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amadefries

8. März 2015

Schwarz und Weiss

Opel | 0 Kommentare

So richtig begriff ich nicht, was das sein sollte, als damals mein Götti mit dem AMC Eagle vorfuhr. Er hatte die Form eines Kombis, die Bodenfreiheit und der Allradantrieb deutete aber eher auf einen Geländewagen hin. Ich war nicht alleine mit meiner Verwirrung. Das Genre „geländegängiger Kombi“ blieb lange unter- bis unbesetzt, denn der Eagle […]

So richtig begriff ich nicht, was das sein sollte, als damals mein Götti mit dem AMC Eagle vorfuhr. Er hatte die Form eines Kombis, die Bodenfreiheit und der Allradantrieb deutete aber eher auf einen Geländewagen hin. Ich war nicht alleine mit meiner Verwirrung. Das Genre „geländegängiger Kombi“ blieb lange unter- bis unbesetzt, denn der Eagle wurde nur bis 1987 gebaut. Der Subaru Legacy Outback nahm das Thema 1996 auf, der Volvo V70 XC folgte ein, der Audi A6 Allroad drei Jahre später.

Inzwischen ist die Nische trendy geworden und auch Opel hat ein solches Modell im Programm: Den Opel Insignia Country Tourer. Der Zweiliter mit Turbolader bringt es auf 250 PS, die es mit 1700 kg zu tun bekommen. Und mit einer Fahrt ins Engadin.

Opel Insignia
Im Unterland macht der Insignia im Offroadkleid eine gute Figur. Seit dem Facelift der Modellreihe kommen die Scheinwerfer noch hübscher, der Grill noch selbstbewusster daher. Die Kunststoffbeplankung steht dem Kombi erstaunlich gut. Vorne und hinten gibt es zudem einen Unterfahrschutz aus Metall. Ängste, man könnte den ganz in Schwarz und Weiss gehaltenen Country Tourer in der Engadiner Winterlandschaft verlieren sind unbegründet. Denn zur Saisoneröffnung gibt es praktisch nur Kunstschnee, im Tal ist es vielerorts grün, wie man auf den Webcams bestens erkennt.

Opel Insignia
Die lange Autobahnetappe bis nach Thusis verläuft problemlos. Das Fahrwerk lässt sich auf Tour stellen, womit dann weniger Stösse an die Insassen weitergegeben werden. Praktisch ist das Assistenzpaket für 1200 Franken, dass den adaptiven Tempomaten und den Spurhalteassistenten umfasst. Verbesserungsfähig wäre allerdings das „Gefühl“ der Tempomateinheit. Relativ ruckartig wird je nach Situation gebremst oder beschleunigt. Das Platzangebot vorne ist gut, die Sitze sind bequem.

Am Fusse des Julierpasses angekommen aktiviere ich die Sport-Einstellung. Die Tachobeleuchtung wird rot, das Fahrwerk straffer, die Automatik wählt tiefere Gänge. Das ist alles gut gemeint, sportlich macht es den grossen Kombi aber trotzdem nicht. Die engen Spitzkehren sind selbst mit manuellem Schalten nicht sonderlich spassig, um ein paar Juliernovizen abzuhängen reicht der Vortrieb dann aber doch. Bei der Fahrt über den Pass wird die Traktion des Allradantriebs nicht wirklich gebraucht. Beim flotten Rausbeschleunigen aus den engen Spitzkehren verzichtet der Kombi aber so immerhin auf das Quietschen.

Opel Insignia

Nicht mehr verzichten kann man offensichtlich auf Touchbedieneinheiten. Im Insignia gibt es sie gleich auf drei Ebenen. Oben sitzt zentral ein Touchscreen, der für Eingaben während der Fahrt aber etwas zu weit entfernt platziert ist. Wohl deshalb gibt es hinter dem Wählhebel ein Touchpad, das mit haptischem Feedback informiert, welche Flächen gerade drückbar sind. Zwischen den beiden liegt die Klimaeinheit, deren Temperaturanzeige ebenfalls auf Berührung reagiert, allerdings eher träge. Das veraltete Bedienkonzept wurde also modernisiert, es ist aber noch sehr weit davon entfernt mit den Besten mitzuhalten.

Opel Insignia
Gut mithalten kann er dagegen mit trinkfesten Touristen, die um diese Jahreszeit zum Glück noch nicht auf den Pisten zu finden sind. Genau 9,9 Liter Benzin gönnte sich der Vierzylinder. Das dürfte nicht nur daran liegen, dass er auf Spritspartechnologie weitgehend verzichtet, sondern ist auch dem doch recht hohen Gewicht zuzuschreiben. Auch nicht eben tief ist der Basispreis des Country Tourer als Automatikversion: 56’950 Franken. Der Testwagen kommt auf 68’500 Franken, weil er noch eine Nettigkeiten zusätzlich an Bord hat. Darunter ein volldigitaler Tacho, der auch die Möglichkeit bietet, Navigationskarten darzustellen. Während man bei Audi ein ähnliches System grossartig bewirbt hat man das bei Opel quasi im Vorbeigehen integriert.

Opel Insignia

Doch im Vergleich zu Audi oder anderen Premiummarken fehlt diesem Opel der allerletzte Feinschliff. Es ist nicht alles schlecht, bei Weitem nicht. Der Opel Insignia Country Tourer 2.0 ist ein gutes Auto, das neben hübschem Styling auch ein bequemes Interieur ins Feld führen kann. Engagierten Fahrern fehlt aber eine gewisse Agilität im Fahrverhalten. Ausserdem ist Opels Variante des hochgelegten Kombis nicht sonderlich sparsam. Definitiv ein weiteres Facelift verdient hat das Bedienkonzept. Am Ende gibt es viel Licht aber auch einigen Schatten. Schwarz und Weiss halt.