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zuendung

12. Oktober 2012

Spaghetti Meatballs

Fiat | 0 Kommentare

Der Fiat Freemont ist ebensowenig ein typischer Fiat, wie der Lancia Voyager ein typischer Lancia ist. Nur muss das ja nicht bedeuten, dass er deswegen schlechter sein sollte. Die Basis für den SUV stellt der Dodge Journey dar, der auch auf unseren Strassen ab und zu zu sehen ist. Die gefällige Form des US-Amerikaners hat […]

Der Fiat Freemont ist ebensowenig ein typischer Fiat, wie der Lancia Voyager ein typischer Lancia ist. Nur muss das ja nicht bedeuten, dass er deswegen schlechter sein sollte. Die Basis für den SUV stellt der Dodge Journey dar, der auch auf unseren Strassen ab und zu zu sehen ist. Die gefällige Form des US-Amerikaners hat die schweizer Kundschaft offensichtlich ebenso überzeugen können wie das grosse Raumangebot zum relativ kleinen Preis. Den Fiat Freemont testen wir mit dem 170 PS starken Dieselmotor, der als Fiat-Entwicklung den Weg unter die grosse Motorhaube gefunden hat. Überzeugt der grosse Allradler als Ergänzung der Palette des Kleinwagenspezialisten?

Der Beginn ist vielversprechend: Ganz ohne Knopfdruck lässt sich die Tür öffnen, Keyless-Entry sei Dank. Für den Start des Dieselmotors ist dann ein erster Knopfdruck nötig. Was da unter der Haube zu nageln beginnt, klingt eher nach Nutzfahrzeug denn Freizeitcruiser. Sprinterfahrer mögen sich solche Klänge gewohnt sein, zu einem zivilisierten Fahrzeug passen sie nicht. Gut, dass sie nur beim Kaltstart derart laut sind. Der Zweiliter stammt aus der MultiJet-Familie und entspricht durchaus modernsten Techonologie-Standards. Ob er mit Effizienz punkten kann, wird der Test zeigen. Der Antritt passt auf jeden Fall schon mal. Für ein knapp über zwei Tonnen schweres Auto kommt der Freemont nämlich flott in die Gänge. Das Gewicht kommt nicht von ungefähr, der Fünftürer ist 4,89 m lang und 1,88 m breit. Ein für europäische Verhältnisse grosses Fahrzeug.

Als 4×4 ist der Diesel immer mit einer Automatik kombiniert. Für Stadtmenschen gibt es den Freemont aber auch mit Frontantrieb, der mit einer manuellen Sechsgangschaltung verbunden ist. Die Automatik mit ebenfalls sechs Stufen hat eine gewisse Eigenart: Fährt man bergab ohne das Gaspedal zu drücken, schaltet sie selbsttätig runter. Da es zudem noch eine Gasse gibt, in der man selbst runterschalten könnte, erschliesst es sich nicht ganz, weshalb die Automatik derart hyperaktiv agiert. Übersteuern lässt sich das nur, wenn man permanent leicht auf dem Gas bleibt.

Ansonsten animiert der Freemont eher weniger zum Gasgeben. Die etwas schauklige amerikanische Abstimmung führt zu einem tendenziell zurückhaltenden Fahrstil, was ja beileibe nichts Schlechtes wäre. Dazu passt die Ausstattung der Variante Lounge bestens: Ledersitze, Navi, DVD für die Rücksitze, Klimaautomatik, Tempomat und auch Rückfahrkamera sind serienmässig. Das Navigationssystem von Garmin macht seine Sache übrigens gut. Beim Testwagen sind nur der Metalliclack und das Raucherkit aufpreispflichtig. Eine ähnliche Strategie der Komplettausstattung fährt auch Lancia mit den für Europa angepassten Chrysler-Modellen. Zur praktisch lückenlosen Komfortausstattung kommt ein grosszügiges Raumangebot. Fünf Erwachsene finden bequem Platz. Die beiden hintersten Sitze sind dagegen eher für Kinder oder kleiner gewachsene Erwachsene gedacht. Wer den SUV als Fünfplätzer fährt, verfügt über ein anständiges Gepäckvolumen von 540 Liter. Wegen den im Boden versenkten Rücksitzen gibt es nur noch ein kleines Zusatzfach unter dem Kofferraumboden.

Ein weiteres "Geheimfach" findet sich unter dem Sitzpolster des Beifahrersitzes. Ein Feature, dass man eher von Vans kennt. Oder ist der Freemont am Ende sogar ein Van? Dazu würden eigentlich auch die längs verschiebbaren Sitze der mittleren Reihe passen, deren Neigung sich zudem Verstellen lässt. Andererseits geht ihm der unbedingte Wille zur heute so geschätzten Variabilität ab. Die Karosserie ist dann auch mehr auf den so populär gewordenen SUV-Look getrimmt. Kantige Linien, grosse Leuchten, massive Radläufe und das Ganze mit etwas mehr Bodenfreiheit ausgestattet. Und genau diese Bodenfreiheit will natürlich auch ab und zu genutzt sein. Da weder Untersetzungsgetriebe, noch sperrbare Differenziale zur Verfügung stehen, ist dem US-Italiener kein richtig schweres Gelände zuzumuten. Auf unbefestigten Strassen macht er seine Sache aber gut.

Ebenfalls einen guten Job gemacht haben die Marketingleute bei Fiat, die den Freemont derart attraktiv eingepreist haben. Der Siebenplätzer kommt in der getesteten Variante auf 48'800 Franken. Allerdings ist es schwierig, diesen Preis in ein Verhältnis zu setzen, weil es auf dem Mark nur wenig ähnliche Fahrzeuge gibt. Nach dem Abzug des Subaru Tribeca hat einzig Nissan mit dem Qashqai +2 ein ähnlich geartetes Fahrzeug im Programm. Dieser ist aber ähnlich ausgestattet um die 3000 Franken teurer. Gut möglich, dass der Nissan dafür etwas sparsamer mit dem Diesel umgeht. Der Freemont verbrauchte im Test nämlich nicht gerade zimperliche 8,9 Liter.

Ansonsten kann man dem Neuankömmling im Fiat-Sortiment aber wenig vorwerfen. Der Fiat Freemont 2.0 MultiJet Lounge überzeugt vor allem mit grosszügigem Platzangebot und vollständiger Ausstattung. Der Dieselmotor ist zwar etwas laut, passt aber ansonsten gut zum SUV. Nur schade, dass er etwas zu durstig ist. Trotzdem scheint er eine gelungene Ergänzung für das primär aus Kleinwagen bestehende Sortiment der Italiener zu sein.