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zuendung

21. Juni 2007

Schwergewicht mit Haimaul

Peugeot | 0 Kommentare

*Schon seit den 50er Jahren hatte immer Pininfarina die Coupé-Versionen von Peugeot gezeichnet. Oft wurden die Coupés dann auch in Italien bei Pininfarina gebaut. Während man in den 70er und 80 er Jahren die wöchentlich gebauten Stückzahlen des 504 Coupés und des 504 Cabriolets noch an den Fingern einer Hand abzählen konnte, war Peugeot mit […]

*Schon seit den 50er Jahren hatte immer Pininfarina die Coupé-Versionen von Peugeot gezeichnet. Oft wurden die Coupés dann auch in Italien bei Pininfarina gebaut. Während man in den 70er und 80 er Jahren die wöchentlich gebauten Stückzahlen des 504 Coupés und des 504 Cabriolets noch an den Fingern einer Hand abzählen konnte, war Peugeot mit dem ebenfalls von Pininfarina designten 406 Coupé ein so grosser Wurf gelungen, dass davon mittlerweile über 100'000 Stück gebaut und verkauft worden sind.
Da hat es jeder Nachfolger schwer, sehr schwer sogar.*

Mit der 407 Limousine und dem Lifestyle-Kombi 407 SW sind Peugeot Linien gelungen, die selber schon ins coupéhafte gehen. Da war man doch sehr gespannt auf das neu nicht mehr von Pininfarina, sondern von der peugeoteigenen Designabteilung gezeichnete Coupé 407.

Vorgestellt wurde ein Auto, das mit 4.82 Metern um rund 15 cm länger ist als die Limousine, das auch etliche Zentimeter breiter ist, dafür um 5 cm niedriger (140 cm).


Nicht nur die als grosses Maul erscheinende Kühleröffnung, auch die seitlichen Kiemen lassen einen an einen Hai denken.

Gegenüber dem feinen und leicht wirkenden Vorgänger 406 Coupé erscheint das Coupé 407 wesentlich schwerer. Mit 1.8 Tonnen Leergewicht ist das neue Coupé auch tatsächlich ein Schwergewicht.

Der 136 PS – Zweiliter gehört darum der Vergangenheit an. Die Motorisierung beginnt beim 163 PS starken 2.2 -Liter (Preise Fr. 44'450 und Fr. 48'950, je nach -Grundausstattung). Der von andern Modellen her bekannte 3-Liter-V6 ist 211 PS stark und mit oder ohne Automatik erhältlich (ab Fr. 53'350).


Der auch in den grossen Jaguar eingebaute 2.7 Lt.-Doppelturbo hat sehr viel Biss.

Aktuelle Topmotorisierung ist, so eigenartig es im Moment noch tönt, ein Dieselmotor. Der 2.7 Liter-V6 mit Doppelturbo (zwei Turbolader mit variabler Geometrie), der übrigens auch den S-Type von Jaguar und sogar den grossen XJ antreibt, leistet 204 PS und verfügt über ein Drehmoment von gewaltigen 440 Nm bei nur 1900 Umdrehungen und hat selbstverständlich einen Dieselpartikelfilter serienmässig.
Mit der serienmässigen 6-Gangautomatik (mit Tiptronic) spurtet das neue Coupé in 8.5 Sekunden von Null auf Hundert. (zwei Zehntel schneller als der 3-Liter – Benziner).

Fr. 60'750 verlangt Peugeot für dieses Coupé 407, das allerdings in der Version "Pack" schon ausserordentlich gut ausgestattet ist. Ausser der sehr guten Sicherheitsausstattung mit Front- Seiten-, Kopf- und Lenksäulenairbags sind auch ESP, ASR und AMVAR (elektronisch gesteuerte Aufhängung) serienmässig. Xenonlicht, Reifendrucküberwachung, Lederpolster, elektrische Sitzverstellung mit Memory, eine JBL-HiFi-Anlage mit 12 Lautsprechern, CD-Wechsler und hundert weitere, teilweise gar nicht selbstverständliche Ausrüstungen sind serienmässig dabei.
Das empfehlenswerte GPS-Navigations-System mit integriertem Telefon, 16:9 Farbmonitor, Freisprecheinrichtung etc. kostet Fr. 2'600. Für die Freisprecheinrichtung für Bluetooth-Handies werden weitere Fr. 360 fällig. Metallisierte Farbe kostet Fr. 700. Ein Schiebedach wäre ebenfalls erhältlich, sowie zwei Zusatzpakete.

Für Fr. 64'000 hat man ein supergut ausgestattetes Auto, bei dem die ersten 3 Jahre, resp., 100'000 Km alle Services und Reparaturen komplett kostenlos sind (Swisspack).


Von schräg vorn und von schräg hinten betrachtet, erscheint das vom Peugeot-Design-Team gezeichnete Coupé 407 als sehr stattliches Auto.

Machen wir uns auf die Reise
Das Coupé 407 steht auf mächtigen 18"-Rädern mit 235/45er Reifen, deren Ersatz ein halbes Vermögen kostet. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das auch sehr mächtige Haifischmaul. Dank Chromstäben wirkt es etwas weniger wuchtig. Witzig die tatsächlich an einen Hai erinnernden seitlichen Kiemen vorne unten.

