Seite wählen

zuendung

19. Juni 2007

Schön geladen

Renault | 0 Kommentare

Der vor zwölf Jahren erschienene Nachfolger des Renault 21 hat schon verschiedene Facelifts hinter sich, eine Neuauflage erfolgte z.B. 2001 und schon sind die ersten Bilder des Nachfolgemodells verfügbar… Die letzte Auffrischung datiert von 2005. Autos, die schon länger auf dem Markt sind, sind nicht veraltet, sondern ausgereift und deshalb besonders interessant für Flottenbesitzer, die […]

Der vor zwölf Jahren erschienene Nachfolger des Renault 21 hat schon verschiedene Facelifts hinter sich, eine Neuauflage erfolgte z.B. 2001 und schon sind die ersten Bilder des Nachfolgemodells verfügbar… Die letzte Auffrischung datiert von 2005.
Autos, die schon länger auf dem Markt sind, sind nicht veraltet, sondern ausgereift und deshalb besonders interessant für Flottenbesitzer, die Wert auf Zuverlässigkeit legen. Zündung.ch testete die Kombiversion, die nicht Break und nicht Nevada heisst, sondern Grandtour. Gegenüber den allerersten Laguna ist die Version II gewachsen, um rund 10 cm in der Länge und um rund 5 cm in der Breite. Auch der Radstand wuchs von 267 cm auf fast 276 cm. Gewonnen hat dabei das Erscheinungsbild, das dynamisch und gefällig wirkt. Trotz des schräg abfallenden Hecks resultiert ein Laderaumvolumen von 1'515 Litern bei abgeklappten Rücklehnen (475 Liter als 5-Plätzer). Die aktuelle und seit 2001 gebaute Lagunaversion II war übrigens das erste Auto, das im Euro NCAP-Crashtest die bestmögliche Bewertung von 5 Sternen erhielt. Wahrlich ein Grund, den Laguna – in der Kombiversion – einem Test (ohne Crash) zu unterziehen.

Die breite Heckklappe öffnet weit nach oben, sodass auch grosse Leute sich nicht den Kopf anstossen.

Die Einstiegsversion namens Expression kostet Fr. 37'750. Dafür erhält man einen ganz gut ausgestatteten Kombi mit einem 135 PS 2-Litermotor. Je nach "Leidenschaft, die man ausleben will" (Laguna-Prospekt) wählt man statt des Expression die Version Emotion, Dynamique, Tech'Run, GT oder die Topversion Initiale. Benzinmotoren gibt's als 2.0, 2.0-Turbo und als 3-Liter-V6 mit 135, 170 und 210 PS. Bei den Dieselmotoren sind, je nach Modell, 1900er, 2-Liter und 2,2-Liter erhältlich mit 131, 140, 150 und 173 PS. Ausser für die 173 PS-Dieselversion gibt es für alle Motoren auch ein automatisches Getriebe. Als Testwagen erhielten wir einen Laguna Grandtour der Version Dynamique mit Automatik zugeteilt, der mit dem 1,9-Diesel mit 130 PS und Dieselpartikelfilter ausgestattet war. Der Grundpreis für dieses Auto beträgt Fr. 44'250.

Der Laguna präsentiert sich modern, danamisch und gefällig

Zusätzlich waren die hinteren Scheiben verdunkelt (Fr. 350), die Sitze mit Alcantara und Leder bezogen (Fr. 1'000) und die Vordersitze beheizbar (Fr. 390). Das Navigations- und Kommunikationssystem kostet auf den ersten Blick happige Fr. 3'600. Es umfasst aber auch Radio/CD mit MP3, 6-fach CD-Wechsler, und nicht zuletzt ein Telefon mit Bluetooth- Freisprecheinrichtung. Das Pack Luxe für Fr. 2'100 umfasst viele nützliche Kleinigkeiten wie Parksensoren, einklapp¬bare Aussenspiegel, elektronische Klimaanlage, Sonnenstoren, Gepäcknetz und Keyless-Zentralverriegelung. Für die Metallicfarbe sind Fr. 690 zu bezahlen.
Damit kostete unser Testwagen gemäss Renault Fr. 52'190. Unser Testwagen war mit dem Keyless-System ausgerüstet. Zum Öffnen von Türen oder Heckklappe müssen keine Schlüssel oder Knöpfchen gesucht werden. Mit der Chipkarte in der Tasche entriegeln sich die Türen, sobald man die Hand an den Türgriff legt. Praktisch.
Ebenso praktisch, dass der Motor dann ohne Einstecken dieser Chipkarte gestartet werden kann, man also nicht, wie bis noch vor kurzem, die Karte dann trotzdem aus der Tasche klauben muss. Dies kann einem allerdings ausnahmsweise trotzdem nicht erspart bleiben, wenn der Kontakt mal nicht funktioniert. Umgekehrt schliesst sich das Auto selber ab, wenn man sich zwei bis drei Meter entfernt vom Fahrzeug. Um sicher zu sein, dass der Wagen abgeschlossen ist, hupt er, sobald er verriegelt ist. Das bringt einem mehr als einen hässigen Blick von Passanten ein und ist auch im ruhigen Quartier, nachts oder beim Einkaufen usw. mehr als lästig.

