Biedermann mit Power
Der Skoda Octavia ist still und heimlich zu einem der meistgekauften Autos der Schweiz geworden. Während Limousine und Kombi bereits früher im Jahr neu aufgelegt worden waren, gibt es die Powerversion RS seit diesem Spätsommer nun auch in erneuerter Auflage.
Den Skoda Octavia, der dieses Jahr in wesentlichen Teilen verbessert worden ist, gibt es mittlerweile in unzähligen Varianten, vom 1200er über den 1400er zum 1800er Benziner, oder als 1600er und 2000er Diesel, mit 105, 140, 150 oder 180 PS, mit 5- oder 6-Ganggetriebe oder mit 6- und 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG, mit Vorderrad- oder Allradantrieb, einfach oder elegant ausgerüstet, als Limousine oder als Kombi, mit günstigem Kaufpreis und mit, na ja, etwas höherem Anschaffungspreis, sparsam im Verbrauch oder – sogar sehr sparsam. Da findet sich wohl für jedes Portemonnaie und jeden Einsatzzweck der passende Octavia.
Und dann gibt es den Octavia noch als RS. Mit 2-Litermotor, Benzin (220 PS) oder Diesel (184 PS), beide entweder mit 6-Gang-Handschaltung oder 6-Gang-DSG. Frontantrieb. Mit Preisen von 36‘110 (Limousine, Benziner, manuell) bis 40‘240 Franken (Kombi, Diesel, DSG).
Und weil der RS fast genau so unauffällig aussieht wie der günstigste 1200er, hat man ihn am Kühlergrill und an der Hecktüre mit einem RS-Zeichen versehen.
Wer’s lieber krawallig mag, kauft sich sicher keinen Octavia RS, wer aber gerne auf Understatement macht, ist mit dem RS bestens bedient.
Das Cockpit des RS ist (fast) genau so grau wie bei "normalen" Octavias.
Die Motoren sind rund 10% stärker geworden, der 220 PS-Benziner beschleunigt jetzt in 6.8 sec. auf 100 Km/h, 0.4 sec schneller als bisher. Auch die Maximalgeschwindigkeit liegt mit 248 Km/h höher als bisher, genauer gesagt um 6 Km/h. Der Verbrauch ist dafür um 1.3 Liter oder 17% gesunken. Kombiniert heisst das 6.2 Liter oder 142 g/km CO2.
Der 184 PS-Diesel braucht 8.1 Sekunden von 0 auf 100 und läuft Spitze 232 Km/h. Sein Verbrauch beträgt handgeschaltet noch 4.6 Liter (119 g CO2), das sind 19% weniger als beim Vorgänger.
Das Sportfahrwerk ist um 15 mm abgesenkt. Die MacPherson Vorderachse und die neu entwickelte Mehrlenkerhinterachse verbessern die Traktion und verringern die Untersteuer-Tendenz. Zu Agilität und besserem Handling verhilft auch die neue Progressivlenkung. Stopp-Start gehört zur Serienausstattung
Es gibt noch eine ganze Anzahl von kleinen Änderungen und Verbesserungen, die alle zu mehr Sicherheit und Fahraktivität verhelfen.
Die RS-Sitze bieten guten Halt und sehen gut aus.
590 Liter Kofferraum sind für eine Sportlimousine ein Superwert, der Combi genannte Kombi bietet sogar 610 Liter Platz. Auch beim Octavia RS finden sich wie bei anderen Skoda-Modellen eine ganze Anzahl an cleveren Kleinigkeiten, wie Eiskratzer im Tankdeckel, doppelter Boden im Kofferraum, Warnwestenhalter, Abfallbehälter und vieles mehr.
Sicherheit wird, wie bisher schon, gross geschrieben. Neu ist der Front Assistant mit Notbremsfunktion, Lane Assistant, Multikollisionsbremse mit automatischem Bremseingriff bei Unfall und noch einige weitere Einrichtungen, auch eine automatische Abstandsregelung ist erhältlich, Fernlichtassistent, Parking Assistant (quer und längs) und auch eine Verkehrsschildererkennung. Neu und praktisch ist auch der Keyless-Zugang.
