Wir schreiben das Jahr 2025 und die Begeisterung für Elektroautos ist abgekühlt. So jedenfalls liest man das täglich in allen möglichen Publikationen. Wie sieht es tatsächlich aus? Der Anteil verkaufter reiner Elektroautos ist verglichen mit dem Vorjahr im 2024 von 20,9 auf 19,3% gesunken. In der gleichen Zeit wurden aber gesamthaft fast 6% weniger Autos verkauft. Diese Daten stammen von Auto Schweiz. Sie zeigen, dass der Markt schrumpft, der Anteil der Elektroautos nicht im gleichen Masse. Und was hat das nun alles mit dem Testwagen zu tun? Nun, beim neuen Renault Symbioz handelt es sich um einen Vollhybriden. Die erscheinen in den Statistik nicht separat, generell nehmen hybride Antriebe aber zu und ihr Wachstum ist auch jüngst noch ungebremst. Hat Renault also hier vielleicht die perfekte Symbiose von Verbrenner und Elektro am Start?

Ja, der Symbioz muss noch ganz klassisch an die Tankstelle
Der Name weist schon mal darauf hin. Wobei er gleich danach die Rätsel wieder beginnen: Wo sortiert sich das neue Modell denn ein? Als kleinen SUV (4,24 lang, 1,79 breit) mit Hybridantrieb haben die Franzosen den Captur im Programm, als kompakten den Austral (4,51 lang, 1,82 breit), dazwischen findet man den rein elektrischen Scenic (4,47 lang, 1,86 breit). Der Neuankömmling ist mit 4,41 Meter minimal kürzer und um 5 Zentimeter schmaler. Erstaunlich, welche Vielfalt sich Renault hier leistet, zumal mit dem elektrischen 4 bald noch ein weiterer SUV an den Start geht. Daneben gibt es noch die beiden SUV-Coupés Arkana und Rafale, als 7-Sitzer schliesst der Espace die SUV-Palette nach oben ab.

Schokoloadenseite: Aus dieser Perspektive, wird das stimmige Design besonders gut ersichtlich
So weit alles unklar? Gut, dann können wir ja den Startknopf drücken. Die 145 PS des Vierzylinders sind via dem inzwischen bekannten Renault Multi-Mode-Getriebe mit den Vorderrädern verbunden. Losfahren tue ich also vorerst elektrisch. Das typische Summen begleitet mich vom Parkplatz. Der Akku ist nur 1,3 kWh klein, womit der elektrische Vortrieb schon bald vom althergebrachten Kolbenmotor abgelöst wird. Doch wie wir das von Vollhybriden kennen, gibt es immer wieder kurze Phasen, in der „EV“ im Display leuchtet und das Verbrennen von Benzin temporär eingestellt wird. Durch dieses Arbeitsprinzip werden theoretisch tolle Effizienzgewinne erreicht, die sich in einem nach WLTP supertiefen Verbrauch von 4,8 Liter auf 100 Kilometer äussern. Doch das ist halt die Theorie. Wie es dann im Alltag ausschaut, finden wir in diesem Test raus.

Cockpit: Typische Renault-Bedienung mit dem praktischen „MySafety-Knopf ganz rechts im Bild
Zunächst einmal konstatiere ich, dass der Renault Symbioz wunderbar unspektakulär fährt. Das Lenkrad liegt gut in der Hand, die Sitzposition ist angenehm, die Übersicht für heutige Verhältnisse mehr als befriedigend. Wer andere Produkte der Marke kennt, findet sich auch im Bediensystem schnell zurecht. Den Radiosatelliten kennen wir seit den 1980er-Jahren und noch heute leistet diese kleine Bedieneinheit gute Dienste, wenn man sich daran gewöhnt hat. Natürlich gibt es den heute zwingend notwendigen grossen Screen, doch darunter findet man auch noch physische Tasten, um schnell auf gewisse Klimafunktionen zuzugreifen. Dahinter findet sich quasi frei schwebend der Getriebwählhebel. Vor ihm und darunter gibt es praktische Ablageflächen, die für besseren Halt gummiert sind. Ob es schlau war, die induktive Lademöglichkeit dort unter dem Wählhebel zu platzieren? Löblich zu erwähnen ist dagegen das Handschuhfach, das wohl gleich ein ganzes Arsenal dicker Skihandschuhe aufzunehmen vermag.

