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amadefries

27. Juni 2018

Concept-Car-Style in Serie

Lexus | 0 Kommentare

Es ist kaum zu glauben, Lexus hat den LC 500 tatsächlich gebaut. Spektakulär wie eine Studie kommt er daher. Vom Diabolo-Grill bis zu den dreidimensionalen Rückleuchten ist er ganz auf den grossen Auftritt getrimmt. Keine Spur von japanischer Zurückhaltung. Vor allem nicht in Gelb. Wobei er in Rot oder Grau noch viel besser ausschaut. Ja, […]

Es ist kaum zu glauben, Lexus hat den LC 500 tatsächlich gebaut. Spektakulär wie eine Studie kommt er daher. Vom Diabolo-Grill bis zu den dreidimensionalen Rückleuchten ist er ganz auf den grossen Auftritt getrimmt. Keine Spur von japanischer Zurückhaltung. Vor allem nicht in Gelb. Wobei er in Rot oder Grau noch viel besser ausschaut.

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Ja, es gäbe den LC 500 auch als h, also Hybrid. Doch der Kontrast zwischen dem futuristischen Äusseren und dem, was unter der Haube steckt passt dann perfekt, wenn dort der V8 verbaut ist.

Auf den Startknopf gedrückt, schon fährt der Tacho nach links. Eine Hommage an den legendären LFA, der in keinem Bericht über den LC 500 unerwähnt bleiben darf. Der Supersportwagen hat schon vor Jahren gezeigt, zu was Lexus fähig wäre, wenn man denn dürfte. Jetzt haben sie auch für eine nicht ganz so zahlungskräftige Klientel gedurft: Der LC 500 kostet 130’000 Franken (LFA werden heute um ca. 900’000 CHF gehandelt, wobei in der Schweiz aktuell keiner zum Verkauf steht).

Natürlich ist der LC aber ein völlig anderes Auto. Er versteht sich als GT, nicht als Sportwagen. Da wird auch das Gewicht von zwei Tonnen etwas verständlicher. Und so liegen auch Spielereien wie der erwähnte Tacho drin. Dazu passen die Sitze, die auch etwas fülligeren Menschen eine bequeme Bleibe für mehr als 10 Sekunden bieten. Tatsächlich kann ich mir die Reise ans Meer in diesem Auto sehr gut vorstellen. Die Rücksitze taugen maximal für Säuglinge, also sind sie als erweiterte Gepäckablage zu verstehen. Und das Gepäck zurrt man besser fest.

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Die 477 PS mögen es mit einem nicht ganz leichten Auto zu tun haben, vorwärts geht’s allemal und zwar mit ordentlich Krawall. Einfach herrlich, wie dieser 5-Liter V8 klingen darf. Beim Durchbeschleunigen fällt neben dem satten Vortrieb die Menge der Schaltvorgänge auf. Ja, der Lexus hat tatsächlich 10 Stufen in seinem Wandlerautomaten verpackt. Eigentlich eine Steilvorlage für die dauernd runterschaltenden Leinwandhelden von The Fast & the Furious.

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Bei Nässe verrät der LC 500 sein Antriebskonzept bei jedem Anfahren, jedoch ohne grössere Probleme zu bereiten. In Kurven verhält er sich neutral. Es würde schon eine gehörige Portion Unvernunft bedürfen, ihn auf öffentlichen Strassen ans Limit zu bringen. Ich verzichte darauf.

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Nicht verzichten kann ich auf die Kritik am nicht immer tadellosen Abrollverhalten. Die 21-Zöller stolplern ab und an über Verwerfungen, bringen Unruhe in den sonst so souveränen Wagen. Besonders im Comfort-Modus würde man selbigen ja auch erwarten. Wer ein fast schwebendes Dahingleiten wie im (nochmals schwereren) Bentley Continental GT erwartet wrid also enttäuscht.

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Weitere Kritik muss sich Lexus für die Bedienung anhören. Audi, BMW und Mercedes haben die Latte im Premiumbereich hoch gelegt. Die Japaner haben zwar inzwischen die „Maus“ durch ein Touchpad ersetzt, die Idee hinter dem Konzept bleibt aber die gleiche: Man steuert den Cursor auf dem Bildschirm durch Bewegungen des Fingers auf dem Pad. Das funktioniert nicht nur relativ selten im ersten Anlauf, es lenkt auch sehr vom Fahren ab.

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Also lassen wir uns nicht weiter von der Bedienung ablenken und betrachten noch einmal diesen grossartigen Innenraum. Alleine der Türgriff ist schöner als jedes Auto aus Deutschland, eine wahre Skulptur, die auch noch nach dem hundertsten Tür-Öffnen die Hand schmeichelt. Das etwas zerklüftete Cockpit bietet weitere haptische und optische Highlights. Die Walzen am Armaturendach erinnern ebenfalls an den LFA und dienen zur Fahrmodus- bzw. zur ESP-Modusverstellung. Die grossen Schaltpaddel aus echtem Metall verwöhnen unsere Finger weiter. Das Lenkrad ist griffig und passt bestens zur perfekt ausbalancierten Lenkung. Das Spektakel beim Starten ist dann eher etwas für Augen und Ohren.

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Man kann sich nur vorstellen, wie phänomenal der V8 in den Tunneln entlang der ligurischen Küste auf dem Weg an die Côte d’Azur tönen muss. Natürlich geht das auch in der Schweiz, jedoch kaum im legalen Rahmen, denn dazu ist der LC 500 dann doch zu schnell.

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Dabei beherrscht der LC500 natürlich auch die ganz profanen Dinge. Den Einkauf im Coop erledigen? Dank des immerhin knapp 200 Liter fassenden Kofferraums kein Problem. Dazu ergibt sich so einmal mehr die Gelegenheit, inmitten von Graustufen-Kombis die Concept-Car-scharfe Form des Lexus-Coupés zu bewundern. Und ja, ich gebe es gerne zu, davon kriege ich nicht genug.