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zuendung

13. Dezember 2012

„Nothing…

Land Rover | 0 Kommentare

…gets in the way of a Land Rover”, heisst es in einem Werbefilm für den ursprünglichen Geländewagen. Nichts, aber auch wirklich nichts scheint die mächtige Fuhre aufhalten zu können. Nicht mal eine Staumauer (so der Film). Heldengeschichten gibt es unzählige. Und nicht zuletzt ihretwegen schwören Fans auf der ganzen Welt auf den britischen Kletterer. Auf […]

…gets in the way of a Land Rover”, heisst es in einem Werbefilm für den ursprünglichen Geländewagen. Nichts, aber auch wirklich nichts scheint die mächtige Fuhre aufhalten zu können. Nicht mal eine Staumauer (so der Film). Heldengeschichten gibt es unzählige. Und nicht zuletzt ihretwegen schwören Fans auf der ganzen Welt auf den britischen Kletterer. Auf Eastnor Castle, dem Land Rover Testgelände, watet er durch Schlammgräben, erklimmt Steilhänge und fegt über Wiesen hinweg. Alles ist verdreckt, eine Schlammschicht überzieht das Alublech. Nur im Scheibenwischerbereich sieht man nach draussen.


Der Geländechef in seinem Element.

Unter Eastnor-Bedingungen sollte sich mein Land Rover Defender durch die letzte Wintersaison bewegen (s. dazu den ursprünglichen Fahrbericht). Ein echter Geländewagen, der muss schmutzig sein. Im Defender fährt man nicht vor die Oper, er ist ein Arbeitsgerät. Doch dazu sollte es nie kommen. Noch vor dem ersten Schnee erlag das britische Rind seinen Verletzungen. Von vorne: Der günstige Wechselkurs führte den Land Rover in die Schweiz. Das war einfach (s. dazu den ursprünglichen Fahrbericht). Um eine Anhängerkupplung und neue Winterreifen aufgewertet, geölt und ausgerüstet mit Startkabeln, Abschleppseil und anderen Hilfsutensilien konnte die kalte Jahreszeit beginnen.


Schützt eine anständige Schmutzschicht vor Korrosion?

Eine Probefahrt ins östlichste Schweizer Tal überzeugt die Mannschaft von den Klettereigenschaften des Gefährts. Abseits legaler Wege lassen sich alle Karten ausspielen. Die Achsverschränkung ist beispielhaft, eine Differentialsperre scheint nicht nötig zu sein. Einzig die frisch montierte Anhängerkupplung schränkt den Steigungswinkel etwas ein. Sie steht am Boden an – und je nach Untergrund reisst sie tiefe Gräben ins Gelände. Auf nasser Wiese gelingen Drifts, wobei die 130 Diesel-PS dazu voll ausgeschöpft werden müssen. Normale, befestigte Strassen befährt der Defender entschlossener als seine Vorgänger. Das liegt an den stärkeren Stabilisatoren und an der zielgenaueren Lenkung. So neigt er in Kurven nur wenig zur Seite und liegt im Vergleich zu anderen hochbeinigen Fahrzeugen geradezu satt auf der Strasse. Auch der kurze Radstand von 90 Zoll (daher die Bezeichnung) verhilft zum leicht sportlichen Fahrgefühl.


0:0 gegen Opel Corsa. Beim Aufprall erleiden sowohl Riese als auch Zwerg Totalschaden.

Obwohl niemals für städtischen Gebrauch gedacht, funktioniert der „Hochsitzer“ auch im Verkehrsdschungel. Die Übersicht ist hervorragend, das Verkehrsgeschehen lässt sich gut überblicken. Und mit nur vier Metern Gesamtlänge passt man auch in enge Parklücken. Garageneinfahrten können einem das Leben zwar erschweren. Mit 195cm Aussenhöhe droht man in einigen Parkhäusern stecken zu bleiben. Andere Verkehrsteilnehmer beeindruckt die Fuhre derart, dass sie einem oft den Vortritt lassen. An unaufgeforderte Kommentare gewöhnen sich Defenderfahrer bald. Einige raten, das Ungetüm sei eine Bedrohung für Menschen und umgehend aus dem Verkehr zu ziehen (wobei eher selten in netten Worten). Die Mehrheit aber hält die Daumen hoch und freut sich ob der Ikone. Defenderfahrer sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Man grüsst sich.


Die Wucht des Aufpralls verschiebt den linken Chassisträger nach hinten. Und die Carrosserie damit.

Der letzte Gruss gilt einem Opel Corsa, der aus einer Seitenstrasse kommend den Vortritt missachtet. Er platziert sich quer vor den Defender, so dass das 1,8 Tonnen schwere Rindvieh nicht mehr rechtzeitig zum Stehen kommen kann. Mit Innerortstempo kracht die stählerne Stossstange in die A-Säule des Corsa. Dem Corsafahrer ersparen Airbags Kopfverletzungen. Hinter dem Defender-Lenkrad fühlt sich der Aufprall nicht tragisch an. Nur das Motorgeräusch hört sich plötzlich verändert an. Die Fahrertür ist gestaucht, lässt sich aber öffnen. Niemand ist verletzt, man lässt die Polizei kommen. Später entscheidet der Richter, dass der Corsafahrer schuld ist und für den Schaden aufkommen muss.
Bei nährem Hinsehen offenbaren sich schwere innere Verletzungen an der massiven Konstruktion des Defenders. Der linke Längsträger des Leiterrahmenchassis wurde durch den Aufprall um etwa 5cm nach hinten verschoben. Die Heckstossstange steht vor, auf der ganzen Länge sind die Schraubverbindungen zur Carrosserie gerissen! Die Motoraufhängung ist aus dem Motorblock herausgebrochen, das Motorenöl bereits ausgelaufen. Die Vorderachse ist schräg, die Räder blockieren.


Von aussen meint man: Nur Blechschaden. Die inneren Verletzungen aber sind tödlich.

Ans Weiterfahren ist nicht zu denken. Ein Abschleppwagen muss her. Tags danach berichtet der Carrossier das Todesurteil: Beide Wagen haben Totalschaden erlitten. Die Versicherung zahlt wenigstens die vollen Kosten, jedoch erst drei Monate später.
Und ich bin wieder gleich weit wie im Sommer: Welches ist das perfekte Winterfahrzeug? Dieses Jahr ist es ein Fiat Panda mit schmalen Reifen. Doch das ist eine andere Geschichte. Nur eines hab ich gelernt: There IS something that gets in the way of a Land Rover; die Wenigkeit eines Opel Corsas scheint zu genügen…