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heinyvolkart

13. November 2017

X mal 3

Opel | 0 Kommentare

Nein, es gibt nichts zu rechnen. Es ist nur so, dass Opel nun nach Mokka X und Crossland X den dritten SUV oder Crossover präsentiert hat, der ein X im Namen trägt, den Grandland X. Auf den 4.28m langen Mokka X (um die 700’000 verkauft) folgte in der ersten Jahreshälfte 2017 der mit 4.21m sehr […]

Nein, es gibt nichts zu rechnen. Es ist nur so, dass Opel nun nach Mokka X und Crossland X den dritten SUV oder Crossover präsentiert hat, der ein X im Namen trägt, den Grandland X.

Auf den 4.28m langen Mokka X (um die 700’000 verkauft) folgte in der ersten Jahreshälfte 2017 der mit 4.21m sehr kompakte Crossland X. Er basiert auf der Plattform des Peugeot 2008 und ist das Resultat der vor rund 5 Jahren beschlossenen Zusammenarbeit zwischen General Motors und Peugeot. Das Auto gefällt und man könnte meinen, Opel sei mit Mokka X und Crossland X gut aufgestellt. Doch nun folgt X Nummer Drei, der Grandland X. Er ist ebenfalls das Resultat der erwähnten Zusammenarbeit GM/PSA. Mit 4.48 m Länge ist er ein Stück grösser als die beiden andern X. Er basiert auf dem Peugeot 3008 und wird auch im Peugeot-Werk in Sochaux im französischen Jura gebaut, doch beim Betrachten des Grandland X käme niemand auf die Idee der engen Verwandtschaft zwischen dem Opel und dem Peugeot.

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Mittlerweile hat sich die Zusammenarbeit zwischen den zwei Konzernen so geändert, dass PSA Opel von GM übernommen hat und dort nun das Sagen hat. Mittelfristig werden die GM-Produkte (z.B. Insignia) verschwinden und durch Peugeot-Technik ersetzt. Etwas verkürzt gesagt.

Zurück zum Grandland: Mit 4.47m Länge, fast 2 Metern Breite und über 1.60m Höhe ist er ein ansehnliches Auto geworden, das, vielleicht dank der Zweifarbigkeit, viel leichter und eleganter wirkt als der Zwilling 3008. Wem der Mokka vielleicht etwas zu pummelig ist und der Crossland etwas zu klein, findet jetzt im Grandland das Auto, das viel Platz bietet, aber doch noch zu den Kompakten gezählt werden darf.

Der Grandland X hat eine Vielzahl an heute aktuellen Assistenzsystemen an Bord. Fussgängererkennung, Müdigkeitsalarm, Abstandsradar mit Stopp-Funktion, Lane-Keeping und noch viel viel mehr sind serienmässig eingebaut oder gegen Aufpreis erhältlich.

Helles Fahrlicht (Voll-LED), automatisches Abblenden, Leuchtweitenregulierung und Kurvenlicht bieten gute Sicht in der Nacht (1’300 Franken Aufpreis). Das Matrixlicht (IntelliLux) wie bei Astra und Insignia ist aber nicht erhältlich.

Auch beim Grandland täuscht das X. Wie schon beim Crossland gibt es auch beim Grandland keinen Allradantrieb. Schlicht und einfach weil Peugeot das nicht für nötig erachtet. Schade. Aber die elektronische Traktionskontrolle (IntelliGrip) hilft bei kritischen Strassenverhältnissen erstaunlich gut.

Aktuell sind erst zwei Motoren erhältlich: Ein 1200er Benzindirekteinspritzer mit Turbo leistet 130 PS und generiert 230 Nm Drehmoment bei schon 1’750 U/min. Der 1600er Diesel leistet 120 PS mit 300 Nm/1750 U/min Drehmoment.

Es wird noch ein sogenannter Top-Diesel folgen und eine neue Achtstufen-Automatik. Wie während des Tests bekannt geworden ist, wird der Grandland X auch als Plug-in Hybrid kommen. Einen Grandland gibt’s ab 26’800 Franken abzüglich Prämien.