Familiengesicht: Von vorne ist der Symbioz nur von Kennern direkt vom Captur oder Scenic zu unterscheiden
Damit es auch im Winter keine Handschuhe braucht, ist eine Lenkradheizung verbaut. Auch die Kunstledersitze erwärmen die vorderen Passagiere, eine Massagefunktion fehlt aber. Generell gilt: Reichhaltig ja, luxuriös nein. So hat man eine Volllichtautomatik an Bord, Matrix-Licht gibt es aber nicht. Nur bei Renault gibt’s dafür das coole Solarbay-Dach, das sich für den Aufpreis von 1500 Franken segmentweise abdunkeln lässt. Für 700 Franken ist der tolle Sound von Harman/Kardon an Bord. Die an Concept Cars erinnernde Farbe „Bleu Mercure“ lassen sich die Franzosen natürlich auch extra bezahlen (850.-) So ausgestattet kommt der Testwagen auf 39’950 Franken.
Immer Serie: Das moderne Aussendesign mit vielen Kanten und Sicken, die erstaunlicherweise trotzdem ein ruhiges Gesamtbild schaffen. Vorne gibt es drei grillartige Flächen, wobei nur die unteren zwei wirklich Luft zum Motor lassen. Die LED sind an beiden Enden zu attraktiven Leucheinheiten geformt. Dass diese bei Annäherung eine sogenannte „Willkommenssequenz“ abspielen, gehört heute zum guten Ton. Das gilt auch für die diversen Assistenzsysteme oder die 360°-Kamera. Letzere ist aufgrund der vergleichsweise kompakten Masse gar nicht so zentral aber natürlich dennoch ein sehr willkommenes Hilfsmittel.

Lebendig: Überall am Symbioz findet man Linien in verschiedenen Richtungen, die aber ein stimmiges Gesamtbild ergeben
Das auffälligste Hilfsmittel ist natürlich der Elektromotor unter der Haube. Das Zusammenspiel mit dem Verbrenner funktioniert grundsätzlich problemlos, die Geräuschkulisse ist aber gewöhnungsbedürftig. Denn bei genau gleicher Gaspedalstellung springt der Vierzylinder manchmal an und dann wieder nicht. Da der Symbioz nun beileibe kein Sportler ist, irritiert die eher gemütliche Gasannahme nicht weiter. Zum lockeren Mitschwimmen reicht es allemal und auch Überholmanöver auf der Autobahn funktionieren problemlos. Grundsätzlich ist bei dieser Fahrzeugkategorie aber das Kofferraumvolumen wichtiger als die Höchstgeschwindigkeit (435L bzw. 170 km/h).
Unter dem Kofferraumboden findet sich im Testwagen tatsächlich noch ein Reserverad. Durch die verschiebbare Rückbank lässt er sich temporär vergrössern, wobei dann der Beinraum auf den hinteren Plätzen arg knapp wird. Die zweigteilt umlegbare Rückenlehne verzichtet auf eine Skidurchreiche und hinterlässt eine Stufe, die das Einladen von langem Gepäck mühsamer macht. Vom Erfinder des Renault Scenic hätte man hier mehr Cleverness erwarten dürfen. Immerhin gibt es zuhinterst keine Ladekante.

Neuer Name: Einen Symbioz gab’s bisher noch nicht im Renault-Portfolio
Im Alltag nervt uns alle das vom europäischen Gesetzgeber vorgeschriebene Piepsen beim Überschreiten erkannter Tempolimits, zumal letztere ja auch nicht immer sauber erkannt werden. Renault hat hier einen äusserst praktischen Weg gefunden, um sich davon zu verabschieden. Mit jedem Neustart sind die praktischen Helferlein eingeschaltet. Doch man kann sich in „Perso“ eine selbstgewählte Abstimmung zusammenstellen, wo man zum Beispiel jenes Piepsen deaktiviert. Um diese Einstellung nicht jedes via Screen durchführen zu müssen, hilft ein Doppelklick auf die MySafety-Taste links neben dem Lenkrad. So einfach, so pragmatisch, so sehr zur Nachahmung empfohlen.

Blick in die Zukunft? Dank fairem Preis hat die Hybridtechnologie durchaus weiterhin gute Chancen
Und, ist der Symbioz nun die ultimative Symbiose? Ein klares „Jein“ muss da als Antwort dienen, denn auf der Verbrauchsseite kann er im Test das Sparsamkeitsversprechen nicht einlösen. 7 Liter auf 100 Kilometer sind für ein Auto dieser Grösse bestenfalls durchschnittlich. Als praktischer kompakter SUV mit genügend Platz und gut funktionierenden Assistenzsystemen, überzeugt er aber durchaus. Dazu ist die Optik insbesondere in der türkis schimmernden Lackierung gelungen. Mit fast 40’000 Franken geht der Testwagen nicht als Sonderangebot durch. Für das Gebotene ist der Preis aber fair. Der ähnlich ausgestattete, aber mit 218 PS doch deutlich dynamischere Scenic, kostet als Elektroalternative satte 15’000 Franken mehr.