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28. Juni 2022

Das Festival of Speed ist zurück!

Festival of Speed | 0 Kommentare

Am vergangenen Wochenende konnte endlich wieder das Festival of Speed in Goodwood stattfinden. Die 2021er Ausgabe gab es zwar ebenfalls, aufgrund komplexer Quarantänevorschriften konnten aber kaum Fahrer und Zuschauer vom Kontinent oder gar von Übersee teilnehmen. Auch wenn die Pandemie noch nicht vorüber ist, das Festival of Speed ist zurück. 50 Jahre M – Die […]

Am vergangenen Wochenende konnte endlich wieder das Festival of Speed in Goodwood stattfinden. Die 2021er Ausgabe gab es zwar ebenfalls, aufgrund komplexer Quarantänevorschriften konnten aber kaum Fahrer und Zuschauer vom Kontinent oder gar von Übersee teilnehmen.

Auch wenn die Pandemie noch nicht vorüber ist, das Festival of Speed ist zurück. 50 Jahre M – Die Sportmarke von BMW durfte sich grosszügig vor dem Goodwood House präsentieren. Neben dem 3.0 CSL Batmobile und dem Le Mans Sieger V12 LMR zeigte man in luftiger Höhe auch gleich das neue Le-Mans-Auto nach LMDh-Definition. Am gleichen Event die Weltpremiere feierte die Konkurrenz aus Zuffenhausen, die mit dem 963 ebenfalls ihren LMDh-Renner für 2023 präsentierte.

Was gab es sonst noch zu sehen? Eine ganze Menge. Auch wenn auffiel, dass die Marken-Pavillons in ihrer Zahl massiv abgenommen hatten, so war gerade in der Electric Avenue ein bunter Strauss an Neuigkeiten zu bewundern. Der erste SUV von Lotus stand dort neben der Wiedergeburt der Marke Fisker in Form des Atlantic. Ebenso prominent: Die Studie zum neuen Renault 5. Rivian war da, E.go auch und natürlich Lucid. Der Lucid Air konnte auch auf der Bergstrecke zeigen, zu was er fähig ist.

Lädt zum Träumen ein: Studie zum neuen Renault 5 Electric. Dahinter der Lotus Eletre.

Doch er war bei weitem nicht das einzige elektrisch angetriebene Fahrzeug, das beeindruckte. Speziell ragten zwei heraus, eins durch seine Kompaktheit, das andere durch seine Grösse. Der McMurtry Spéirling wurde von Ex-Formel-1-Pilot Max Chilton pilotiert, und das war auch nötig. Der superkompakte Elektrorenner bringt es auf 1000 PS bei einem Gewicht von 1000 kg. Noch wichtiger: Er erzeugt im Stand schon zusätzliche 1000 kg an Downforce mittels Ventilator. Leistungsmässig noch eine Schippe drauflegen scheint da schwer. Doch Ford kam mit der Neuinterpretation des SuperVan nach Goodwood. Der Ford Pro Electric SuperVan kommt sogar auf 2000 Elektro-PS. Kein geringerer als Romain Dumas pilotierte den aerodynamisch optimierten Van über die Piste.

Der Ford Pro Electric SuperVan gefahren von Romain Dumas

Natürlich wurde auch Sprit verbrannt und das nicht zu knapp. Bei den historischen Fahrzeugen stach der Alfa Romeo 12C heraus, was neben mehreren P3 und einer Alfetta aus den 50ern doch schwierig war. Doch der Prototyp für einen V12-Sportwagen wurde aufwändigst restauriert und tatsächlich fahrfertig gemacht. Ebenso auf der Piste unterwegs: Der V16 von Auto Union und eine Mercedes 300 SLR.

Der einzige Alfa Romeo 12C

Neuerdings ist einer von zwei je produzierten Uhlenhaut-SLR das teuerste Auto der Welt. Davor war es praktisch immer ein Ferrari 250 GTO und auch ein solcher war in Goodwood zu bewundern, in Grün mit gelber Nase. Angesichts des 70-Jahr-Jubiläums von Ferrari waren noch zahlreiche andere Pferde aus Maranello am Start. So gab es einen 250 MM zu bewundern, diverse Formel 1 mit V12-Aggregaten und auch den neuen SP3 Daytona. Selbst das Einzelstück SP38 schickte man in dynamischer Fahrt den Berg hinauf. Der neue „Einsteiger-Ferrari“ 296 GTB war gleich 4-fach vertreten. Der Hybridsportler ist optisch sehr gelungen und erinnert mit seinen Rundungen endlich wieder an die glorreichen 1960er-Jahren, nachdem Ferrari in jüngerer Vergangenheit das Design-Mojo etwas verloren hatte.

Der einzige Ferrari SP38

Einer, der wohl noch tonnenweise davon mit ins Grab nehmen wird ist Gordon Murray. Fast drei Jahrzehnte nach dem McLaren F1 zeigt er seinen GMA T.50, der eine Art Best of Murray Design ist. Der V12 ist da, die mittige Sitzposition, die gute Übersicht und sogar der Fan (Ventilator) am Heck. Andere Exoten, die man wohl nur in Goodwood am Supercar Run überhaupt je sehen dürfte: Delage D12, Henessy Venom F5 oder Czinger 21C. Wobei wir den Delage D12 bei seiner Fahrt leider nicht gesehen haben; zu gerne hätten wir den 7,6 Liter V12 live gehört. Maybe next year?