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Da leuchten immer viele grüne Lämpchen.

Unser Testwagen

Als Grandland X in der zweithöchsten Ausstattung (Excellence), mit dem 1.6 Diesel und der 6-Stufen-Automatik kostet er 40’150 Franken. Dann kommen recht viele Optionen dazu, das Weiss metallic, ein Allroad-Paket, 230V-Paket, Winterpaket Premium, adaptiver Geschwindigkeitsregler mit Stopp/Start (empfohlen!), das erwähnte 1’300 Franken kostende Adaptive Forward Lighting, Park&Go mit 360°-Kamera, sowie schwarzes Dach und Spiegel (+700). Zusammen sind das noch einmal 5’000 Franken, womit der Grandland stolze 46’160 Franken kostet. Dank Prämien resultiert ein Endpreis von CHF 43’160. OK, man erhält auch viel dafür, aber als Schnäppchen kann der Test-Grandland so nicht bezeichnet werden.

Was bietet der Grandland X? Dank einem Radstand von 2.675m entsteht viel Platz im Innenraum. Der Kofferraum fasst 514 bis 1’652 Liter. Die Ladekante ist aber sehr hoch und Ladegut muss passend sein. Man lädt eben nicht nur Reisegepäck oder Mineralwasser-Pakete. Ein Gitarrenkoffer passt zum Beispiel nicht hinein. Man hätte dafür eine Rücksitzlehne vorklappen müssen. Dafür schliesst die Heckklappe vornehm auf Knopfdruck. Die 607 Kg Zuladung sind übrigens ein ausserordentlich guter Wert und sind mehr als mancher grosse Kombi bieten kann.

Gut vernetzt zu sein, ist heute ein Muss und bei Opel selbstverständlich. Dass Opel OnStar an Bord ist, ist klar. Smartphones können kabellos (induktiv) aufgeladen werden. Die IntelliLink-Systeme sind kompatibel mit Android und Apple.

Alles in allem: Doch, für einen zwar etwas happigen Endpreis wird sehr viel geboten, das das Autofahren sicherer und angenehmer macht. Aber jetzt gehen wir auf die Strasse.

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Hohe Ladekante, nicht besonders breiter Zugang, aber recht viel Platz.

Wir fahren

Einen Schlüssel gibt’s nicht. Es ist, wie heutzutage üblich, ein Kästchen und zwar ein recht grosses. Man muss es nur in der Tasche mittragen, brauchen tut man es nie. Die Türen werden entriegelt, sobald man die Finger zwischen Türfalle der Fahrer- oder Beifahrer-Türe und Auto hält. Für die hinteren Türen gilt das leider nicht. Wer vor Abfahrt etwas auf den Rücksitz legen will, Mantel, Tasche, muss also immer erst noch einen Schritt nach vorne machen und vorne entriegeln, damit man hinten die Türe öffnen kann.

Die Ergonomie-Sitze AGR geben guten Halt und sind elektrisch verstellbar. Das Armaturenbrett ist übersichtlich und bietet keine Rätsel. Das bei kaltem Wetter übliche Vorglühen des Diesels übernimmt das Auto. Nach Drücken der Starttaste dauert es einfach einen Augenblick, bevor der 1600er Diesel dann unüberhörbar anspringt. Es fällt überhaupt auf, dass Geräusche von aussen doch relativ laut ins Innere dringen.

Die Gürtellinie des Grandland X ist relativ hoch. Das stört zum Beispiel dann, wenn man an der Parkhausausfahrt das Ticket in den Schlitz schieben muss.

Bei den letzten Opel-Tests haben wir jedes Mal beanstandet, dass die Automatik in Tunnels das Licht viel zu spät einschaltet. Der Grandland X bildet da eine erfreuliche Ausnahme; das Licht schaltet sehr schnell ein. Etwas Geschmackssache, aber eigentlich dezent, sind die nachts beleuchteten Zierleisten in den Türen.

