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marcwegmueller

16. Dezember 2020

Hör mal wer da hämmert!

Kia | 0 Kommentare

Kia, wer hätte es gedacht, berührt uns sehr. Vor fast zwanzig Jahren mit der Erotik einer Exceltabelle angetreten, haben sich die Fernöstlichen einen starken Eindruck erarbeitet. Wer beim Kaffeeautomaten «KIA» sagt, erntet erwartungsvolle Kameradenblicke: «Erzähl, wie ist er so?» Sieben Jahre Garantie machen halt Eindruck. Und Peter Schreyers Design. Das wirkt. 2002 ist der erste […]

Kia, wer hätte es gedacht, berührt uns sehr. Vor fast zwanzig Jahren mit der Erotik einer Exceltabelle angetreten, haben sich die Fernöstlichen einen starken Eindruck erarbeitet. Wer beim Kaffeeautomaten «KIA» sagt, erntet erwartungsvolle Kameradenblicke: «Erzähl, wie ist er so?» Sieben Jahre Garantie machen halt Eindruck. Und Peter Schreyers Design. Das wirkt. 2002 ist der erste Sorento in Europa angetreten. Wir haben Kia heranwachsen sehen, haben mitgefiebert von Picanto bis Stinger. Jetzt ist die vierte Generation am Werk. Wie schnell die doch gross werden!

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Rätselfreunde langweilen sich bald: Trotz 75 (!) Knöpfen in Reichweite der fahrenden Person – den Touchscreen haben wir gnädig als nur einen Knopf gezählt – alle Bedienelemente sprechen eine klare Sprache. Auch Fahrerinnen und Fahrer, die sich in der analogen Welt wohler fühlen als mit Einsen und Nullen, eröffnen sich die Tastfunktionen rasch. Zum Beispiel der Wippschalter für Sitzheizung und Sitzkühlung: Logisch, schön zum Anfassen, präzise geführt. Das ist Kia, finden wir – und finden in und ums Fahrzeug laufend Bestätigung dafür. Beim Linksblinken verwandelt sich der Tacho in einen Fernseher, der den toten Winkel hinten links anzeigt. Beim Rechtsblinken wird der Drehzahlmesser mit dem Winkelbild überblendet. Schlau!

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Kia ist der Feuerverzinkte unter den Modernen: Es ist alles dabei. Vielleicht nicht ganz Avantgarde, dafür funktioniert es zuverlässig. Eher gestrig berührt einen der Diesel. Besonders wer elektrische Mobilität gewohnt ist, den schüttelt es im eigensten Sinne des Wortes. Erstens ob den Vibrationen, und zweitens vor Erstaunen, dass es im Stromzeitalter noch solche «Mocken» gibt. Man gewöhnt sich eben schnell an lautlose und schüttelfreie Elektrofortbewegung. Der Smartstream Diesel ist neu entwickelt, ganz aus Alu, erfüllt die neusten Abgasvorschriften und ist 38kg leichter als der Vorgängermotor. Das ist toll. Aber so etwas zu schreiben erinnert mich an die Anfänge meiner Schreibkarriere. Damals staunte man noch, wenn ein Turbodiesel unter Volllast rauchzeichenfrei arbeitete. Und jetzt? Dieseltechnik interessiert doch keinen mehr! Kia verkauft zwar noch die meisten Sorento als Diesel (und der ergibt auf lange Distanzen auch Sinn), zeitgemäss wäre jedoch eher der Benzinhybrid. Und vielleicht kommt er als reiner Stromer? Die Koreaner wüssten ja, wie es geht.

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Vom neu entwickelten Smartstream-Kolbenschüttler gäbe es auch einen Dreiliter-Reihensechszylinder (bisher nur im riesigen GV80). Doch das ist eine andere Geschichte. Wenn wir grad beim Träumen sind: Passagierinnen und Passagiere, Passantinnen und Passanten; Ihnen gefällt der hellblaue SUV. «Hübsch» finden sie ihn, «schön gemacht» hört man, und gelegentlich auch «die chönd halt scho öpis, die Koreaner». Das finden wir auch und schliessen uns der offenbar weit verbreiteten Bewunderung für die einstigen Neueinsteiger an. Wir sind sicher, KIA bringt den geschmeidigen Hochbeinigen mindestens so gut unters Volk wie die Vorgängermodelle.

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Die Faktenlage sieht übrigens gut aus: Unser Wagen verschlingt mit der Speziallackierung, dem Panoramaglasdach und dem Luxuspack (Nappa Ledersitze und grosse Felgen) unverhandelte CHF 66’700. Für ein Siebenjahresorglospaket mit allen erdenklichen Extras also pro Jahr knapp CHF 10’000. Dazu etwas über acht Liter Verbrauch auf 100 Kilometer (Winterreifen, Heizung) im gemischten Verkehr. Das überzeugt und bedroht die Platzhirsche aus dem Premiumsegment. Ein hübsches Ding. Headup-Display, Abstandstempomat, gute Anbindung fürs Smartphone (kabellose Ladung und drei USB-Anschlüsse vorne) usw. Fein gemacht. Und auch der 2,2-Liter-Diesel ist einer der besten seiner Art. Wären wir nur sonst nicht elektrisch unterwegs, dann ertrügen wir wohl sogar sein Hämmern.

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