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amadefries

21. Dezember 2020

Wienerschnitzel statt Gourmetfood

Opel | 0 Kommentare

Es ist viel passiert seit dem allerersten Opel Insignia. Opel gehört nicht mehr zu GM, hubraumstarke Motoren sind aus dem Programm geflogen, die Elektrifizierung ist fortgeschritten. Und natürlich sind die SUV in allen Grössen auf dem Vormarsch. Und doch: Der Insignia ist noch da. Als GSi hat er die Aufgabe, mir die grauen Dezembertage während […]

Es ist viel passiert seit dem allerersten Opel Insignia. Opel gehört nicht mehr zu GM, hubraumstarke Motoren sind aus dem Programm geflogen, die Elektrifizierung ist fortgeschritten. Und natürlich sind die SUV in allen Grössen auf dem Vormarsch. Und doch: Der Insignia ist noch da. Als GSi hat er die Aufgabe, mir die grauen Dezembertage während des Tests etwas behaglicher zu machen.

Aussen beginnt er schon mal vielversprechend. Die gefällige Form ist dem Kombi geblieben. Angereichert wurde sie mit formschönen Aluminumleisten und den nie falschen Brembobremssätteln in Rot. Der Sports Tourer streckt sich nochmals 9 Zentimeter länger als die Grand Sport genannte Limousine und bleibt nur gerade 14 Millimeter unter der 5-Meter-Marke. Ein grosses Auto. Die 186 Zentimeter Breite sind heute (leider) fast schon üblich.

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Die Spitzenmotorisierung bringt es auf 230 PS, die auf alle vier Räder verteilt werden. Der Zweiliter verfügt über eine 9-Gang-Automatik. Erwähnenswert, dass der Allradler nur 1750 Kilo auf die Waage bringt. Hoffentlich schlägt sich das in einem gemässigten Verbrauch nieder.

Die erste Insignia-Generation fiel vor allem mit zwei Eigenschaften positiv auf: Sie hatte sehr gute Sitze und ebensolches Licht. Das ist auch im neuen GSi so: Die aufpreispflichtigen Performance-Sitze sehen nicht nur astrein aus, sie stützen perfekt und sind dennoch sehr bequem. Das serienmässige IntelliLux LED Pixel Licht (heisst wirklich so) ist wohl etwas vom Besten auf dem Markt. Die kleine Licht-Show beim Start erinnert einen zudem stets daran, dass man in der Topvariante sitzt.

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Da kann der Motorsound nicht mithalten. Auch wenn uns das Kennzeichen GSi an sportliche Opel der Vergangenheit erinnert, der Ton hat eher Vertreterkombi-Charakter. Das ist nicht weiter schlimm, Pseudosportler gibt’s genug. Der Sports Tourer tut das, was er am besten kann: Kombi sein. Dementsprechend gibt es einen grossen Kofferraum (560 Liter) und fünf bequeme Sitzplätze. Das Fahrwerk passt ins Bild, verzichtet auf übertriebene Härte. Wer es sportlicher mag, kann das serienmässige FlexRide Fahrwerk auf Sport stellen, was ich nicht empfehlen würde.

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Ebenfalls wenig zu empfehlen sind allzu optimistische Ampelstarts. Denn bis der Allradantrieb wirklich greift, haben die Vorderräder schon leicht pubertär durchgedreht. Man merkt, dass er eher etwas für „Touring“ als für „Sports“ ist. Das ist völlig ok. Dank gut funktionierendem Assistenzangebot ist die Fahrt auch bei Dunkelheit und dichtem Verkehr stets angenehm ruhig. Der Tempomat hält Abstand zum Vordermann, das LED-Licht stellt die richtige Beleuchtung zur Verfügung und die Fussgängererkennung blendet ein kleines Symbol ins HeadUp-Display ein, wenn jemand auf dem Trottoir geht. Die Navigation ist einfach zu bedienen. Die Sitze wärmen, kühlen und massieren einen. So lässt sich touren.

Und so lasse ich den Opel Insigina GSi Sports Tourer Kilometer fressen. Auf der Autobahn fühlt er sich wohl, aber auch die Landstrasse ist ihm genehm. Erst im Parkhaus wird seine doch recht ausgedehnte Grösse ein Thema. Was braucht denn so ein grosses, anständig motorisiertes Auto? Aut knapp 1000 Testkilometern pendelt sich der Verbrauch bei anständigen 8,4 Litern ein.

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Fans von klassischen Kombis machen mit ihm definitiv nichts falsch. Klar, in der hier getesteten Variante kommt man auf einen Preis von gegen 65’000 CHF. Möchte man gleich viel Platz und Leistung aus einem Premiumhaus, wird’s aber nochmals deutlich teurer. Das Design kann durchaus mithalten, der Fahrkomfort nicht ganz, die Fahrleistungen aber durchaus. Vergleicht man die Platzverhältnisse mit einem BMW 3er Touring, haben Insignia-Fahrerinnen gut lachen. Und ja, es muss auch nicht immer das Gourmetmenü sein, so ein Wienerschnitzel schmeckt doch auch richtig gut, oder?

Das hat sich auch seit dem Erscheinen des ersten Opel Insigina nicht geändert. Und so bleibt der GSi eine prüfenswerte Alternative, für alle, denen Propeller, Stern oder Ringe am Auto den grossen Aufpreis nicht wert sind. Er bleibt auch in der Sportversion ein eher gemütlicher Geselle, der für bequeme Reisen ebenso taugt, wie für die alltäglichen kofferraumfüllenden Shoppingeskapaden. Dabei ist er sparsam, geräumig, komfortabel und preislich fair.