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amadefries

18. März 2021

Milde Inspiration

Kia | 0 Kommentare

Es ist jetzt 25 Jahre her, seit Kia mit dem Sephia in unseren Gefilden startete. Heute stehe ich vor dem Kia Rio 1.0 T-GDi und wundere mich, was die Südkoreaner inzwischen so hinkriegen. Ok, stimmt nicht, das war bloss ein erzähltechnischer Kniff. Kia ist längstens in der Liga der fähigsten Autobauer angekommen, stimmige Produkte dürfen […]

Es ist jetzt 25 Jahre her, seit Kia mit dem Sephia in unseren Gefilden startete. Heute stehe ich vor dem Kia Rio 1.0 T-GDi und wundere mich, was die Südkoreaner inzwischen so hinkriegen. Ok, stimmt nicht, das war bloss ein erzähltechnischer Kniff. Kia ist längstens in der Liga der fähigsten Autobauer angekommen, stimmige Produkte dürfen nicht mehr überraschen. Vielleicht hat man darum auch den Claim ersetzt. „The Power to Surprise“ ist jetzt „Movement that inspires“. Der Spruch kam zusammen mit dem neuen Logo und einer komplett erneuerten Optik der Händlerestandorte. Und zu was inspiriert mich der Rio nun? Zunächst mal zum Losfahren…

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Witzigerweise entdecke ich kurz nach dem Start einen kleinen Fehler. Bei Kia bringt mich das immer zum Grinsen, gerade weil die Autos sonst derart perfekt verarbeitet sind. Dieses Mal gefriert mein Grinsen ein. Nicht, dass es gefährlich geworden wäre, aber ein festsitzender Schalter der Sitzheitzung (in der Aus-Stellung) trägt um diese Jahreszeit nicht eben zu einer behaglichen Stimmung bei. Immerhin: Die Lenkradheizung funktioniert problemlos. Und natürlich trägt auch die seitengetrennte Klima-Heizeinheit dazu bei, dass mir bald nicht mehr kalt ist.

Inzwischen ist auch der Motor warm, was ihn sein volles Programm an Tricks abspulen lässt. Gehe ich vom Gas, koppelt sich der Antrieb ab, lässt den Rio segeln. Dabei wird der Motor komplett abgeschaltet oder bei tieferen Temperaturen im Leerlauf gehalten. So oder so lässt sich auf diese Weise elegant Sprit sparen. Wie viel, das werden wir am Ende des Tests herausfinden. Konkret wird beim Rekuperieren die 48 Volt Lithium-Ionen-Battterie geladen, die ihre Energie über den Startergenerator via Riemen auf die Kurbelwelle wieder abgeben kann.

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Das Beste an diesen Tricks: Als Fahrer merke ich davon nur etwas, wenn ich mich darauf konzentriere oder den Blick auf den Drehzahlmesser richte. Ansonsten ist der Rio ein Automatikauto wie jedes andere. Wobei die Automatik hier ein Doppelkupplungsgetriebe ist, das seinen Dienst unauffällig und effektiv verrichtet. Bei der Auffahrt auf die Autobahn mit Kickdown werden die Gänge durchgereicht und zum ersten Mal spüre ich, dass hier tatsächlich 120 PS an Bord sind. Klar, der Dreizylinder mit nur 999 Kubikzentimeter Hubraum ist auch mit Turbo nicht gerade ein Drehmomentking, aber Tempo 120 ist in angenehmer Frist zu erreichen.

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Auf längeren Strecken schätze ich den souveränen Abstandstempomaten, der hier serienmässig dabei ist. Die Assistenzarmada achtet zudem auf meine Spurhaltung, auf den toten Winkel, auf Fussgänger (Notbremsassistent), auf das Einschalten des Fernlichts und auf den Regen. All das ist intuitiv bedien- und auch abschaltbar. Trotzdem ist das Interieur nicht überfrachtet mit Schaltern. Apple CarPlay und Android Auto sind auch dabei, jedoch nur mit einer Kabelverbindung. Meine Fingerkuppen fallen zwar nicht auf die edelsten Materialien, trotzdem ist es hier sehr angenehm eingerichtet. Reinsitzen und losfahren lautet auch in diese Kia die Devise.

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Man könnte dem Rio höchstens seine Unauffälligkeit vorwerfen. Denn er funktioniert einfach. Doch damit würde man seinem durchaus attraktiven Design unrecht tun. Klar, er ist nicht mehr taufrisch, hat aber gerade erst ein Facelift erhalten. Besonders die hier getestete GT-Line kommt durchaus sportlich daher. Die vom schnellen Ceed bekannte 4-Punkte-Nebelscheinwerfer-Signatur findet sich auch hier. Hinten gibt’s einen schwarz abgesetzten Dachspoiler. Zudem steht der kleine Weisse auf 17-Zoll-Mehrspeichenfelgen. Übrigens hat der Testwagen das einzige Extra, das sich neben Metalliclackierung überhaupt wählen lässt: Das Glasschiebedach. Aktuell erhält man eine Prämie von 750 Franken, was den Testwagenpreis auf genau 29’100 sinken lässt. Das ist kein Sonderangebot, wobei die Kia-typischen 7 Jahre Garantie auch nicht ausser Acht gelassen werden dürfen. Zudem ist der Rio in der GT-Line so vollständig ausgestattet, wie es die wenigsten Kleinwagen von sich behaupten können.

Doch nun zur eingangs gestellten Frage: Wie viel verbraucht der Mildhybrid nun unter realen Bedingungen? Da fällt zunächst auf, dass auch der Rio die etwas nervige Kia-Eigenheit hat, die letzten 4 bis 5 Liter nur tröpfchenweise in seinen Tank zu lassen. Nur, wer diese Geduld aufbringt, kann überhaupt eine verlässliche Messung vornehmen. Mit einiger Ernüchterung stelle ich fest, dass der sich der Schnitt bei 5,8 Liter eingependelt hat. Doch dann schaue ich mir die Werksangabe an: 5,8 Liter. Tatsächlich verbraucht er nach Werk genau gleich viel, wie der 1.0 Liter ohne die auwändige Technik, wobei jener 20 PS weniger hat. Zudem wiegt er 30 kg weniger, was auch auf die vollständige Ausstattung des GT-Line zurückzuführen sein dürfte.

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Etwas schade finde ich, dass die Mildhybridtechnik nicht noch mehr hervorgehoben wird. Es ist durchaus denkbar, dass sich die Pilotinnen zu einer noch etwas sparsameren Fahrweise motivieren liessen. Gerade die Segelfunktion könnte man via Screens noch etwas „bewerben“. Ansonsten ist Kia mit dem Rio 1.0 T-GDi MHEV GT-Line einmal mehr ein sehr überzeugendes Gesamtpaket gelungen. Getreu dem neuen Slogan inspiriert er eher zur flotten Fortbewegung als zu allzu sparsamer Schleichfahrt. Dazu passen das dynamische Design, die bequemen Sportsitze und die direkte Lenkung. Da in der Kleinwagenklasse das Dieselzeitalter vorbei ist, stellen Konzepte wie der Mildhybrid-Rio eine attraktive Alternative für alle jene dar, die gerne sparsam und doch zackig unterwegs sind.