Delage D12: Der Hybrid-V12 kommt auf knapp 1100 PS

Gründe wiederzukommen gibt’s genug. Selbst der Parkplatz oder speziell der Performance Car Park könnte ein solcher sein. Da steht ein BMW M5 Touring unweit eines Aston Martin DB5 oder eines Ford GT. Beim Gang zurück an die Strecke kommt man an den Paddocks vorbei, wo gerade ein Formel-1-V12 warm läuft, ohrenbetäubendes Hochdrehen inklusive. Und wenn einem das tatsächlich zu laut sein sollte, kann man sich auch die BMX-Radler anschauen, die in der GAS-Arena alles geben. Oder man schaut nach oben, das ist dann je nach Tageszeit alles andere denn leise, weil da gerade die Red Arrows ihre Air Show präsentieren.

Die Flugstaffel Red Arrows zaubert allerhand gewagte Manöver in den Himmel über Goodwood

Und natürlich ist alles very british, die Streckenbegrenzungen weiterhin nur bestehend aus Strohballen, viel grüner Rasen, kein Gedränge. Very lovely, halt. Und sogar der Food passt, wobei unser Favorit der Inder beim grossen Food Court war. Natürlich wird überall Kartenzahlung akzeptiert. Geld loszuwerden ist auch in den zahlreichen Merchandise-Ständen jederzeit möglich. Dafür fährt einen dann der Tractor-Shuttle gänzlich free of charge hinauf ins Zielgelände, wo sich auch das Rallye-Paddock befindet.

Im Rallye Padock stehen neben einem Toyota GR Yaris auch mal Legenden wie Lancia Delta Integrale oder Subaru Impreza

Vor allem für die jüngeren Zuschauer:innen immer wieder toll: Die Drifter aus den USA. Dieses Jahr besonders beeindruckend war das RedBull Drift Team, das mit zwei BMW M4 parallel die Strecke hinauf glitt/roch/rockte. Aus dem selben Genre entstammend aber inzwischen etwas seriöser unterwegs: Travis Pastrana. Der mehrfache US-Rallye-Champion Fahrer war mit einem spektakulären Subaru GL unterwegs, der neben seinem schieren Speed vor allem mit den aerodynamischen Hilfen auffiel. Das Auto hört auf den Namen Family Huckster und hat 862 PS.

Drift-Corvette mit Mazda-Wankelmotor

Im Rahmen des Festival of Speed feierte auch der neue BMW M3 Touring seine Weltpremiere. Eine Art „halbe“ Premiere gab es für den Polestar 5, eine sportliche grosse Limousine im Stile des Taycan, die man in getarnter Form auf der Strecke zeigte. Ebenfalls für die meisten zum ersten mal zu sehen waren die Maserati MC20 Cielo und Grecale.

Weltpremiere: BMW M3 Touring

Das Festival of Speed ist für die ganze Motosportwelt ein alljährlicher Treffpunkt geworden. Jeweils am Sonntag kann man aktuelle Formel-1-Fahrer erleben, wir reisten jedoch früher ab. Trotzdem konnten wir Nigel Mansell in einem Ferrari und später auch in seinem Weltmeisterauto von Williams bewundern. Noch bewundernswerter: Wayne Rainey, der querschnittsgelähmte Motorradweltmeister von 1990, 1991 und 1992 war zum ersten Mal wieder auf seiner Weltmeistermaschine unterwegs. Ebenfalls vor Ort: Sein Kontrahent von damals, Kevin Schwantz. Derweil pilotierte Dario Franchitti den GMA T.50, Marc Gene war natürlich für Ferrari unterwegs, ebenso natürlich Jean Ragnotti im Renault 5 Maxi Turbo. Nick Heidfeld pilotierte einen Formel E, Jenson Button im etwas artfremden Rallycrossungetüm FC1-X. Auch Nasser Al-Attiya war mit von der Partie, standesgemäss im Toyota HiLux Dakar.

Zum Schluss doch noch etwas Elektrisches: Der McMurtry Spéirling hat den Streckenreckord in Goodwood pulverisiert. Erst zum zweiten Mal wurden die 1,8 Kilometer in unter 40 Sekunden gemeistert; Max Chilton brauchte genau 39,08 Sekunden.

Der Schnellste auf der Strecke: Max Chilton im McMurtry Spéirling

Ein paar Sekunden mehr braucht es noch, bis das Festival of Speed wieder stattfinden kann. Für uns ist jedoch jetzt schon klar: We’ll be back!

Lust auf ein bisschen Goodwood-Feeling bekommen? Dann hilft vielleicht die „kleine“ Parade von Supercars, die gerade in langsamer Fahrt zurück ins Paddock unterwegs ist. Enjoy.