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zuendung

22. Januar 2014

Kleine Wows

Nissan | 0 Kommentare

Stolz wird den anwesenden Medienleuten verkündet, man habe bei Nissan den Wow-Effekt des ersten Qashqai weiter steigern wollen. Bei der zweiten Generation soll es deshalb anstelle eines grossen Wows nun viele kleine geben. Schliesslich wolle man die Kundschaft nicht mit zu viel Neuem überraschen und im schlimmsten Fall sogar abschrecken. Ehrlich gesagt: Das einzige Wow, […]

Stolz wird den anwesenden Medienleuten verkündet, man habe bei Nissan den Wow-Effekt des ersten Qashqai weiter steigern wollen. Bei der zweiten Generation soll es deshalb anstelle eines grossen Wows nun viele kleine geben. Schliesslich wolle man die Kundschaft nicht mit zu viel Neuem überraschen und im schlimmsten Fall sogar abschrecken.

Ehrlich gesagt: Das einzige Wow, das der Qashqai bei mir bisher ausgelöst hat, bezog sich auf diesen furchtbar komischen Namen. Immer mal wieder rutschte mir ein U rein wo eben keines ist. Und wie soll man das Wort aussprechen? Käschkai ist einigermassen gängig, verführt aber zu Wortspielen mit dem Begriff Cash-Cow, der angesichts des überwältigenden Erfolgs nicht einmal unangebracht wäre. Aber wir lassen den hier mal schön weg.


Qashqai: Never change a winning Name.

Das Styling des ersten Qashqai fand ich persönlich immer recht seltsam. Ein Crossover sei das, eine Kreuzung also. Aber eine Kreuzug aus was? Aus hässlich und nicht so hübsch? Natürlich ist das reine Geschmacksache. Dennoch war der Qashqai ein Auto, das offensichtlich nicht wusste, was es sein sollte und das auch zeigte. Nicht richtig SUV, nicht richtig Kompakter und auch nicht richtig Kombi. Und genau das kam bei der Klientel dermassen an, dass die Verkaufszahlen auch am Ende des Modellzyklus' nicht wie sonst typisch sinkend, sondern weiter ansteigend waren. Eine echte Seltenheit, zumal gerade japanische Fabrikate häufig von einer anfänglichen Begeisterung leben, die dann schnell wieder abebbt.


Hübsch: Zur gelungenen Optik passt die schöne blaue Farbe.

Zurück zu den kleinen Wows, die man bei Nissan unter anderem mit der neu entwickelten Xtronic hervorrufen will. Hinter dem kryptischen Namen verbirgt sich ein stufenloses Automatikgetriebe, das eben nicht wie eines klingen soll. Es ist aktuell exklusiv mit dem 1,6 Liter Diesel erhältlich. Neben dem Heulen sei auch das nervige Gummibandgefühl passé. Das glauben wir natürlich erst, wenn wir es selbst erfahren und erfühlt haben. Im Umland von Madrid konnten wir den neuen Nissan Qashqai mit Xtronic kurz antesten.


Hyundai Kuga: Aus dieser Perspektive ist der neue Qashqai schöner aber auch verwechselbarer geworden.

Die 130 Diesel-PS stellen vorläufig die Spitzenmotorisierung im Portfolio dar. Allerdings fühlen sie sich durch das CVT, 'tschuldigung durch die Xtronic zunächst einmal ziemlich schaumgebremst an. Beim Ampelstart fällt das typische Heulen zwar weg, die gewünschte Beschleunigung stellt sich aber erst nach einer Gedenksekunde ein. Nein, so haben wir uns das nicht vorgestellt. Erst als wir den Hebel in die linke Gasse bewegen, ändert sich das Bild. Im Sportmodus nimmt der Qashqai nun relativ willig Gas an. Der Automat funktioniert nun zufriedenstellend. Es bleibt aber die Frage, warum man nicht direkt zu einem "richtigen" Automatikgetriebe gegriffen hat. Die Antwort dürfte mit dessen Preis und Gewicht zusammenhängen.


Aufgeräumt: Auch im Innenraum gibt's nichts auszusetzen.

Verglichen mit dem rundlichen Ur-Qashqai von 2007 sieht der neue viel sportlicher, kantiger und moderner aus. Vor allem von hinten ist er aber auch verwechselbarer geworden. Hyundai ix35 oder Ford Focus verwenden sehr ähnliche Heckleuchten- und Heckscheibengrafiken. Vorne gibt es die V-Form, wie sie beim facegelifteten Micra oder auch beim neuen X-Trail ab Sommer zu sehen ist. Seitlich schinden die ausgestellten Kotflügelkanten zusammen mit den grossen 19-Zollfelgen mächtig Eindruck.

Erstaunlich, dass man trotz der sportlichen Räder den angenehmen Fahrkomfort nicht missen muss. Über die Buckel in spanischen 20er-Zonen holpert der SUV jedenfalls kein bisschen. Auch die bequemen Sitze tragen zum komfortablen Eindruck bei. Dass sie es in Sachen Seitenhalt nicht so genau nehmen, sei dem Familienmobil verziehen.


V-Shape: Die V-Form werden wir auch bei künftigen Nissan wieder sehen.

Ebenfalls verzeihbar aber doch nervig ist der Fahrspurenassistent, der mit seinem Gepiepse kaum den Zweck erreichen wird. Besser als eine akustische Warnung wäre ein sanfter Lenkimpuls. Die Lenkung ist leichtgängig und präzise. Auch das neue Navigationssystem, das zusätzlich mit TripAdvisor-Funktionen aufgebrezelt wurde, kann auf der Testfahrt durch Präzision überzeugen. Das Kamerasystem, das dem Fahrer das Auto von oben zeigt, erweist sich als hilfreich. Ebenso nimmt man die Hilfe des Totwinkelwarners gerne in Anspruch.

Auch wenn bei mir die Wows etwas spärlicher ausfallen, so kann ich doch sagen, dass Nissan mit dem neuen Qashqai ein überzeugendes Auto geglückt ist. Man kann schon jetzt davon ausgehen, dass der Qashqai trotz seines Namens kein One-Hit-Wonder bleiben wird.