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zuendung

19. August 2009

Ich bin dabei!

Kia | 0 Kommentare

Reinsitzen und losfahren. Im Zeitalter von Schlüsseln, die keine sind, weil sie in der Hosentasche bleiben, Start/Stop Knöpfen und elektrisch aus- und ein-, auf- und runterfahrbaren Sitzen ist das nicht selbstverständlich. Den Kia können alle auf Anhieb fahren, ganz ohne Anleitung, egal an was sie bisher gewöhnt waren. Klar, ähnliches könnte für einen Golf gelten. […]

Reinsitzen und losfahren. Im Zeitalter von Schlüsseln, die keine sind, weil sie in der Hosentasche bleiben, Start/Stop Knöpfen und elektrisch aus- und ein-, auf- und runterfahrbaren Sitzen ist das nicht selbstverständlich. Den Kia können alle auf Anhieb fahren, ganz ohne Anleitung, egal an was sie bisher gewöhnt waren. Klar, ähnliches könnte für einen Golf gelten. Den Golf in einer Tiefgarage aber fände jemand, dem eben der Schlüssel in die Hand gedrückt wurde, kaum auf Anhieb. Ganz anders der Soul, wer ihn nicht kennt, fragt nach ihm. Einige – auch Automenschen – erkennen den Koreaner auf den ersten Blick als Fiat. Sobald das Wort Kia fällt, werden sie neugierig: „Das sind doch die mit der langen Garantie.“ Oder: „Sieht gar nicht schlecht aus für einen Koreaner.“


Freundlich: Kias "Weltauto" kommt nicht als Normalo daher.

Wo man hinfährt, der Kia polarisiert. Obwohl "Vanilla Shake" benannt, liegt der Carrosserielack näher bei modernem Weiss als bei Dessert. Die Farbe gefällt, die eigenwillige Form findet Freunde und nicht-Freunde. Wir mögen sie, sticht sie im B-Segment doch willkommen heraus. Grossgewachsene und ältere Menschen schätzen die hohe Einstiegsposition. Mit 161 Zentimetern Körpergrösse überragt Kias Seele die meisten Mitbewerber – sofern überhaupt von solchen die Rede sein kann, so einfach klassieren lässt sich die koreanische Maschine nicht. Jedenfalls sitzt es sich äusserst angenehm. Die Sitze sind straff, die Lenkradposition verändert sich fast nach Belieben. Uns beschleicht das „Parat-Gefühl“, fast scheint der Soul vor Vorfreude mit seiner Heckantenne zu wedeln wenn der Fahrer das Lenkrad greift.


Hausaufgaben gemacht: Mustergültige Verarbeitung der Innenraummaterialien.

Was man sieht gefällt. Angenehm anzufasende Materialien umfassen das Cockpit, die Nähte sind perfekt gefertigt und die Übergänge sind spaltfrei. Keine Experimente wagten die Koreaner bei den Anzeigen. Wo asiatische Hersteller einen gewissen Spieltrieb ausleben, herrscht im Soul Ordnung. Drehregler für Klima und Lüftung sind in Gummi gefasst, Zusatzschalter sind intelligent eingegliedert. Selbst Fahrer, die ihr Auto selten wechseln, stehen im Kia nicht vor Rätseln. Selbst eingefleischte Fahrer Deutscher Autos fühlten sich im Kia auf Anhieb zu recht – und wohl! Die Qualitätsanmutung beeindruckt. Mit der Werksgarantie über 5 Jahre unterstreichen die Koreaner ihre Bemühungen, vom Billigimage wegzukommen.


Koreanischer Kraftmeier: Der äusserst laufruhige Diesel glänzt auch mit Power.

