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zuendung

4. April 2005

Das erste Mal

Aston Martin | 0 Kommentare

Oh Dear! It's got all new tyres, brakes and eh, ehm, well, it's still the Asssssssston. Und des passt. Nur steht jetzt "Michelin" statt "Dunlop" auf den schmalen, hohen Pneus. Doch das macht erstaunlich viel aus. Die Retroreifen von Michelin sehen zwar alt aus, sind aber nach neuen Erkenntnissen hergestellt – sogar in Radialbauweise. Sie […]

Oh Dear! It's got all new tyres, brakes and eh, ehm, well, it's still the Asssssssston. Und des passt. Nur steht jetzt "Michelin" statt "Dunlop" auf den schmalen, hohen Pneus. Doch das macht erstaunlich viel aus. Die Retroreifen von Michelin sehen zwar alt aus, sind aber nach neuen Erkenntnissen hergestellt – sogar in Radialbauweise. Sie verleihen dem Aston Martin DB4 ein frisches Fahrgefühl. Mit den bisherigen, 30-jährigen Dunlop Diagonal-Wienerchen schaukelte the Aston etwa wie Erdöltanker Erika. Nun liegt er vergleichsweise satt auf der Strasse. Let's say, etwa wie man das von einem Auto erwartet.

Vergeblich sucht man vor dem Start die Sicherheitsgurte. It's still the 1950ies, da hielt man noch nichts davon. Doch im grosszügigen Innenraum geht das schnell vergessen, majestätisch rechtwinklig ragen die Beine gerade nach vorn, der Oberkörper gegen den Dachhimmel. Vor der Nase das hölzerne Lenkrad. Right upright, truly British. Zur rechten der filigrane Schalthebel. Und das ist eigentlich grad das Beste an Britain's first supercar: David Brown, damals Besitzer von Aston Martin, fertigte "im richtigen Leben" Traktoren. Folglich liess er am Aluminium-Sechszylinder ein Traktorengetriebe anflanschen – mit Erfolg, es ist mit Leichtigkeit und superpräzis zu schalten. Davon könnten sich 99% der heutigen Autohersteller eine Scheibe abschneiden! Nix Paddelschaltung für Fussamputierte, im Aston macht jedes Klick-Klack Spass.

Und wo wir grad beim Abschneiden sind, die 3,7 Liter grosse Sechszylinder-Maschine trug schon damals die doppelten Nockenwellen im Aluminiumkleid. Kurzhubig ausgelegt, dreht sie ihre ca. 230 PS leichtfüssig auf die hintere Starrachse. Öffnet der Gasfuss die beiden S.U.-Vergaser, wühlen die sechs Zylinder in 11 Litern Öl und dürfen nicht nur frei ein- sondern beinahe auch frei ausschnaufen. Nur je ein dünner Schalldämpfer stellt sich den Abgasen in der zweiflutigen Edelstahlabgasanlage entgegen. Gas geben kann süchtig machen, speziell längere Tunnelabschnitte versorgen Ohr und Gespür mit eindrücklichem Donnerklang. Qualitätsmerkmal: Mehrere andere Verkehrsteilnehmer überholen mit geöffneten Fenstern und applaudieren…

Wäre der Aston ohne Ton, würde er immer noch Köpfe verdrehen: Sein italienisches Masskleid wirkt garantiert. Der Aston ist magnetisch, wo immer er steht und fährt, er zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Verständlich, die Superleggera-Alucarrosserie von Touring Milano steht im verdammt gut!
Doch nicht nur magnetisch, irgendwie hat er auch etwas Magisches in sich. Ein bisschen "Gooooodbye Missssssster Booooond" schwebt immer mit. Obwohl 007 ja gar keinen DB4, sondern den Nachfolgertyp DB5 fuhr. Egal, das merkt fast keiner, 4 und 5 sehen bis auf Scheinwerfer und andere Details beinahe identisch aus.

Mitfahrer per Schleudersitz entsorgen oder Strasse verölen geht also nicht. Sitzt man aber hinter dem Steuer, stellt sich dieses seltsame majestätische Gefühl ein. Stolz, Überlegenheit und – Stopp! Nein, weder Dom Perignon noch Money Penny versüssen den Ausritt. Für provozierte Begegnungen mit der Beifahrerin wären die rutschigen Ledersitze aber etwa gar nicht ungeeignet. Also "THE CAR THAT GETS THE GIRL"?????
Hm, das bleibt noch auszuprobieren – schliesslich lockt "Her Majesty" nun mit nicht mehr brüchigen Reifen zum häufigeren Ausflug – sofern the owner nichts dagegen einzuwenden hat…
(Ein very dear merci an Beat. Er ist seit bald 30 Jahren im Besitz des originalen, unrestaurierten DB4!)

Mit der Absicht, the Asssston erneut ausführen zu dürfen, blieben die Drehzahlen anständig im Keller. Den Sportwagen mal so richtig auskotzen, wie das modernere Vertreter seines Standes schon über sich ergehen lassen durften, bleibt ihm erspart. Schliesslich zeigt der Drehzahlmesser alles ausser der richtigen Drehzahl – und es wäre doch von Vorteil, die 20'000 Franken für eine drohende Motorüberholung einzusparen.
Das Triebwerk schiebt den Gran Tourismo sogar nach heutigen Massstäben kräftig an, soviel sei verraten. Und wäre es auch heute noch 1959, hätte ein durchschnittliches Automobil etwa 30 PS und liefe etwa 100km/h schnell. Das wär child's play for the Asssston. Einzig ein Mercedes-Benz 300SL hätte ihn einholen können – und wäre in den nächsten Baum gekracht. Im Gegensatz zum Aston bremste Mercedes damals noch immer mit Trommel- anstatt Scheibenbremsen…