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zuendung

10. Juli 2007

Der grosse Wagen

Maserati | 0 Kommentare

Wunderschön aber riesig steht er da, der neue Maserati Quattroporte. Neu? Ja neu! Denn mit dem Automatik-Getriebe ist aus dem viertürigen GT aus bestem italienischen Hause endlich eine stimmige, ja scheinbar fast vollendete Kreation geworden. Am Design gab's und gibt es nichts auszusetzen. Pininfarina hat die perfekte Form für eine Sportlimousine gefunden und sie im […]

Wunderschön aber riesig steht er da, der neue Maserati Quattroporte. Neu? Ja neu! Denn mit dem Automatik-Getriebe ist aus dem viertürigen GT aus bestem italienischen Hause endlich eine stimmige, ja scheinbar fast vollendete Kreation geworden. Am Design gab's und gibt es nichts auszusetzen. Pininfarina hat die perfekte Form für eine Sportlimousine gefunden und sie im Quattroporte Realität werden lassen. Ohne dass es verschnörkelt wirken würde, ist der Viertürer fast schon übersät mit traumhaften Details, die zusammen mit der eleganten Silhouette ein zeitloses Gesamtkunstwerk ergeben.

Der Maserati Quattroporte Automatica Executive GT (ja, das ist die offizielle Bezeichnung) wartet nicht nur mit dem neuen Automatikgetriebe auf, sondern verwöhnt zudem mit der auf nobel getrimmten Executive-Ausstattung. Neben der "normalen" und der Sport GT Variante stellt der Executive die komfortabelste Art der Fortbewegung in einem Maserati dar. Übrigens: Während die Standard-Version an den gewohnten horizontalen Chromrippen im Grill zu erkennen ist, haben die beiden GT Varianten ein Maschendrahtgitter. Beim Executive GT ist das zusätzlich verchromt. Doch genug der schönen, schmeichelnden Worte, genug der Äusserlichkeiten. Wir wollen fahren, hören, riechen, tasten, spüren, ob der Quattroporte seinem hohen Anspruch wirklich gerecht werden kann. Dazu sollte die von uns gefahrene Version am besten geeignet sein.

Tatsächlich, ohne dass ich eingestiegen wäre, rieche ich schon die grosszügig verarbeiteten Kuhäute. Leder und Holz wohin man blickt, der Dachhimmel ist ganz in Alcantara gekleidet, was förmlich danach schreit berührt zu werden. Sofort erblicke ich die typische Uhr, die auf der ganz in Holz gefassten Mittelkonsole thront. Darunter befindet sich der farbige Screen des Navigationssystems. Der dunkle Kunststoff wirkt nicht ganz passend zu der ansonsten sehr noblen Atmosphäre. Der Dreh am Zündschlüssel weckt das Ferrari-Aggregat zum Leben. Nach innen dringt allerdings nicht viel vom Geboller, das V8-Fans so sehr lieben. Beim Anfahren löst sich die elektronische Feststellbremse wie von Zauberhand. Trotz Stadtverkehr und relativ schmalen Strassen habe ich keine Mühe mit den Ausmassen der Karosserie. Auch wenn er nicht so ausschaut: Ein Quattroporte ist satte 5,05 Meter lang und mit 1,9 Meter auch nicht gerade schmal.

Was im Stadtverkehr perfekt passt, nämlich das sanfte Schalten eines Wandlerautomaten, ist auf kurvigen Bergstrecken oft nervig. Nicht so im viertürigen GT von Maserati. Einmal kurz die Sport -Taste getippt und der Motor hängt gleich viel gieriger am Gas. Die Klappen am Auspuff öffnen sich, die Kennlinien des Skyhook-Fahrwerks werden schärfer. Es fühlt sich fast so an, als würde das Auto den feinen Prada-Treter ausziehen und sich stattdessen einen Fila-Turnschuh anziehen. Erstaunlich: Auch das sportive Wesen passt zu diesem Fünfmeter-Schiff. Sollte die Automatik noch immer nicht den Wünschen des Fahrers entsprechend schalten, stehen ergonomisch perfekt gestaltete Paddel zur Verfügung. Blitzschnell setzt das Räderwerk meine Befehle um, nur ein DSG kann das bei gleichem Komfort vielleicht noch einen winzig kleinen Tick schneller.

