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zuendung

4. Mai 2012

Auto des Jahris

Toyota | 0 Kommentare

Als der Toyota Yaris 2000 antrat, den gesichtslosen Starlet zu ersetzen, traute man sich beim grössten japanischen Autohersteller einiges zu. Ein Design, das durchaus imstande war, die Kleinwagenkäufer zu begeistern. Im Interieur wagte man sich an einen zentralen Tacho heran. Zusammen mit einem für die Klasse grosszügigen Raumangebot konnte man damit sogar den "Car of […]

Als der Toyota Yaris 2000 antrat, den gesichtslosen Starlet zu ersetzen, traute man sich beim grössten japanischen Autohersteller einiges zu. Ein Design, das durchaus imstande war, die Kleinwagenkäufer zu begeistern. Im Interieur wagte man sich an einen zentralen Tacho heran. Zusammen mit einem für die Klasse grosszügigen Raumangebot konnte man damit sogar den "Car of the Year" Award abstauben. Die zweite Generation des Yaris fiel dann vor allem durch ein pummeligeres Design auf. Nun steht uns die intern XP130 genannte dritte Generation zum Test zur Verfügung. Hat der neue Yaris wieder das Zeug zum Auto des Jahres? Oder ist man eher wieder auf dem Weg zurück zum Status, den der Starlet einst inne hatte?


Gefällig: Mit dem Design eckt Toyota nicht an.

Sollte er dereinst in den Genuss eines solchen Titels kommen: Für die entsprechende Gala sollte er sich nicht das dunkelviolette Kleid anziehen. Die Farbe wirkt auf mich wie ein Sofabezug aus den 1980er Jahren. Ansonsten ist der Neue eine geschliffene Weiterentwicklung seines Vorgängers. Wo dieser rundliche Züge zur Schau trug, finden sich nun etwas kantigere Linien. Die Front spricht die typische Markensprache – "Bloss nicht auffallen" lautet die Devise. Seitlich führt die für heutige Verhältnisse nur leicht ansteigende Seitenlinie für anständige Glasflächen. Hinten scheinen sich die Toyota-Designer den Peugeot 207 etwas zu lange angeschaut zu haben. Gesamthaft betrachtet steht da ein gefälliges Fahrzeug vor mir, das aber designmässig gerne auch ein wenig mehr Mut zur Eigenständigkeit verdient hätte.


Modern: Zweifarbiges Interieur mit Touchscreen.

Gerade im hart umkämpften B-Segement zählt aber mehr als die schicke Schale. Das weiss man natürlich auch bei Toyota. Darum hat man dem Neuankömmling das modernste Multimediasystem der ganzen Modellpalette spendiert. Ab der Variante Luna ist ein sechs Zoll grosser Touchscreen Serie, der neben Bluetooth-Funktionalität auch das Bild der Rückfahrkamera darstellt. Für 1000.- CHF gibt es das Navigationssystem "Touch & Go" obendrauf, das beim Testwagen natürlich nicht fehlen darf. Speziall an diesem System ist, dass es über die Verbindung mit einem gekoppelten Handy auch die Nutzung von Google Local Search zulässt. Eine Integration von derartigen Möglichkeiten ist in diesem Segment völlig neu.


Aussicht: Der Glasanteil fällt für heutige Verhältnisse angenehm gross aus.

Ansonsten verkneift sich Toyota im Innenraum aber jegliche Extravaganzen, der Zentraltacho ist längst verschwunden. Die Materialien sehen gut aus, einige überstehen auch den Haptiktest, sind hinterschäumt statt aus blossem Hartplastik zu bestehen. Vier Erwachsene finden bequem Platz, auch wenn die Rasterung der Frontsitze etwas enger gestuft hätte ausfallen dürfen. Der Kofferraum verfügt mit 286 Liter Volumen über klassenübliches Niveau. Bei der Serienausstattung überflügelt unser Testauto der Variante Sol die Konkurrenz mit einigen Goodies: Tempomat, Knieairbag für den Fahrer oder auch Sitzheizung sind mit an Bord. Und auch die "Kürze" hebt ihn von den anderen ab: Mit 3,89 Meter ist er noch ein echter Kleinwagen, der gerade in der Stadt mit seiner Kompaktheit auftrumpft.


Evolution: Das Design des Yaris iet eine behutsame Weiterentwicklung der ersten beiden Generationen.

Der 1,3 Liter Vierzylinder ist mit einem Sechsgangschaltgetriebe gekoppelt. Mit seinen 99 PS stellt er aktuell noch die leistungsmässige Spitzenmotorisierung dar. Bei der Spreizung der Gänge war man aber dennoch etwas gar optimistisch. Wer flott beschleunigen will, wird vor allem in den oberen drei Fahrstufen immer wieder zurückgebunden. Nein, eine Sportlernatur ist dieser Yaris wahrlich nicht. Doch die ellenlange Übersetzung wurde natürlich hinsichtlich eines tiefen Verbrauchs gewählt. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 5,9 Liter kommt er ziemlich nahe an die werksseitig versprochenen 5,4 heran. Damit lässt sich das schleppende Temperament zumindest teilweise entschuldigen. Das Fahrwerk kann die Fahrleistungen locker im Zaum halten und wird im Notfall von einem rech früh eingreifenden ESP gestützt. Spass gemacht hat mir der winzige Wendekreis von nur 9,4 Meter.


Inspiration: Die Form und Grafik der Rückleuchten erinnert an jene des Peugeot 207

Unser Testwagen Toyota Yaris 1.33 Sol kostet 28'370 Franken. Ein ziemlicher Brocken für einen Kleinwagen. Zusätzlich zur sehr umfangreichen Serienausstattung sind Navi (990.-) und Panoramadach (890.-) verbaut. Während er aussen eher etwas unterkühlt wirkt, überzeugt er innen mit praktischen Talenten, einem einladenden Cockpit und narrensicherer Bedienung. Der Japaner ist ein gut gemachter, moderner Kleinwagen, der keine grossen Schwächen aufweist. Dem in Valencienes gebauten Modell geht aber ein wenig der Charme ab, der auch in diesem Segment immer wichtiger wird. Um dereinst wieder den "Car of the Year"-Award einzusacken wird sich Toyota noch mehr anstrengen müssen.