Trotz schräg abfallender Hecklinie bietet der Grandtour 1,5 m3 Laderaum

Im Übrigen ist die Ausstattung sehr reichhaltig, sowohl was Sicherheits- wie auch Komfort¬elemente betrifft. Der Testwagen wiegt trotzdem nur relativ leichte 1530 Kg. Die Zuladung beträgt 480 Kg, ein vernünftiger Wert. Mit einer andern Dachlinie hätte das Volumen sicher auf mehr als die 1'515 Liter vergrössert werden können. Man hat sich für den Kompromiss entschieden, nämlich einen gut aussehenden Wagen zu designen, der trotzdem über 1,5 m3 Platz bietet. Der Zugang zum Laderaum ist gut, Verzurr-Ringe stehen zur Verfügung, die Rücklehnen können 1/3 – 2/3 abgeklappt werden. Der Zugang zum Laderaum und zu allen Sitzen ist gut, die Sitze selber bieten guten Halt und sind bequem, müssen allerdings relativ kompliziert von Hand eingestellt werden. Elektrische Sitzverstellung würde – bei einem französischen Auto ganz ungewohnt – happige Fr. 1'300 Aufpreis kosten. Nach Einstecken der Chipkarte („de rächt Wäg ume“) und Drücken des Startknopfs erwacht der 1900er Diesel unüberhörbar zum Leben. Die automatische Parkbremse, die sich bei jedem Motorabstellen von selbst betätigt, löst sich beim Wegfahren automatisch. Mindestens einmal blieb sie beim rückwärts Abfahren allerdings hängen.
Sportlich kann man das Beschleunigungsvermögen nicht nennen. Erst nach und nach wird der Lärm auch in Vortrieb umgesetzt. Zwar liegt das beste Drehmoment des 1870ccm Common Rail-Diesels schon bei etwas erhöhter Leerlaufdrehzahl an (1600 U/min). Bei allerdings nur 250 Nm und einem nur 4-gängigen Automaten macht der Motor doch öfters einen gequälten Eindruck. Hinzu kommt die leider bei vielen Dieseln feststellbare Anfahrschwäche, die beim schnellen Einfädeln in fliessenden Verkehr zu Gefahrenmomenten führen kann. Dafür erweist sich das Fahrwerk als gut abgestimmt und komfortabel. Zusammen mit den bequemen Sitzen ist der Laguna damit ein geeigneter Reisewagen.

Blick ins Cockpit. Die Alcantara-/Lederpolster kosten relativ günstige Fr. 1000 Aufpreis

