritten 😉