Die Lenkradheizung haben wir bei den kühlen Novembertemperaturen echt geschätzt, der Tempomat war bald begriffen, das Navi intuitiv begreifbar, der Monitor vernünftig gross. Auch das UKW-/DAB+ – Radio funktionierte, wie man es sich gewohnt ist.

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Mit dem 1600er Diesel (120 PS / 300 Nm) wird der leer 1’413 Kg wiegende Grandland nicht gerade zum Sportwagen. Mit der 6-Gang-Automatik erledigt der Grandland X den Paradesprint von 0 auf 100 in 9.9 Sekunden, sogar 0.6 sec. schneller als handgeschaltet. Für den Alltag, ob auf Kurz- oder Langstrecken, genügt die Power aber allemal. Auch am Berg ist flottes Vorankommen gut möglich. Das Fahrgestell vermittelt Sicherheit und geht eher in Richtung komfortabel. Die Lenkung ist präzise, das Getriebe schaltet recht fein, die Bremsen sind gut dosierbar und können auch richtig zupacken.

Verbrauch: Die Technischen Daten sind offenbar noch mit Vorsicht zu geniessen, die Homologation sei noch nicht abgeschlossen, steht in den Unterlagen. In Prospekt und Preislisten sind zudem ganz unterschiedliche Zahlen zu finden. Noch immer gelten die Laborwerte gemäss NEFZ. So soll der kombinierte Verbrauch 5.5 bis 5.2 Liter betragen oder auch 4.6 bis 4.3, je nach Opel-Quelle, alle Werte ohne 18- und 19″-Felgen, die unser Testwagen aber hatte (ohne Aufpreis). Aber wichtig ist ja eh der echte Verbrauch.

Unser Testwagen war mit Winterreifen ausgestattet, was in der Regel einen etwas erhöhten Treibstoffverbrauch bedeutet. Auf einer Autobahnfahrt, wegen Sturm und Regen nicht immer mit 120 gefahren, betrug der Verbrauch 5.84 Liter Diesel. Auf den gesamthaft gefahrenen 740 Km, Autobahn, Landstrasse, viele Kurzstrecken kalt, auch die Teststrecke im Jura eingeschlossen, verbrauchte der Testwagen 6.81 Liter, in der Annahme, der Tank sei bei Teststart wirklich voll gewesen (was man uns versichert hat). Einmal mehr leider weit weg von den Werksangaben.

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Zusammenfassung

Der rund 4½ Meter lange und 1.60m hohe Grandland X ist ein elegantes Auto geworden. Die Gürtellinie ist etwas hoch geraten, die Ladekante des Kofferraums auch. Dafür bietet er eine hohe Zuladung und mit abgelegten Rücksitzen auch viel Platz. Mindestens in der Ausstattung und mit der Ausrüstung wie wir sie fuhren, ist der Grandland X exzellent ausgestattet. Mit noch etwas mehr Geräuschdämmung wird er zur Luxusklasse.

Die zwei aktuell erhältlichen Motoren, ein Benziner (130 PS) und ein nicht sonderlich sparsamer Diesel (120 PS) genügen für den Alltag. Wer auch Fahrspass will (stärkere Motoren) oder sparsam und teilelektrisch fahren (Plug-in-Hybrid), muss noch warten.

Die 26’800 Franken sind zwar ein günstiger Einstiegspreis. Die 46’160 Franken für den gut ausgerüsteten Grandland X lassen einen aber doch etwas leer schlucken.

Alles in allem ein Auto für Private und/oder Familien, die auch Freude haben an einem gut aussehenden Auto, aber auch für Firmen, die ihren Aussendienstlern etwas Gutes tun wollen, ohne besonders tief ins Portemonnaie greifen zu müssen (Testwagenpreis nach Vorsteuerabzug knapp unter 40k).

Heiny Volkart, VOLKARTpress