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zuendung

23. August 2005

Von wegen, steifer Brite

MG | 0 Kommentare

Die Automobilwelt schrieb das Jahr drei nach dem Verkauf von MG Rover an die Phoenix-Four durch BMW. Die Briten bemühten sich, auf Basis einiger Rover-Modelle dem MG TF weitere Sport-Mobile zur Seite zu stellen. Im Falle des Rover 75 hieß das erste MG-Derivat ZT 190 und war eines mit Sicherheit nicht – sportlich. Doch dann, […]

Die Automobilwelt schrieb das Jahr drei nach dem Verkauf von MG Rover an die Phoenix-Four durch BMW. Die Briten bemühten sich, auf Basis einiger Rover-Modelle dem MG TF weitere Sport-Mobile zur Seite zu stellen. Im Falle des Rover 75 hieß das erste MG-Derivat ZT 190 und war eines mit Sicherheit nicht – sportlich. Doch dann, Ende 2004, die Rover-Bosse hatte zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon den Großteil der später spurlos verschwundenen 1,4 Milliarden Pfund beiseite geschafft, folgte das Aufbäumen. Die britischen Ingenieure hängten den 4,6 Liter-V8 aus dem Ford Mustang in den ZT, switcthen die Limousine auf Heckantrieb um und MG wurde schlagartig neben Renault zum coolsten Fahrzeug-Hersteller.

Nur die Franzosen wagten es bis dahin, ein Fahrzeug-Konzept so radikal umzukrempeln – leider läuft die Produktion des Clio V6 bald aus. Doch zurück zum MG ZT 260. Wo bei der Transplantation des Achtzylinders 62 PS verschütt' gegangen sind, bleibt wohl ein Geheimnis, dass die Chinesen möglicherweise mit der Konkursmasse erworben haben. Und so unspektakulär, wie sich heutzutage 260 PS anhören, beschleunigt der ZT auch. Schnell ist was anderes. Dazu trägt auch das recht lang übersetzte Fünfgang-Schaltgetriebe bei. Darüber hinaus muss beim Gangwechsel schon mal mit beiden Händen zugepackt werden – rein symbolisch natürlich, aber wirklich leichtgängig und präzise lässt sich der Schalthebel nicht bedienen. Die Kupplung verlangt ebenso durchtrainierte Wadeln. Doch der Fahrspaß ist groß, denn so ein Package gibt es nirgendwo zu kaufen. Leider auch nicht mehr beim MG Rover-Händler.

Nur widerwillig quält sich der V8 auf seine Leerlaufdrehzahl, dann brummt das Aggregat zufrieden durch die vier Auspuffrohre vor sich hin. Also Gas geben und ab dafür. In 6,2 Sekunden soll's von 0 auf 100 km/h gehen, den Beweis bleiben wir aber schuldig. Beim Ausdrehen der Gänge gibt das Ford-Triebwerk bezüglich der Laufkultur ganz den britischen Gentleman – der sich aber in dieser Verpackung bei hohen Drehzahlen völlig befreit den Frust über die ewige Tee-Trinkerei von der Seele brüllen darf. Man könnte meinen, die MG-Akustiker haben zuviel Pantera gehört. Untenherum schmeichelt der Achtender dann mit wohligem V8-Brabbeln, ganz der Ami eben. Ach, sie interessiert nicht nur, wie die Kraft in die Gehörgänge sondern auch ob die Power auf die Straße kommt? Nun, bei nasser Fahrbahn fast gar nicht. Doch schließlich ist eine Antriebsschlupf-Regelung an Bord, die man auch einschalten kann. Dann regelt das System äußerst grob und interessanterweise ohne das übliche Gepiepe und Geblinke die Leistung herunter. Möglicherweise waren auch nur die entsprechenden Bauteile defekt, bei den Briten weiß man das ja nie so genau. Beim Abstellen der Klimaanlage schmiss der ZT aus unerfindlichen Gründen die Heizung an. Ist eben kalt auf der Insel.

Gute Straßen haben die Tommys wohl auch, denn das MG-Fahrwerk ist von der Highland-herben Sorte. Das Setup bietet überraschend viel Response, wenig Seitenneigung und knallharte Schläge auf schlechten Wegstrecken. Diese blühen einem zumeist auf engen Landstraßen, für die der ZT dann doch von einem etwas zu grobschlächtige Wesen ist. Die Autobahn macht wirklich Spaß mit dem Briten, der Sound ist sensationell, die Alcantara-Sportsitze formidabel – und der Verbrauch das jüngste Gericht. Letzterer interessiert aber wohl keinen, der sich für das coolste Auto eines Großserienherstellers neben dem Clio V6 entscheidet.