Die Serienausstattung ist nicht schlecht. Trotzdem fällt auf, dass sehr vieles, das bei andern Marken serienmässig ist, hier nur mit Aufpreis erhältlich ist. Wenigstens sind diese Aufpreise nicht überrissen. Ein Beispiel: Nichtraucher stört’s nicht, aber wer einen Aschenbecher möchte, bezahlt dafür 20 Franken, wer hinten auch einen solchen möchte, zahlt 40 Franken. Ein Netz im Kofferraum kostet 70 Franken, eine Leuchte im Fussraum 20, heizbare Scheibenwaschdüsen weitere 40 Stutz, ….
Wir sind beide Motorvarianten mit Handschaltung und mit DSG gefahren.
Der 220 PS-Turbobenziner erfüllt die EU6-Norm. Das beste Drehmoment von 350 Nm liegt bei schon 1500 U/min. an. Je nachdem, ob Limousine oder Kombi, manuelle Schaltung oder DSG, beschleunigt er in 6.8 bis 7.1 Sekunden auf 100. Der Verbrauch liegt bei 6.2 oder 6.4 Liter (142 / 149 g/km CO2).
Der gut 4.68 m lange und leer um die 1‘450 Kg wiegende RS beschleunigt zügig und unspektakulär, mit bescheidener Geräuschkulisse. Man spürt so gar nicht, dass man eine Sportlimousine fährt. Auch wenn man üblicherweise das ganze Jahr durch mit automatischer Schaltung fährt, scheint die Handschaltung besser zum Benzin-RS zu passen. Erfreulich auch, dass ASR / ESP nicht zu früh eingreifen. Es quietscht halt dann mal beim Beschleunigen mit (leicht) eingeschlagenen Rädern. Ein Untersteuern war nicht auszumachen. Der Grenzwert scheint recht hoch zu liegen, was vor Überraschungen schützt und sicheres Fahren ermöglicht. Mit dem in andern Modellen (zu Recht) hochgelobten DSG scheint aber – gefühlsmässig, nicht mit der Uhr gemessen – alles irgendwie zurückhaltend und gebremst. Zudem wird der Motor beim Gas geben laut, nicht geil laut, sondern störend laut.
Der 184 PS-Diesel (EU5) ist auf dem Papier 20% schwächer. 380 Nm ab 1750 U/min sind auch nicht viel mehr als beim Benziner. Auch die Beschleunigung soll um bis zu 1.5 Sekunden langsamer sein, spürbar ist das nicht – oder kaum. Die Geräuschkulisse ist auch beim Diesel sehr zurückhaltend. Das Fahrverhalten ist dank identischem Fahrgestell ebenfalls sehr sicher. Hingegen schien uns, dass zum Diesel mit seinem gegenüber einem Benziner andern Ansprechverhalten das DSG viel besser passt.
Dass der RS als Combi 1‘740 Liter Kofferraumvolumen bietet bei rund 490 Kg Zuladung, macht ihn auch für den Berufsfahrer brauchbar. Vor allem auch, weil man einen sparsamen und sehr gut mit Optionen aufgepeppten Diesel-RS als Combi mit DSG für unter 45‘000 Franken erhält. (Grundpreis 40‘240 minus 2‘000 Franken Clever-Bonus, plus Optionen)
Würde nicht vorn und hinten RS dranstehen, man glaubte nicht, einen Sportwagen vor sich zu haben.
Fazit: Wem die üblichen Octavia-Modell allzu bieder sind, wer aber auch nicht auffallen will, kauft sich einen Octavia RS. Wir würden den Combi vorschlagen. Leider gibt’s den RS nicht mit Allradantrieb, das wäre das Tüpfelchen auf dem i.
Heiny Volkart, VOLKARTpress