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amadefries

20. Juli 2017

Der ultimative Festival-of-Speed-Kurzguide

Allgemein | 0 Kommentare

Festival of Speed? Goodwood? Kaum ein Schweizer Autofan, der wirklich weiss, was sich dahinter verbirgt. Wir von zündung.ch haben den Event nahe Portsmouth nun schon mehrmals erlebt, so dass sich neben der üblichen Bildergalerie, die es hier zu bewundern gibt, ein kurzer Bericht mit einigen Tipps anbietet. Was ist das Festival of Speed? Man kann […]

Festival of Speed? Goodwood? Kaum ein Schweizer Autofan, der wirklich weiss, was sich dahinter verbirgt. Wir von zündung.ch haben den Event nahe Portsmouth nun schon mehrmals erlebt, so dass sich neben der üblichen Bildergalerie, die es hier zu bewundern gibt, ein kurzer Bericht mit einigen Tipps anbietet.

Was ist das Festival of Speed?
Man kann ohne Übertreibung sagen, dass es sich schlicht um den grössten und mit grossem Abstand besten Event für Auto- und Motorsportfans handelt. Die Hauptattraktion ist der Hillclimb, also eine Art Bergrennen. Dabei erklimmen Autos aus allen Epochen eine knapp 2 Kilometer lange Strecke, die vorbei am Goodwood House und an einer Steinmauer hinauf zum Ziel führt.

Die Zeiten sind dabei nur sekundär, auch wenn die Fahrzeuge durchaus schnell bewegt werden. Im Zentrum stehen die Autos und die Fahrer. Das Festival of Speed wird immer zwischen zwei Formel-1-Rennen gelegt, so dass stets mehrere der besten Fahrer der Welt teilnehmen können. Sie bewegen nicht unbedingt ihre eigenen Rennautos (die der aktuellen Saison sind wegen des Testverbots sowieso nicht erlaubt), sondern sitzen auch in Oldtimern oder fabrikneuen Sportwagen.

Das ganze Gelände gehört dem Lord March, der das Festival 2017 schon zum 25. Mal durchführte.

Was macht das Festival of Speed so speziell?
Die ganz eigene englische Atmosphäre lässt sich kaum beschreiben. Wir versuchen es trotzdem: Es beginnt bei der Streckenbegrenzung. Vom Start bis ans Ziel schützen Tausende von Strohballen die Zuschauer vor übermotivierten Fahrern. Das erscheint auf den ersten Blick etwas knapp, jedoch sind an den neuralgischen Stellen mehrere gut verankerte Ballenreihen platziert.

Es gibt zahlreiche Foodstände auf dem ganzen Gelände, die fast ausnahmslos „organic“ Produkte anbieten. Natürlich ist das immer noch Fastfood, aber in einer wirklich leckeren Variante.

Wo man bei anderen Events zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein muss, um das Highlight zu sehen, kann man hier einfach sein. Denn erstens passiert viel zu viel, als dass man alles sehen könnte und zweitens sind alle Fahrzeugfelder mehrmals pro Tag zu sehen. Alle grossen und wichtigen Hersteller betreiben Pavillons auf dem Gelände, wo die neuesten Markenhighlights gezeigt werden. Concept Cars, interaktive Infostände und umfangreiche Merchandisingangebote runden diesen Bereich ab.

Die schiere Grösse des Festival of Speed ist unglaublich beeindruckend. Alleine die Zuschauerparkplätze (wo es übrigens einen eigenen Supercarparkplatz gibt) sind voll mit schnellen, seltenen und exotischen Autos. Neben dem was auf der Strecke passiert, gibt es zusätzlich noch Air-Displays, also kleine Flugshows, die direkt über dem Gelände stattfinden. Über das ganze Wochenende besuchen über 100’000 Motorsportbegeisterte diesen einzigartigen Anlass.

Supercarparkplatz

Was waren die Highlights 2017?
Grundsätzlich ist das Festival of Speed gespickt mit Highlights und es ist schwer, nur schon das spektakulärste Auto zu ermitteln. Darum versuchen wir das gar nicht erst. Aber es gab einige Autos, die aus der Masse von grossartigen Fahrzeugen noch etwas stärker herausstachen.

Da war zum Beispiel der unglaubliche Mazda MX-5, der zu einem atemberaubenden Drifter umgebaut wurde. Unter der Haube steckt ein Wankelmotor, der von mehreren Turbos zwangsbeatmet wird. So kommt Mad Mike Whiddetts Werkzeug auf 1200 PS. Beeindruckend ist aber vor allem, mit welcher Eleganz er dieses Monster den Berg hinauf slidet.

