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zuendung

15. November 2005

Das Vermächtnis der Bergbauern

Subaru | 0 Kommentare

Wer hat's erfunden? Nein, diesmal sind es nicht die Schweizer gewesen. Dort wird Subaru mangels eigener Fahrzeugproduzenten beinahe als heimischer Hersteller angesehen, erfunden haben die eigensinnigen Allrad-Mobile aber immer noch die Japaner. Doch warum ist Subaru in der Schweiz derart beliebt? Immerhin müssten bei uns in Deutschland jährlich rund 100.000 solcher Autos zugelassen werden, hätte […]

Wer hat's erfunden? Nein, diesmal sind es nicht die Schweizer gewesen. Dort wird Subaru mangels eigener Fahrzeugproduzenten beinahe als heimischer Hersteller angesehen, erfunden haben die eigensinnigen Allrad-Mobile aber immer noch die Japaner. Doch warum ist Subaru in der Schweiz derart beliebt? Immerhin müssten bei uns in Deutschland jährlich rund 100.000 solcher Autos zugelassen werden, hätte Subaru denselben Marktanteil wie im Alpenstaat.

Nun, die Milchkanne war schuld. Die Tatsache, dass für wenig Geld ein Kombi mit Vierradantrieb angeboten wurde, in den problemlos eine Standard-Milchkanne in den Kofferraum passte, ließ vielen eidgenössischen Bergbauern damals in den frühen Siebzigern den Geldbeutel aus der Tasche springen. Den Rest besorgte die Zuverlässigkeit der skurillen Autos aus Fernost. Die hat sich bis heute herübergerettet, ebenso wie Boxermotor und Allradantrieb. Nur mit dem Image hapert es. In der Schweiz blieb es beim Bergbauern-Ferrari, in Deutschland manifestierten die Hubertus-Sondermodelle den Ruf als Förster-Traum während gerade der Forester in den USA speziell bei Frauen hoch im Kurs steht. Doch um erneut die Werbung zu zitieren, Image ist bekanntlich nichts.

Rein objektiv betrachtet hat der Legacy 2.0R nämlich einiges zu bieten: Einen neuen Boxer mit zwei Litern Hubraum und 165 PS, der nun die Euro 4-Norm erfüllt. Darüber hinaus protzt der Testwagen mit einem Automatikgetriebe, Ledersitzen (auf der Fahrerseite elektrisch einstellbar), DVD-Navi mit Touchscreen, 17-Zoll-Rädern, Klimaautomatik, CD-Radio, Sitzheizung und einem extragroßen Glasschiebedach – macht 35.000 Euro. Was ein vergleichbar ausgestatteter VW Passat Variant 4motion kostet, brauche ich wohl niemand zu erzählen. Zugegeben, ein Passat ist im Detail deutlich gediegener verarbeitet und wartet mit allerlei (teuren) High-Tech-Features auf, die es bei Subaru auch nicht gegen Aufpreis gibt. Ein munter piepender Nachrüst-Parkpilot mit auf der Armaturentafel aufgepapptem Display-Kasterl gäbe es bei den Wolfsburgern mit Sicherheit nicht – immerhin funktioniert die Einparkhilfe recht zuverlässig.

Wie überhaupt die Sonderausstattungspolitik der Japaner äußerst seltsam ist, doch das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Als ebenso völlig daneben erweist sich das Automatikgetriebe. Keine der nur vier Fahrstufen passt und die Schaltvorgänge gehen noch träger vonstatten als sich ein volltrunkener Japaner aus einer Karaoke-Bar schleppen kann. Das ändert sich auch im Sport-Modus nicht wirklich, was diese Funktion noch lächerlicher erscheinen lässt. Das war es dann aber auch schon mit der Meckerei. Halt nicht ganz – das Schiebedach verursacht ganz im Gegensatz zu den rahmenlosen Seitenscheiben (noch so eine Subaru-Spezialität) nervige Windgeräusche. Das ist umso bedauerlicher, da es ansonsten viel Licht und bei Bedarf auch Luft in die geräumige Kombi-Karosse bringt. Dort sitzt es sich auf allen Plätzen sehr kommod, Übersicht und Ergonomie sind tadellos.

Nach einem Dreh am recht stattlichen Zündschlüssel nimmt der Boxer bei niedrigen Temperaturen zunächst nur umwillig seine Arbeit auf. Läuft er erst einmal, fordert er bei forschem Gaspedaleinsatz gerne die 7000/min-Marke des Drehzahlmessers zum Tanz auf. Dank der Automatik (hätte ich erwähnt, dass das Getriebe der letzte Heuler ist?) passiert das durchaus häufiger. Und so erkennt Bergbauer, Förster oder Lady auch schnell einen weiteren Vorteil des Boxer-Konzepts: Die vorbildliche Laufruhe. Dass solche Drehzahlorgien in erster Linie einer regen Aktivität der Tanknadel und weniger des Tachos münden, liegt hauptsächlich am Getriebe (hatte ich erwähnt, dass…; ach, ihr wisst schon). Das Gewicht kann es jedenfalls nicht sein, der Legacy bringt vergleichsweise schlanke 1.380 Kilo auf die Waage, ohne Milchkanne. Diese würde jedoch, ohne es selbst ausprobiert zu haben, auch heute noch in den Legacy passen. Neben dem gut nutzbaren und großen Kofferraum stehen weiter auf der Habenseite: Eine routinierte Verarbeitung, ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis, ein flottes Design, ein unauffällig agierender, permanenter Allradantrieb sowie ein drehfreudiger und ausreichend kräftiger Boxermotor. Vielleicht sollten wir aufhören, über Bergbauern, Förster und Frauen zu lachen.