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amadefries

20. September 2015

Abtrünnig?

Jeep | 0 Kommentare

Er war ein Cop, ein verdammt guter. Aber machte einen Fehler, sagte gegen Polizisten aus die die Fronten gewechselt hatten. Diese versuchten ihn zu töten aber erwischten die Frau, die er liebte. Ihm wurde ein Mord angehängt. Seit dem streift er durchs Land. Ein Gesetzloser, der andere Gesetzlose jagt, ein Kopfgeldjäger, ein Abtrünniger. Na, erkannt? […]

Er war ein Cop, ein verdammt guter. Aber machte einen Fehler, sagte gegen Polizisten aus die die Fronten gewechselt hatten. Diese versuchten ihn zu töten aber erwischten die Frau, die er liebte. Ihm wurde ein Mord angehängt. Seit dem streift er durchs Land. Ein Gesetzloser, der andere Gesetzlose jagt, ein Kopfgeldjäger, ein Abtrünniger.

Na, erkannt? Richtig: Das ist der Introtext von Renegade mit Langhaarschönling Lorenzo Lamas am Lenker seiner Harley. Seltener kommt in der leicht kitschigen US-Serie auch ein Jeep vor. Ein Renegade. Damit hat der neue Jeep Renegade nicht so richtig viel zu gemeinsam, aber der Name klingt doch schon mal cool.1

Mit dem Aussehen ist es nicht nur bei Lorenzo Lamas so eine Sache. Die einen finden den schmal und hoch wirkenden Jeep so richtig heiss, die anderen halten ihn für ein Spielzeug, das zu lange aufgeblasen wurde. Dabei meint es Jeep doch besonders mit dem TrailHawk durchaus ernst. Schliesslich soll er in der Renegade-Palette den kompetenten Offroader geben. Gerade in der Schweiz dürfte aber auch diese Variante häufiger vor dem Bioladen in der Stadt alsvor dem Bauernhaus hoch oben in den Bergen anzutreffen sein.

2
Der in Italien gebaute Allradler gibt sich bereit für alle Abenteuer, trägt am Heck sogar eine rot lackierte Abschleppöse, die ausschaut, als könnte man damit die Queen Mary II an Land ziehen. Auch eine anständige Bodenfreiheit bringt er mit. Der typische Jeepblick mit den Rundscheinwerfern ist bekannt. Dass der vordere Überhang mit etwas Überbiss in die Welt hinausragt, ist eher speziell. Hinten wird ein neues Stilmerkmal eingeführt: Die X-Signatur in den Leuchten soll an das gleiche Symbol auf dem Benzinkanister des Ur-Jeeps erinnern. Und das ist erst der Beginn der Reminiszenzen an längst vergangene Zeiten. Innen gibt es als auffälligste Variante einen „Since 1941“-Schriftzug. Gut versteckt fährt ein kleiner Willys als Silhouette am unteren Rand der Windschutzscheibe. Und dann sind da noch diverse Orte, wo man die bekannte Grillgrafik mit den Rundleuchten als Dekoelement verwendet hat: In den Türverkleidung, auf der Innenseite der Heckklappe und in der Abdeckung hinter dem Innenspiegel.

5

Wenn wir schon im Innenraum sind: Hier ist alles so schön „rugged“ wie die Amerikaner sagen würden. Man hat das Gefühl, die Knöpfe auch noch mit halbgefrorenen Fingern bedienen zu können. Selbst das Leder wirkt irgendwie abwaschbar, wenn auch deswegen nicht minder komfortabel oder hochwertig. Der Zweiliter-Diesel passt zu diesem Eindruck, geizt nicht mit gut hörbarem Selbstzündersound. Doch als ich statt einem kaum synchronisierten Vierganggetriebe den Hebel der Neungangautomatik in die Position D schiebe, werde ich wieder daran erinnert, dass es sich hier um ein topmodernes Fahrzeug handelt. Dazu passt die Möglichkeit, den Allradantrieb auf den jeweiligen Untergrund abzustimmen. Ganz einfach via Drehrad. Wer wie ich den Automatikmodus eingeschaltet lässt, fährt unter normalen Bedingungen mit Frontantrieb. Erst bei Schlupf wird die Hinterachse zugeschaltet. Abgesehen von sporadischem Pfeifen der Reifen beim Losfahren merkt man davon nichts.

8

Was man in Kurven sehr wohl spürt, ist der hohe Schwerpunkt des Renegade. In Kombination mit der angenehm komfortablen Abstimmung ergibt das eine deutliche Seitenneigung in Kurven. Der Trailhawk will ja auch kein Sportwagen sein. Dass die aufgezogenen Ganzjahresreifen etwas gar früh wegschmieren, nervt dann aber doch. Ebenfalls einmal mehr nicht hundertprozentig überzeugen kann das ZF-Getiebe mit 9 Gängen. Dem Räderwerk fehlt die Geschmeidigkeit des Achtgängers des gleichen Herstellers. Immer wieder schaltet es hoch, wo der tiefere Gang der richtige gewesen wäre. Enttäuschend, das nach dem Cherokee auch hier im Renegade keine richtig gute Abstimmung gelungen ist.

3

Ebenfalls nicht optimal ist die Arbeitsweise des LaneSense genannten Spurassistenten. Hölzern reisst er mir das Steuer fast schon aus der Hand, als ich einer Sicherheitslinie zu nahe komme. Ich fühle mich so, als ob ein übereifriger Fahrlehrer eingreifen würde. Das geht auf jeden Fall besser.

6

Richtig gut dagegen war der Verbrauch. Liegt der Normwert bei 5,9 Liter, kam er im Test auf 6,5 Liter Diesel, was für den 170 PS starken und über 1600kg schweren Jeep richtig ordentlich ist. Der  Italo-Ami bringt also keine US-Trinksitten mit. Allerdings kommt auch das Kapitel Treibstoff nicht ohne Minuspunkt aus: Die deckellose Tanklösung führt dazu, dass der Renegade schwierig zu betanken ist. Entweder man füllt ihn nur bis zum ersten „Klick“ und hat einen nur annähernd vollen Tank, oder man lässt es mehrmals klicken, risikiert aber einen kräftigen Schluck Diesel auf den eigenen Tretern. Nachdem mir das Zweitere passiert ist, habe ich mich dann für die andere Variante entschieden.

7

Der Trailhawk ist die Topvariante im Renegade-Programm und kostet mindestens 39’500 Franken. Wenn er so ausgestattet sein soll wie unser Testwagen, kommt er auf 46’300 Franken, was doch einen ganz schönen Brocken darstellt. Neben den Ledersitzen (1750.-) und dem Navi (1320.-) ist Zweifarbenlackierung (1350.-) der grösste Posten. Dafür, dass er irgendwie fast ein bisschen niedlich ausschaut, verschlingt der Jeep Renegade 2.0 CRD Trailhawk mit 170 PS ein gar nicht so niedliches Budget. Aber man erhält dafür man auch ein sehr fähiges Auto, das mit erfrischendem Design aus der Masse der rundgelutschten pseudosportlichen SUV heraussticht.