Als ich etwas zackig in eine Strasse einbiege vernehme ich trotz permanent eingeschaltetem ESP ein Pfeifen von der um Grip ringenden Hinterachse. Das habe mit der Sport-Einstellung zu tun, versichert mir der Verkäufer. Ich finde quietschende Reifen an einem Wagen dieser Grösse aber doch etwas unpassend, zumal ich nicht wie ein Stier auf das Gaspedal eingetreten habe. Besser gefallen mir da die Geräusche, die den vier Ausspuffrohren am Heck entweichen. Es ist nicht das Bollern amerikanischer Monstermotoren und auch nicht das lahme Gepfeife, das man meist bei deutschen Achtendern vernimmt. Nein, hier hört man astreinen Rennsound, wie ihn vielleicht eben nur die Italiener arrangieren können. Ein Traum. Und wenn wir schon bei den Geräuschen sind: Die Bose-Lautsprecher beschallen die Passagiere in perfekter Weise. Gerade die Fondpassagiere werden im Executive GT sowieso extrem verwöhnt. Nicht nur sitzen sie auf superbequemen Einzelsitzen, die sich elektrisch verstellen lassen. Sie verfügen zusätzlich auch über separat regelbare Klimaautomatik und elektrisch hochfahrende Rollos. Dass die sehr schön gearbeiteten Holztischchen auch mit dabei sind, kann ob all diesen Luxus kaum mehr überraschen.

Und um mit einem Schlag mit den Vorurteilen aufzuräumen: Klappern tut bei diesem Maserati nun wirklich gar nichts. Auch bei sportlicher Gangart höre ich nichts, was ich nicht hören möchte. In der Sport-Einstellung passt das Fahrwerk auch für enge, schnellere Kurvenkombinationen. Die Lenkung findet den optimalen Mix aus Direktheit und Komfort. Dazu kommt, dass es die Maserati-Ingenieure irgendwie geschafft haben, dass man sich stets in einem weit kompakteren Auto wähnt. Behände wie eine Katze schleicht sich der grosse Wagen dem Gipfel entgegen. Doch trotz aller Sportlichkeit, der Quattroporte will kein Sportwagen sein. Ebensowenig will er mit einem Truck-ähnlichen Drehmoment beeindrucken. Mit grosser Freude dreht der 4,2 Liter in Richtung der 7000 Umdrehungen. Diese Charakteristik hat den grossen Vorteil, dass sie sehr angenehm für die mitfahrenden Passagiere ist. Einen kleinen Schönheitsfehler leistet sich die Reiselimousine dann zum Schluss: Der Blick in den nicht gerade grossen Kofferraum enthüllt die fehlende Durchlademöglichkeit. Dort wo in anderen Fahrzeuge eine Luke zum Fahrgastraum reicht ist hier der Tank verbaut. Immerhin hat dieser mit 100 L Fassungsvermögen echte Reisequalitäten.

Im Segment der viertürigen GranTurismos ist der Quattroporte der Alleinherrscher. Mit dem 6-Gang-Automatikgetriebe hat der V8 seinen perfekten Partner gefunden. In der Executive GT Variante empfiehlt sich das Auto zudem als extravaganter Chauffeurswagen. Die Luxusversion kostet mit 183'100 CHF fast 20'000 Franken mehr als die Basis, wartet dafür auch mit diversen Köstlichkeiten auf. Mir persönlich gefällt ausserdem der Maschendrahtgrill viel besser. Der Quattroporte kann vor allem mit seinem herausragenden Komfort bei gleichzeitig sportlichen Fahreigenschaften punkten. Weiter ist er auch für Anfänger sehr einfach zu bedienen und zu fahren. Die doch recht üppigen Ausmasse werden durch gute Übersichtlichkeit und sehr gute Handlichkeit locker wettgemacht. Alles in allem ein Auto, das richtig viel Spass macht, als Fahrer aber auch als Passagier. Und sogar als blosser Betrachter.