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zuendung

6. Oktober 2010

Der kleine Wagen für die grosse Welt

Nissan | 0 Kommentare

Die Pickel sind weg beim neuen Nissan Micra. Wo der Vorgänger noch die charismatischen Knubbel auf den Scheinwerfern trug, finden sich bei dem intern K13 genannten Modell keine Extravaganzen mehr. Nein, ein Gesicht in der Menge ist er nicht mehr, da hilft auch der freundliche lächelnde Schmollmund wenig. Das Verschwinden der Akne an der Front […]

Die Pickel sind weg beim neuen Nissan Micra. Wo der Vorgänger noch die charismatischen Knubbel auf den Scheinwerfern trug, finden sich bei dem intern K13 genannten Modell keine Extravaganzen mehr. Nein, ein Gesicht in der Menge ist er nicht mehr, da hilft auch der freundliche lächelnde Schmollmund wenig. Das Verschwinden der Akne an der Front ist übrigens kein Hinweis auf eine erwachsenere Statur des Micra. Der Kleinwagen bleibt seiner Segmentsbezeichnung treu. Die 4-Meter-Marke wird um satte 22 Zentimeter unterschritten. Besonders stolz ist man bei Nissan auch auf den grossstadttauglichen Wendekreis. Doch bevor ich wende möchte ich den kleinen grünen Japaner erst einmal ein wenig durch die dänische Hauptstadt bewegen.


Glupsch & Schmoll: Die auffälligsten Merkmale des Vorgängers sind weg, nun verzücken Augen und Mund nach dem Kindchenschema.

Zunächst ist er nur mit einem 80 PS starken Dreizylinder erhältlich. Nächstes Jahr wird Nissan einen Kompressormotor mit Direkteinspritzung nachliefern, der es nicht nur auf 98 PS, sondern auch auf nur 95 g CO2 bringt. Zum Test steht nun aber die schwächere der beiden Motorsierungen bereit. Klar, dass da die Vorderräder nicht gerade metertiefe Furchen in den Asphalt von Kopenhagen reissen. Die Neukonstruktion unter der Haube macht ihre Sache abgesehen von leichten Vibrationen im Leerlauf wirklich gut. Mit erstaunlicher Leichtigkeit beschleunigt er die Fuhre aus dem Stand, um im Stadtverkehr mit angenehmer Elastizität zu überzeugen. Der fünfte Gang des Schaltgetriebes ist sehr lang ausgelegt, um sparsames Fahren auf längeren Strecken zu ermöglichen. Für das relaxte Mitschwimmen im heutigen Verkehr ist auch der Basismotor locker stark genug.


Griffig: Die Heckklappe ist praktisch zu bedienen

Er will ein Stadtauto sein, der neue Micra. Deshalb passt auch die leichtgängige Lenkung bestens zu ihm. Weniger gefällt mir da das Bremsgefühl. Anstelle des etwas gummigen Feelings hätte ich lieber einen klaren Druckpunkt und dazu passende Verzögerung. Auf der Fahrwerkseite hat man sich für eine komfortable Abstimmung entschieden. Natürlich wird der als Weltauto konzipierte Kleinwagen fahrwerksmässig jeweils an die Gepflogenheiten des Marktes angepasst. Die im indischen Werk gefertigten Europa-Exemplare sind also speziell auf den hiesigen Geschmack abgestimmt. Damit federt der Neue bestens über Verkehrsberuhigungshubbel, und selbst Kopfsteinpflaster bringt keine unnötige Unruhe in den Aufbau.


Frosch: Wie viele Käufer wohl zu diesem leuchtenden Grünton greifen werden?

Ruhig – Eine Beschreibung, die auch auf die Ivory genannte Interieurfarbe passt. Dabei sind die Sitze und einige Kunststoffteile im Cockpit elfenbeinfarbig gehalten, was schön mit den restlichen dunklen Kunststoffflächen kontrastiert. Die optisch ansprechend gestalteten Bedienelemente lassen sich allesamt ohne Studium der Anleitung oder langes Suchen bedienen. Natürlich könnte man an der Härte der verwendeten Materialien herummäkeln. Aber man sollte sich dabei stets vor Augen führen, dass man gerade in einem günstigen Kleinwagen sitzt.


Wendig: Dank kompakter Ausmasse und Mini-Wendekreis ein ideales Stadtauto

Wie günstig? In der Topversion Tekna kostet der Nissan Micra 22'000 CHF. Damit ist er deutlich preiswerter als eine vergleichbar ausgestattete Version des Vorgängers. Dann sind aber auch Oberklassefeatures wie ein Regensensor, ein Glasdach oder der schlüssellose Zugang und Start serienmässig mit an Bord. Im Testwagen ist zudem ein gut funktionierendes Navigationssystem mit intuitiver Touchscreen-Bedienung verbaut. Eher nicht zu den Highlights gehört die Einparkhilfe, die nicht selbst einparken kann, sondern bloss über allenfalls längenmässig adäquate Parklücken Auskunft gibt.


Dynamisch: Auch mit 80 PS ist der Micra nicht untermotorisiert

Nissan ist es mit dem neuen Micra gelungen, einen echten Kleinwagen zu bauen. Das muss in Zeiten, in denen ein Polo die Masse des einstigen Golf hat speziell betont werden. Das Design ist nicht mehr so speziell wie beim Vorgänger, wird durch seine Gefälligkeit aber auf jeden Fall eine breite Käuferschaft ansprechen. Wer individuelles Auftreten bevorzugt, wird sich in Zukunft im gleichen Hause mit Alternativen beschäftigen müssen: Mit Cube und Juke hat Nissan gleich zwei Charakterdarsteller im Kleinwagensegment im Angebot. Ein hübsches und aufgeräumtes Interieur hat der Micra aber weiterhin zu bieten. Gerade sein sehr kleiner Wendekreis macht ihn zum idealen Stadtbegleiter. Ausserdem bietet er für einen sehr fairen Preis eine vollständige Ausstattung und besonders in der Variante Tekna eine ordentliche Portion Verwöhnaroma.