Die Instrumente sind tagsüber gut ablesbar und farblich adrett. Nachts ist der Tacho dann aber durch die veränderten Farben leider nur schlecht ablesbar. Um die Anzahl Bedienungsknöpfe zu verringern, hat Renault auf der Mittelkonsole einen "zentrale Multimedia-Bedienungseinheit" genannten Knopf gesetzt, ähnlich dem iDrive eines deutschen Mitbewerbers. Ähnlich modernen Handies können mit diesem Knopf durch Drücken, Schieben, Stossen, eine Vielzahl Funktionen betätigt werden, u. a. auch das Navigationssystem. Mit Glück auf Anhieb in die richtige Richtung. Glücklicherweise ist aber der Knopf im Renault etwas grösser als bei einem Handy.
Im Übrigen hat man die Bedienung des GPS, des Tempomat und weiterer elektrischer und elektronischer Ausstattung oft ganz rasch und ohne Bedienungsanleitung schon begriffen.
Dem Internet und dem "Hören Sagen" nach litten frühe Laguna unter Qualitätsproblemen. Die sollen im Lauf der Zeit behoben worden und spätestens mit dem Facelift vom Frühjahr 2005 endgültig erledigt sein. An unserem Testwagen liess sich aber z.B. der Innenspiegel nicht genügend nach links verstellen und nach dem Öffnen der Motorhaube (zwecks Foto vom Motor) fiel der Hauben-Haltestab ab. Das dürften nicht modelltypische Mängel sein, sondern mehr "wartungstechnische" (Die Leiden eines Testwagens).
Die Qualität des Renault Laguna Grandtour macht aber eigentlich einen guten Eindruck. Leider gewährt Renault nur die übliche Mindestgarantie von 2 Jahren (Lack 3 Jahre, Durchrostung 12 Jahre). Es ist allerdings möglich, die Herstellergarantie auf vier Jahre zu verlängern. Dafür verlangt Renault für alle Laguna einmalig Fr. 800.

Der 1870 ccm – Diesel leistet 130 PS und ist unter vielen Abdeckungen versteckt.

Gemäss Renault-Angaben verbraucht die Automatikversion rund 17% mehr Treibstoff als mit manuell geschaltetem Getriebe. Ausserstädtisch sind es nur 10%, in der Stadt aber happige 23% mehr (9.6 statt 7.8 Lt.). Als Gemischtwert nennt Renault für unseren Testwagen 7.0 Liter. Effektiv verbraucht wurden im Langstrecken-Ferienverkehr und beladen 7.5 Liter, bei 50% Autobahn und 50% Stadtverkehr, mehrheitlich leer, verbrauchten wir aber 8.8 Liter. Im gewogenen Mix waren es 7.8 Liter. Das unterstreicht unsere Äusserung von weiter vorn, dass der Laguna primär ein Reisewagen ist. Der CO2-Ausstoff beträgt 186 Gramm pro Km, erstaunliche 27 Gramm oder 17% mehr als beim handgeschalteten gleichen Modell.

Der Renault Laguna Grandtour ist, trotz seiner gefälligen Form, weit mehr als ein Lifestyle-Kombi, sondern ist eine gut gelungene Mischung zwischen Form und Funktion. Bei einem Preis von weit über 50'000 Franken für einen 1900er mit 130 PS erlaubt man sich aber, etwas kritischer zu sein als bei einem Billigmodell. Immerhin sind die serienmässige und die optionale Ausrüstung sehr reichhaltig. Aber beispielsweise dürfte Xenonlicht (1'300.-, nur ohne Kurvenlicht) bei dieser Fahrzeuggrösse und in diesem Preissegment serienmässig geliefert werden, umso mehr, als Renault da auf grosse Erfahrung zurückblicken darf (Safrane). Die Mängel, die wir im Testbericht anführen, dürften individuell anders empfunden werden (z.B. Tachobeleuchtung, Hupen beim Verriegeln, Drehmoment, resp. Spritzigkeit, eher lauter Motor, Anfahrschwäche, nur 4-Gang-Automat).

Sicher ist, dass der stattliche Laguna Kombi (>4.71 m lang und >1.77 m breit) ein komfortabler und sicherer Reisewagen ist. Auch wenn die Motorisierung des Testwagens uns nicht gerade begeistert hat: Fürs gleiche Geld wie den 130 PS-Diesel wird auch der 170 PS – Benziner geliefert.
Oder: Für nur rund Fr. 5'000 mehr (ab Fr. 56'450) erhält man den Grandtour mit gleicher oder noch besserer Ausrüstung mit 3 Liter-V6 und 210 PS, Automat, …. Allerdings ist dann auch mit 30% höherem Treibstoffverbrauch zu rechnen.

Wenn es von der Leistung, Komfort, Ausstattung und den Abmessungen – und letztlich auch vom Preis her – etwas mehr sein darf als z.B. der in Flotten häufig anzutreffende Mégane Break, dann ist man mit dem Renault Laguna Grandtour gut bedient.

für zündung.ch: Heiny Volkart vom Schweizerischen Fahrzeugflottenbesitzerverband (www.sffv.ch)

Heiny Volkart betreibt Fleet-Consulting und ein Pressebüro in Aarburg (h.volkart@bluewin.ch).