Das Betätigen des Türöffners bestätigt das Coupé mit sekundenlangem nervösem Flackern der Blinker. Wozu eigentlich? Die Türen sind sehr breit, sehr dick, sehr schwer, halbe Tresortüren; kurz, sie sind zu schwer. Dies merkt man spätestens, wenn man wieder aussteigen will.
Die elektrisch verstellbaren Sitze bieten guten Halt und sowohl auf sportlich gefahrenen Bergstrecken wie auch auf langen Strecken komfortabel und bequem.


Das Intérieur ist edel mit Leder ausgestattet und repräsentiert Oberklasse.

Die Fensteröffner und die Spiegelverstellung sind allerdings zu weit hinten angebracht und nicht bequem erreichbar. Auch die in Satelliten seitlich an der Lenksäule untergebrachte Verstellung des Radios und des Tempomaten sind ergonomisch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Der Motor startet ohne Vorglühen und ist nur in kaltem Zustand als Diesel erkennbar. Das Licht schaltet bei Dunkelheit automatisch ein. Auf einem kleinen schwarzen Display direkt vor dem Fahrer werden diverse Informationen erteilt, zum Beispiel auch, welcher Gang eingelegt ist. Trotzdem wäre eine Beleuchtung der Schaltkulisse kein Luxus.

Der Vortrieb des 2.7-Liter-Sechszlinders ist vehement und sehr souverän. Beim forschen Anfahren (wenn man bspw. in eine Verkehrslücke einfädeln will), macht sich aber auf den wichtigen ersten Metern eine lästige Anfahrschwäche bemerkbar. Danach stürmt das Coupé 407 aber vehement los und das Fahren macht Spass. Das Fahrgestell scheint Reserven zu haben. Wer zu übermütig in Kurven sticht, erhält via Infodisplay die Mitteilung, dass sich das ESP regelnd eingeschaltet habe. Der Motor ist im Fahrzeuginnern kaum hörbar und von aussen sympathisch dunkel grollend. Der Fahrkomfort ist hoch, vor allem auf schlechten Strassen ist er dem Vorgänger überlegen (trotz der 45er Reifen).

Das Parkieren des doch sehr grossen Autos wird zum Kinderspiel dank der serienmässigen Parktronic vorne und hinten. Am grossen Farb-Bildschirm erhält man neben der üblichen akustischen Anzeige auch optische Informationen, wo man wie nahe an einem Hindernis ist.


Das Heck hätte etwas individueller geraten können. Aber für ein gelegentliches Facelift müssen die Designer ja auch noch etwas zu tun haben.

So gross, wuchtig und massig das Auto geworden ist, so "genügsam" gibt es sich allerdings mit der Zuladung. Gemäss Prospekt können gerade mal lächerliche 280 Kg zugeladen werden. Für einen echten Vierplätzer mit 466 Liter grossem Kofferraum ein Witz. Der Fahrzeugausweis des Testwagens erlaubt (Leergewicht 1799 Kg statt 1850 wie im Prospekt angegeben) dann immerhin 331 Kg. Auch das ist natürlich ungenügend.

Kein Trinker
Auf den Treibstoffverbrauch macht sich das hohe Leergewicht natürlich negativ bemerkbar. Auf längeren Strecken sind die im Prospekt angegebenen 8.5 Liter aber sogar zu unterbieten. Der Testverbrauch betrug, trotz teilweise vehementen Beschleunigungen, nur gerade 8.55 Liter. Für ein im Fahrbetrieb doch um die 2 Tonnen wiegendes 204 PS-Auto ein ausgezeichneter Wert. Und: Er entspricht dem, was im Prospekt versprochen wird. Das ist heute schon fast eine Seltenheit.

Einordnung
Zwar ist der 406 Coupé – Nachfolger 407 in allen Dimensionen teilweise um Wesentliches gewachsen. Die Eleganz von Pininfarina geht ihm eindeutig ab. Die stilistische Verwandtschaft ist trotzdem erkennbar und das Coupé 407 darf mit Fug und Recht als schönes Automobil bezeichnet werden.

Ob es an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen kann, wird sich weisen. Das Coupé wird es aber schwer haben gegenüber der eigenen Verwandtschaft, der leichter und coupéhaft wirkenden 4-türigen 407 – Limousine und dem praktischen Lifestyle-Kombi 407 SW.

Aber als Kadermann oder -frau hebt man sich ab vom Vertreter, der Limousine oder Kombi fährt, muss aber trotzdem nicht auf 4 Sitzplätze und vernünftig grossen Kofferraum verzichten. In diesem Sinne hat das Coupé 407 auch in der Flotte seinen Platz.
Gegenüber den Mitbewerbern, die ähnliche Fahrzeuge im Angebot haben, ist man preislich, ausstattungs- und – immer wichtiger – auch verbrauchsmässig im Vorteil.

Für zündung.ch: Heiny Volkart, Pressechef des Schweiz. Fahrzeugflottenbesitzer-Verbandes sffv (www.sffv.ch)

Heiny Volkart betreibt Fleet-Consulting und ein Pressebüro in Aarburg (h.volkart@bluewin.ch)