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19. Juni 2009

Hoffnungsträger

Opel | 0 Kommentare

Hoffnungsträger Test: Opel Insignia Cosmo 2.0 CDTI Autowerke werden geschlossen, sind insolvent, andere haben Kurzarbeit eingelegt, die Verkäufe sind um ein Drittel oder gar die Hälfte eingebrochen, doch bei Opel werden Zusatzschichten eingelegt, um die grosse Nachfrage nach dem Insignia befriedigen zu können. Das ist doch ein Lichtblick! Warum wollen alle einen Insignia? Was ist […]

Hoffnungsträger

Test: Opel Insignia Cosmo 2.0 CDTI

Autowerke werden geschlossen, sind insolvent, andere haben Kurzarbeit eingelegt, die Verkäufe sind um ein Drittel oder gar die Hälfte eingebrochen, doch bei Opel werden Zusatzschichten eingelegt, um die grosse Nachfrage nach dem Insignia befriedigen zu können. Das ist doch ein Lichtblick! Warum wollen alle einen Insignia? Was ist dran, am Insignia?

Opels Modellpolitik war gegenüber den Flottenbesitzern nicht immer über alle Zweifel erhaben. Der so beliebte Omega Kombi verschwand preislich in unerreichbare Sphären, der Astra Caravan litt unter Qualitätsproblemen aller Art und der dazwischen geschobene Vectra Caravan, von dem sich viele Flottenbesitzer ihr neues Volumenmodell erhofft hatten, erwies sich als genau gleich gross (oder klein) wie der Astra. Erst der Nachfolge-Vectra war dann wieder ein für Firmen mit viel Ladebedarf brauchbares Auto. Und jetzt ist wieder Wachablösung. Um keine unerwünschten Assoziationen wachzurufen, erhielt der Nachfolger einen neuen Namen: Insignia heisst er und ist in der aktuelle Krise der Hoffnungsträger von Opel.


Opel Insignia: Läuft wie auf Schienen

In drei Karrosserievarianten ist der Insignia nun auf dem Markt; als 4- und als 5-türige, 4,83 m lange Limousine und als Kombi, der nicht mehr den traditionellen Namen Caravan trägt, sondern jetzt «Sports Tourer» heisst. Ob Flottenbesitzer, die einen Kombi mit viel Platz suchen, von diesem Lifestyle-Namen angezogen werden und vermehrt Insignia-Kombis kaufen, wird sich weisen.
Die beiden Limousinen unterscheiden sich im Aussehen nicht gross. Neben der praktischen Heckklappe verfügt der 5-Türer auch über einen etwas grösseren Laderaum (530/500, resp. 1075/1015 Liter) und er ist flexibler bei der Beladung, kann der 5-Türer doch mit abgeklappter Rücksitzlehne bis unters Dach 1‘470 Liter Gepäck aufnehmen. Der Grundpreis des 4-Türers beträgt genau 36‘000 Franken, für den 5-Türer sind es 500 Franken mehr (1,8 / 140 PS). Sports Tourer gibt’s ab 37‘800 Franken.


Das Cockpit ist übersichtlich und ergonomisch eingerichtet

Neben vier Benzinern (1,6 bis 2,8 Lt., 140 bis 260 PS) ist auch ein 2-Liter-Diesel in vier verschiedenen Stärkevarianten erhältlich (110 bis 190 PS), die je stärksten Varianten sogar mit Allradantrieb. Dafür sind dann, je nach Ausführung, zwischen 56‘500 und 59‘200 Franken fällig. Alle Motoren erfüllen Euro5.
Bei unserem Testwagen, einer Fliessheck-Limousine in der besten Ausstattungslinie Cosmo, handelte es sich um eine eher gängige Version. Ausgerüstet mit dem zweitstärksten Diesel (1956 ccm, 160 PS, 350 Nm / 1750 – 2500 T) kommt man damit, auch mit dem Automaten, zügig voran (9,6 sec. für 0-100 km/h). Es sind dafür, inkl. 6-Stufen-Automat, 50‘500 Franken auszulegen.
An Sonderausstattungen durften wir uns an den Ledersitzen freuen, die mit dem AGR-Siegel versehen sind (AGR = Aktion Gesunder Rücken), aber 2‘800 Franken kosten. Metallicfarbe (650), Mobiltelefon-Vorbereitung (400), Parkpilot v/h (750), Halogen-Nebelleuchten (250) und die elektrische Fahrersitzeinstellung (250) sind weitere nützliche Ausstattungen. Die 800 Franken für 19-Zoll-Alufelgen (8.5×19) werden sich beim Reifenersatz (245/40 – 19) aber vervielfachen und sollten vom Flottenbesitzer nicht ausgegeben werden. Der Endpreis unseres Testwagens stellte sich so auf Fr. 56‘400.


Trotz 245er Reifen auf 19"-Felgen bekundete der Insignia keine Mühe im Schnee.

Und er sieht gut aus! Sportlich, dynamisch, kraftvoll, irgendwie coupéartig, gleichzeitig aber auch seriös. Kein Wunder, dass der Insignia zum Auto des Jahres erkoren worden ist.
Typen- und Motorenvielfalt und ein gutes Aussehen genügen zwar vielen Leuten, sich dieses Auto anzuschaffen. Ob sie dabei bleiben, zufrieden sind und Mundpropaganda machen, wird später im Einsatz entschieden. Testfahrer versuchen, dies vorauszuahnen und so nahmen wir den neuen Opel genau unter die Lupe.

