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zuendung

22. Oktober 2006

Bronze-Brenner

BMW | 0 Kommentare

Bei BMW gibt es seit der Einführung des Z4 M Coupé eine neue Rennstrecke zum Aufpinseln. Neben Imola rot oder Le Mans blau kann in der Aufpreisliste nun auch Sepang Bronze metallic angekreuzt werden. Weshalb dieser Farbton der Rennstrecke in der ehemaligen britischen Kolonie Malaysia zugeordnet wird, bleibt das Geheimnis der BMW Marketing-Strategen. Das Zinn, […]

Bei BMW gibt es seit der Einführung des Z4 M Coupé eine neue Rennstrecke zum Aufpinseln. Neben Imola rot oder Le Mans blau kann in der Aufpreisliste nun auch Sepang Bronze metallic angekreuzt werden. Weshalb dieser Farbton der Rennstrecke in der ehemaligen britischen Kolonie Malaysia zugeordnet wird, bleibt das Geheimnis der BMW Marketing-Strategen. Das Zinn, dessen Handel der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur Ende des 19. Jahrhunderts zu ansehnlichem Reichtum verhalf, mag die Bayern kaum zu dieser Farbe inspiriert haben. Möglicherweise war es das hell-bräunliche Mauerwerk einiger historischer Gebäude in der südostasischen Metropole.


Braunbär: Neue Farben braucht das Land, am besten auf schöne Sportwagen gepinselt.

Jedenfalls hebt sich die Lackierung wohltuend aus dem schwarz-silbernen Einerlei auf unseren Straßen ab. Die klassische Coupé-Silhouette des Z4 kann durchaus Farbe vertragen. Wird Chris Bangle noch immer wegen seiner Vorliebe zu konvex-konkaven Flächen und messerscharfen Lichtkanten gescholten – mit dem verlöteten Z4 hat der Design-Chef einen echten Sportwagen auf die Bahn modelliert. Von der Skurrilität seines Vorgängers ist mangels Kombi-Heck zwar nichts mehr übrig, doch das Bangle'sche Linienspiel verleiht auch dem aktuellen Zweisitzer reichlich Eigenständigkeit. Spitze Bügelfalten, die sich über den unendlichen langen Vorderwagen erstrecken und in ihrer Komplexität an den wirren Handlungsstrang eines Murakami-Romans erinnern, münden in einem Hintern, der problemlos zusammen mit dem von Jennifer Lopez auf Welttournee gehen könnte.


Maulheld: Dieser Schlund hält, was er verspricht.

Dazwischen sitzt der glückliche Eigner – oder Entleiher – in gewohnt perfekten Sportsitzen, übrigens im Farbton "Sepang bronze hell". Nun denn. Viel wichtiger ist das, was nach dem Schlüsseldreh passiert. Der M-Reihensechszylinder meldet sich unüberhörbar zurück. Nachdem das 3,2-Liter-Triebwerk im M3 der Baureihe E46 Kultstatus erlangte, hat es sich nach einer mehrmonatigen Pause zwischen M3-Produktionsende und Z4 M-Verkaufsstart entschieden, den BMW-Fans noch einmal die seligen DTM-Zeiten in die Gehörgänge zu trompeten. Ihr wisst schon, damals als Dieter Quester im E30 M3 beim Berliner Avus-Rennen auf dem Dach über die Ziellinie rutschte – als Dritter. Dass die damaligen Rennwagen nur Vierzylinder unter der Haube hatten und das "Avus Silber" heute in der Audi-Farbkarte steht, ist dem Verfasser bekannt und wird als nebensächlich eingestuft. Dieser helle, metallisch-kehlige M-Sound, der schon im Leerlauf anmacht, erinnert eben an diverse Sonntag-Nachmittage, an denen DTM-Mercedes 190 Evo, M3, Opel Omega Evo und Audi V8 aus dem Fernseher brüllten. Zugegeben, so völlig kompromisslos wie der M3 CSL gebärdet sich der Z4 nicht.


Klassiker: Im Z4 Coupé dreht der 3,2-Liter-Reihensechser nochmal auf.

Doch der Blick aus der kugeligen Fahrerkanzel über die ewig lange, von zwei Bügelfalten geteilte Motorhaube lässt beim Einrasten des ersten Ganges – jawohl, manuell – und nach kurzem Spiel mit dem Gas durchaus den Wunsch nach einem Rundkurs wie in Sepang aufkommen. Der Z4 schnalzt los, als gelte es zu beweisen, dass auch Autos Kondensstreifen erzeugen können. Jetzt treffen 1495 Kilogramm Kampfgewicht auf 343 PS, die Nadel des Drehzahlmessers begibt sich auf die Reise. Die Höchstleistung liegt erst bei 7900 Touren an. Und wieder einmal empfiehlt sich der Reihensechszylinder als perfekter Sportmotor. Kein Knick in der Leistungskurve, Drehfreude in allen Lebenslagen, garniert mit einer Laufruhe, die eigentlich in den Knigge aufgenommen werden muss. Die Vierrohrauspuffanlage würzt das ganze mit den zuvor beschriebenen, kehligen Röhren. Müßig zu erwähnen, dass nahezu jeder Fahrerstatur eine perfekte Arbeitshaltung findet und das auch die im M Coupé verbaute Sechsgangbox mit der BMW-typischen, knorpeligen Exaktheit auf extrakurzen Wegen operiert.


Klebstoff: Die Bremsen beißen, wenn auch nur mit Schwimmsätteln, kräftig zu.

Die Freude am Fahren potenziert sich, wenn möglichst viele Kurven von der langen Haube angepeilt und von den üppig dimensionierten Lufteinlässen inhaliert werden. Die Gewichtsverteilung ist mit 62 Prozent auf der Hinterachse nahezu optimal. Zudem vertrauen die Bayern nicht ausschließlich auf die Elektronik, sondern spendieren dem Zweisitzer zusätzlich ein Sperrdifferenzial. Die Bereifung mit 255 Millimeter breiten Gummis an der Antriebsachse auf 18 Zoll-Felgen erscheinen bei der Performance des Z4 nicht übertrieben, sondern essentiell. Falls nun also gerade kein Rundkurs wie in Sepang oder Hockeheim zur Hand ist, fühlt sich das M Coupé auch auf oberbayerischen Landstraßen pudelwohl. Trödelte man eben noch mit gesetzestreuen 60 Km/h auf dem Münchener Mittleren Ring vor sich hin, darf der Zweisitzer nun Drehen, Brüllen und Haken schlagen. Dass sowohl Feder und Dämpfer entsprechend trocken den Fahrbahnzustand vermitteln als auch die Lenkung überaus präzise agiert, freut den ambitionierten Fahrer – dass das M Coupé nicht die hypernervöse Sportler-Diva gibt, freut den ambitionierten Laien. Der Grenzbereich kündigt sich nach einer langen Phase der Neutralität durch sanftes Wimmern der Vorderräder an, bevor das DSC entschieden, aber nicht ruppig eingreift. Das hübsche Heck verliert nur durch ungestümes bei-Vollast-in-der-Kurve-Gas-lupfen – so etwas macht man schließlich nicht. Auch nicht auf der Rennstrecke in Sepang. Dann würde unweigerlich der Abflug ins Kiesbett folgen. Und selbst das ist auch in Sepang nicht bronze-farben.


Klappe: Kein Kombi-Heck wie beim Vorhänger, dennoch attraktiv.