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zuendung

24. Mai 2013

Sushi bolognese

Lexus | 0 Kommentare

Ob eine Hybridlimousine die richtige Wahl für eine lange Fahrt nach Italien sein würde? Die Lehrmeinung besagt: Hybridantrieb bringt's vor allem in der Stadt. Dort spielt die aufwändige Technik die Kraft der zwei Herzen voll aus. Auf Autobahnetappen dagegen sorgt das zusätzliche Gewicht im schlimmsten Fall sogar für schlechtere Werte, als sie mit einem konventionell […]

Ob eine Hybridlimousine die richtige Wahl für eine lange Fahrt nach Italien sein würde? Die Lehrmeinung besagt: Hybridantrieb bringt's vor allem in der Stadt. Dort spielt die aufwändige Technik die Kraft der zwei Herzen voll aus. Auf Autobahnetappen dagegen sorgt das zusätzliche Gewicht im schlimmsten Fall sogar für schlechtere Werte, als sie mit einem konventionell motorisierten Fahrzeug möglich wären.

Trotzdem ist der Lexus GS 450h meine Wahl für die Fahrt an die Adriaküste. Seine komfortablen Sitze sollen den vier Herren ein entspanntes Ankommen garantieren. Und im Idealfall würde der Sparantrieb auch noch den Geldbeutel schonen. Also los in Richtung Süden!


Eleganz: Selbst vor dem Castello von Gradara fällt die Form nicht ab.

Alle Mitreisenden sind von Beginn an von der Innenausstattung der Oberklasselimousine begeistert. Leder wohin man blickt erfreut nicht nur die Augen, auch Haptikfetischisten sind überzeugt. Über die etwas zweifelhafte rötliche Farbe der Tierhäute schauen die Passagiere schon wegen der noch anhaltenden Dunkelheit hinweg. Kommt dazu, dass die Kurven hinauf zum Gotthardtunnel sie langsam in den Schlaf wiegen.


Überzeugung: Mit der F-Sport-Austattung wird eine gehörige Portion Überholprestige geliefert.

Entgegen des gängigen Vorurteils werden wir am Tunnelausgang mit strömendem Regen begrüsst. Zum Glück müssen wir noch sechs Stunden weiter dem schönen Wetter entgegen. Das Klima im Innern ist derweil etwas problematisch: Die Klimaautomatik kennt nur starkes Kühlen oder wärmende Luft. Dazu gibt es eine dieser Klasse unwürdig laute Geräuschkulisse, die von der Lüftung ausgeht.


Durstig: Die Passagiere vertilgen gefühlt mehr Wasser als der Hybrid Benzin.

Besser zum Anspruch des Topmodells passt der Antriebskomfort. Wie man das von Hybridpionier Toyota kennt, merkt man von den Übergängen zwischen den Antriebsvarianten praktisch gar nichts. Sobald wir die Schweiz bei Chiasso verlassen haben, darf der Viertürer im rasanten italienischen Verkehr mitfliessen. Den Abstandsregeltempomaten kann man trotz 130er-Tempolimit getrost bei 145 km/h setzen. Damit ist man nach Milano noch lange nicht das schnellste Auto auf der Autobahn. Tatsächlich überholt uns sogar ein Polizeiauto mit einigem an Geschwindigkeitsüberschuss – dafür ohne Blaulicht und Sirene. Ja, wir sind in Italien.

Da passt es auch ins Bild, dass die Strassen mit zunehmender Distanz von heimischen Gefilden schlechter und schlechter werden. Doch der GS enttäuscht die Komforterwartungen nicht. Mit traumwandlerischer Sicherheit federt er auch schlimmere Schlaglöcher weg. Nur ein akustisch wahrnehmbares Poltern dringt in den Innenraum.


Sportlich: Wer will kann im Sport+ Modus erfahren, weshalb so grosses Schuhwerk montiert ist.

Ja, Lexus ist wahrlich ein bequemer Gleiter gelungen. Dazu steht ihm der weisse Lack und das F-Sport-Kleid so gut, dass er selbst in italienischer Umgebung noch positiv aufzufallen weiss. Zugegeben, der Zielort Pesaro ist ohnehin nicht sonderlich malerisch. Am Strand reiht sich Touristenabsteige an Touristenabsteige. Doch ein kleiner Trip ins nahe Gradara weiss den Hybriden ins richtige Licht zu rücken. Nur zu gerne möchte ich die alten Gemäuer mit der 835 Watt-Soundanlage mit einem italienischen Schmachtfetzen im Stile von Umberto Tozzis Gente di Mare beschallen. Stattdessen fahren wir die paar Kilometer nach Cattolica, wo sich ein gleichnamiges Restaurant findet.

Anstelle japanischen Sushis werden italienische Köstlichkeiten serviert, doch das passt trotzdem bestens. Denn auch der Lexus GS450h weiss sich stets perfekt anzupassen. Für enge Strassen hält er zum Beispiel eine 4-Rad-Lenkung bereit. Soll es etwas zackiger gehen, reicht ein Dreh am Fahrmodusknopf, um in der Stellung Sport+ auch das Fahrwerk zu straffen. Nahtlos in das Gefüge passt das mannigfaltig verstellbare Gestühl, das mit gutem Langstreckenkomfort verwöhnt. Nur für richtig viel Gepäck ist die Hybridversion des GS nicht bereit: Die Batterie verkleinert den Kofferraum von 560 auf 480 Liter.


Überzeugend: Lexus liefert ein stimmiges Package mit beeindruckend tiefem Verbrauch.

Und wie flexibel zeigt sich der Verbrauch? Im typischen Verkehr, wie wir ihn in der Schweiz kennen landen wir bei 7,5 Liter Durchschnittsverbrauch. Das sind zwar nicht die versprochenen 6,2 Liter, doch immer noch aller Ehren wert, wenn man die Systemleistung von 345 PS im Kopf behält. Die rasant gefahrene Italienreise lässt den Benzindurst auf immer noch sehr erträgliche 8,4 Liter anschwellen. Dass der Hybridantrieb auf schnell gefahrenen Etappen zur Belastung wird, konnte mit dem getesteten Lexus GS450h nicht bestätigt werden.

Für 99'800 Franken steht der Spritsparfuchs in der Preisliste, wenn man sich für den F-Sport entscheidet. Unser Testwagen verzichtet nur auf das ohnehin nicht notwendige Head-up Display und kommt so auf knapp über 111'000 Franken. Sicher, eine grosse Summe, aber hier stehen 485 Zentimeter geballte Technik vor einem. Dazu gibt es tollen Komfort, eine vollständige Ausstattung und eine attraktiv gestylte Aussenhaut. Man erhält also ein stimmiges Package, das nicht nur im städtischen Umland funktioniert.