Wer den Schlüssel dreht erahnt den Selbstzünder zunächst nicht. Kein Vorglühen ist nötig, kein Nageln zu hören. Fahrstufe „D“ einrasten, losfahren. Nichts einfacher als das. Der Gasfuss fühlt sich bald wohl und kennt die Schaltpunkte der 4-Gang Automatik. Selten dreht der Kia-Diesel über 2500 Umdrehungen und schnurrt dezent im Hintergrund. Drehmoment ist satt da, meistens genügt ein knapper Gasstoss, um die 260 Newtonmeter in Vorwärtsbewegung umzuwandeln. Hilfreich dabei die variable Turboladergeometrie. Am Ende der Fahnenstange haben 126 PS aus 1,6 Litern Hubraum mit den je nach Ausstattung etwa 1400kg Leergewicht ein leichtes Spiel. Ein Sprinter ist unser Koreaner nicht. Vielmehr ein Cruiser, was zum einen an den nur vier Fahrstufen, zum anderen an der bereits bei 4000 Touren freigesetzte Höchstleistung liegt. Zügiges Vorankommen, Express-Reissverschluss und in Verkehrslücken schlüpfen gelingen dem Soul mühelos. Der in Korea entwickelte Motor ist kein auffälliges Kind, sein dezentes Brummen und seine Kraft erinnern an ältere, grossvolumige Benzin-Vierzylinder.


Vanilla Shake: Wer beim Anblick dieses Soul Lust auf Glacé kriegt – es liegt an der Aussenfarbe

Wie viel für den koreanischen Kompaktwagen hingeblättert werden muss, ist eigentlich nicht viel. Für 29'950 plus 1'600 Franken für das Automatikgetriebe gibt’s unseren Testwagen neu. Dabei sind 6 Airbags, Klimaanlage, Schiebedach, Tempomat, Abstandssensoren hinten, ein iPod-Kabel und vieles mehr. Einzige mögliche Aufpreisposten sind Winterräder und Metalliclackierung. So einfach geht das. Ein Partikelfilter ist übrigens auch dabei – genauso wie 5 Sterne EURO NCAP Crashsicherheit. Beim Durchblättern des Katalogs stechen unter anderen die Farben „Green Tea Latte“, „Cocktail Orange“ oder „Black Soul“ ins Auge. Die Koreaner haben offensichtlich eine jüngere Kundschaft auf der Kundenliste. Obwohl das Auto insbesondere wegen der erhöhten Einstiegs- und Sitzposition auch älteren, nicht mehr so beweglichen Menschen auf den Leib geschneidert wäre. Klar, die würden dann wohl eher „Bright Silver“ wählen. Wer es frech mag, das Armaturenbrett und die Sitzpolster sind auch zweifarbig lieferbar.


Eigenständig: Volvo 740? Ranger Rover I? Dieser kompromisslos geformte Fensterrahmen gehört dem Soul.

Was den Soul von den anderen Wagen abhebt ist vor allem mit dem Seh- und dem Tastsinn wahrnehmbar. In Sachen Qualität macht den Koreanern schon lange keiner mehr etwas vor. In Sachen Design und Materialanmutung ist Kia ebenfalls auf die linke Spur geschwenkt. Im Alltag trägt er keine Geheimnisse mit sich rum, er tut was man ihm sagt, macht einfach alles mit und lässt sich dank hoher Bodenfreiheit durch Randsteine nicht aus der Ruhe bringen. Im Soul scheint alles möglich, weil alles so selbstverständlich geht. Schnell zum Beck, rasch ums Eck, kurz zu Ikea. Der Kofferraum schluckt von Velo über Pflanzen zu weiteren unförmigen Gegenständen.
Eine Maschine „Soul“ zu taufen, erscheint uns eigenartig. Aber genau die Seele ist es ja, die Menschen bei asiatischen Autos oft vermissen. Kia hat mit dem Soul ein Auto entworfen, das auf der ganzen Welt verkauft werden soll. Ein mutiger Schritt, der bei anderen Anbietern nicht funktioniert hat. Der Soul ist genug speziell und doch allgemeinverträglich, dass die Geschichte mit dem Weltauto klappen könnte. Einziges Fragezeichen: Fünf Jahre Garantie ohne Kilometerbeschränkung sind zwar enorm viel, der Kia-Bruder Cee’d bringt jedoch sieben Jahre mit. Warum nicht auch beim Soul?