Mad Mike im Drift

Unter den historischen Racern ragte für uns der Lancia D50 heraus, der in einem Pulk von Ferraris durch den Klang seines 2,5-Liter V8 eine ganz eigene Duftmarke hinterliess. Die seitlich angebrachten Tanks für Öl und Treibstoff wirken aus heutiger Sicht gelinde gesagt mutig.

Lancia D50

Highlights sind natürlich auch die Fahrer selbst. So standen wir auf einmal nur wenige Meter vom mehrfachen Le-Mans-Sieger Tom Kistensen entfernt. Und wir beobachteten die Designerlegende Gordon Murray, wie er mit einem historischen Lotus Seven in seine Box zurückkehrte. Diese Nähe zu den Stars gibt es nur am Festival of Speed.

Tom Kristensen

Sehr spektakulär wenn auch ebenso leise war Nick Heidfeld im Formel-E-Renner der nächsten Saison unterwegs.
Nick Heidfeld im Formula E 2017/2018
Wer jetzt denkt „naja, so krass klingt das jetzt auch wieder nicht“, der irrt. Auf dem folgenden Video findet sich ein einigermassen repräsentativer Zusammenschnitt dessen, was es am diesjährigen Festival of Speed zu sehen gab.

Was sollte man als Besucher beachten?
Auf keinen Fall zu lange stehenbleiben. Denn das Gelände ist zu gross und es läuft zu viel, als dass man alles vom gleichen Ort aus sehen könnte. Zudem kommt bei Unterbrüchen immer wieder viel Bewegung in die Zuschauermassen, so dass man auch zwischendrin mal zu Erste-Reihe-Plätzen kommt.
Der Wald oben beim Zielgelände beherbergt die Rallyepiste. Dort fliegen Staub und Steine, aber man kommt der Action sehr nahe.
Unbedingt durch die Fahrerlager gehen. So nahe kommt man seinen Helden (aus Blech und aus Fleisch und Blut) nirgends.
Früh aufstehen. So lässt sich der Stau am ehesten umfahren und man hat die besten Chancen auf gute Plätze. Für die Fahrt von Portsmouth bis zum Gelände sollte man 1,5 Stunden einplanen.
Gutes Schuhwerk. Generell sind die Wege in gutem Zustand. Englisches Wetter und die schiere Zuschauermasse können aber dazu führen, dass es matschig wird.
Rechtzeitig Tickets besorgen. Wer den Trip plant, sollte nicht zu lange warten, da gerade der Sonntag relativ schnell ausverkauft sein kann.

Wann hingehen?
Die bekanntesten Fahrer und das Finale jener Teilnehmer, die am gezeiteten Bergrennen teilnehmen, findet am Sonntag statt. Trotzdem würden wir dazu raten, das Festival of Speed am Freitag und Samstag zu besuchen. An jenen Tagen – vor allem am Freitag – ermöglicht die kleinere Zuschauermenge bessere Sicht auf die Boliden und Fahrer.

Wo schauen?
Immer in Bewegung bleiben. Das hält nicht nur fit, sondern ermöglicht verschiedenste Blickwinkel. Zudem gibt es einfach viel zu viel zu sehen, um zu lange am gleichen Ort stehen zu bleiben. Von der kleinen Flugzeugausstellung und dem Drohnen-Rennbereich, über das Supercar-Paddock und die Freestyle-Arena bis hinauf zur Rallyestrecke im Wald bietet dieser Event einfach enorm viele sehenswerte Momente. Darum würden wir von den teueren Sitzplätzen (Grandstand) eher abraten. Dieses Jahr gab es zum ersten Mal Stühle und kleine Tische beim Rallyestart, die man auch ohne Grandstandticket nutzen konnte. Dort kann man gut mal eine Pause einlegen. Wer dann übrigens nicht mehr zu Fuss hinuntergehen möchte, findet hinter dem Rallye-Fahrerlager die Haltestelle der Shuttle-Traktoren.

Goodwood Festival of Speed

Wo übernachten?
Auf dem Gelände gibt es einen Campingbereich. Wer es gemütlicher mag, kann versuchen in unmittelbarer Nähe ein Hotel zu suchen. Normalerweise sind die aber sehr früh ausgebucht. Wir empfehlen die Stadt Portsmouth als Basis. Dort kann man einen anstrengenden Festivaltag gemütlich ausklingen lassen. Allerdings nicht übertreiben, denn: Der Stau am Morgen ist immer kilometerlang. Früh aufstehen wird also auf jeden Fall belohnt.

Was, wenn ich ich doch nicht hingehen kann?
Auf Youtube wird das Festival of Speed live übertragen.