Das Insignia-Design stiess bei den Testfahrern wie auch bei Passanten auf Anerkennung; das Auto gefiel. Die Sitze sind sportlich eng, aber bequem, die Ergonomie der diversen Instrumente und Schalter scheint OK. Das Gurtschloss des Fahrersitzes ist allerdings zu tief angebracht, das Schliessen des Sicherheitsgurtes ist etwas mühsam.
Auch hinten sitzt man bequem, sofern man relativ klein ist. Grössere Personen (ab ca. 180 cm) und Sitzriesen stossen am Dach an. Da macht sich die elegante Dachlinie negativ bemerkbar.
Der Kofferraum ist annähernd quadratisch (100 x 103 cm), wird aber bei vorgeklappten Rücksitzen knapp doppelt so tief (1,90 m). 515 Kg Zuladung sind ein vernünftiger Wert für eine Limousine (Kombi 557 Kg).


Das Insignia-Design gefiel Testfahrern und Passanten.

Der Common-Rail-Diesel startet unverzüglich. Er ist kein Leisetreter, das Geräuschniveau ist aber aussen und vor allem innen immer erfreulich tief. Beim Einstellen der Aussenspiegel fällt deren eigenartige Form auf: Sie sind fast dreieckig, innen hoch und nach aussen spitz zulaufend, sodass man genau dort, wo man den grössten Blickwinkel haben sollte, am wenigsten sieht. Eine unnötige Reverenz an die Designer und Aerodynamiker, die Sicherheit verschenkt.

Der Motor ist spritzig, das Fahrwerk scheint gut abgestimmt, Unsicherheit kommt nie auf. Opel hat auch unter dem Blech die Aufgaben gemacht. In Tunnels schaltet das automatische Licht relativ spät ein – und auch spät wieder aus. Das Navi ist intuitiv bedienbar, die elektro-nische Parkbremse ist mit einem Finger anzuziehen und zu lösen.

Vernünftiger Durst
Die Werksangaben nennen für unseren 160 PS-Diesel 9,3 Lt. Städtisch, 5,3 Lt. Ausser-städtisch und 6,8 Lt. Gesamtverbrauch (genau gleich wie 130 PS-Version).
Unser 160 PS-Testwagen ohne Automatik würde nach Werksangaben aber 1 bis 1,7 Lt. weniger verbrauchen. Das ist doch ein erstaunlich hoher Mehrverbrauch für die Automatik.
Wir fuhren viel Langstrecken, weshalb sich der Testverbrauch in Grenzen hielt: 6,8 Liter über alles entsprechen genau der Werksangabe. Note Gut.
Damit erreicht unser Testwagen die Energieeffizienzgruppe C und stösst 179 g CO2/km aus.

Garantien
Die 2 Jahre normaler Werksgarantie sind heute ungenügend. Kein Gratisservice und keine Gratisreparaturen sind im Preis inbegriffen. Das machen viele Mitbewerber besser! Nach dem Kauf kann aber eine Anschlussgarantie gekauft werden. Für ein drittes Jahr sind 385 Franken, für ein drittes und viertes Jahr sogar 815 Franken hinzublättern. Nur für die Garantie wohlverstanden, nicht für Gratisreparaturen oder –Services.
Mobilitätsgarantie und Durchrostungsgarantie entsprechen dem heute üblichen Standard.


Die nach aussen spitz zulaufenden Aussenspiegel sollten aus Sicherheitsgründen aussen verbreitert werden.

Fazit
Die Chancen stehen unseres Erachtens gut, dass der Insignia die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllt. Gutes Aussehen, gute Serienausstattung bezüglich Sicherheit und Komfort, «anständige» Aufpreis für Optionen, Partikelfilter, Euro5-Norm, 5 Sterne Euro¬NCAP, sparsam im Verbrauch, aber trotzdem gute und sichere Fahrleistungen und das unseres Erachtens gute Preis-/Leistungsverhältnis sind die wichtigen Pluspunkte. Die etwas geringe Sitzhöhe hinten, die falsch rum dreieckigen Aussenspiegel, sowie die nicht mehr zeitgemässen Garantieleistungen stehen auf der Minusseite. Alles in allem denken wir, dass man den Insignia empfehlen kann.

Ein Wort zum Kombi
Dass Opel selber den nun Sports Tourer genannten Caravan als Lifestyle-Kombi sieht, ist schade. Mit 4,91m Länge könnte er ein ausgewachsener Transporter sein, der aber leider nur Platz für 1‘530 Liter bietet. Motorenauswahl und Ausrüstungen entsprechen der entsprechenden Limousinenversion. Die Preise liegen 1‘800 /1‘300 Franken über der 4-/5-türigen Limousine (ab 37‘800 Franken), der Treibstoffverbrauch nur unwesentlich darüber.
Sicher wird der Insignia Sports Tourer einen Marktanteil bei Flottenbesitzern erreichen, das erwartete Arbeitsgerät und Omega-Ersatz ist er aber nicht.

Heiny Volkart, VOLKARTpress