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zuendung

3. Dezember 2006

Die Sonnenbank

Mazda | 0 Kommentare

Rückblende. August 2006. Einer der miesesten Sommermonate. Meist verregnet, trübe, grau, noch nicht mal sonderlich warm. Mazda schickt einen Mazda6 MPS als Stimmungsmacher vorbei. Doch weder kann der metallicgraue Lack die Wolken vertreiben, noch verursacht der in anthrazit gehaltene Innenraum sommerliche Gefühle. Dafür lassen die 260 PS unter Haube auf Hitzewallungen beim Fahrer hoffen. Die […]

Rückblende. August 2006. Einer der miesesten Sommermonate. Meist verregnet, trübe, grau, noch nicht mal sonderlich warm. Mazda schickt einen Mazda6 MPS als Stimmungsmacher vorbei. Doch weder kann der metallicgraue Lack die Wolken vertreiben, noch verursacht der in anthrazit gehaltene Innenraum sommerliche Gefühle. Dafür lassen die 260 PS unter Haube auf Hitzewallungen beim Fahrer hoffen. Die Gefühlskälte, mit der die Kostenkiller dem sportlichen Topmodell diese Auspuffblenden, die billigst zwei geradezu jämmerliche Endrohre zu verstecken versuchen, verpasst haben, schockiert wiederum.


Grau in grau: Dezent in Form und Farbe macht der Mazda6 MPS auf brav.

Eigentlich sieht die Limousine ganz appetitlich aus, die dezenten Insignien der Turbo-Macht unterstreichen die elegante Linienführung sogar. Kein Monsterflügel, keine Riesenhutze, ein paar nette Applikationen eben. Nur der Auspuff-Bluff ist oberpeinlich. Große Rohre und nichts dahinter beziehungsweise davor also? Auch der Innenraum gibt sich entspannt elegant. Leder, Bose-Sound, keine Spur von Schalensitzen, nur der Allradantrieb mit den Programmen 'Normal', 'Sport' oder 'Snow' fällt auf. Mehr als 50 Prozent der Antriebskraft kommen dennoch nie an der Hinterachse an.


Flach wie ein Brett: Noch nicht einmal ein dicker Spoiler, aber zwei billige Auspuffblenden.

Wieder nur Show also. Dennoch versprechen die Japaner mit dem ersten MPS den King of Zoom-Zoom. Ein neu entwickelter 2,3 Liter-Vierzylinder mit Turboaufladung und Benzindirekteinspritzung soll die ansonsten eher beschaulich motorisierte Familienkutsche mittels einer Höchstleistung von 260 PS und einem maximalem Drehmoment von 380 Newtonmeter, das bei 3000 Touren Haltung annimmt, in 6,6 Sekunden von null auf 100 Km/h zoom-zoomen. Außerdem soll er noch 240 Stundenkilometer schnell werden, der asiatische Alleskönner. Zuendung.ch hat's zwar nicht nachgemessen, aber wir glauben's einfach mal. Jedenfalls geht der Mazda6 MPS viel besser, als sein Äußeres vermuten lässt. Keine leere Zubehör-Katalog-Versprechung, stattdessen jede Menge Vortrieb mit äußerst kultivierten Manieren. Der Vierzylinder lässt den großen Turbo-Hammer in der Werkzeugkiste und vertreibt lieber mit gleichmäßig-kräftiger Leistungsabgabe den Sommerloch-Frust. Dabei läuft er weder rau noch über die Maßen laut, dafür ist das gesamte Klangbild auch eher mau.


Mitten ins Herz: Der Turbo-Direkteinspritzer hat jede Menge Bumms und gute Manieren.

Falls es bisher zu zaghaft rüberkam: Der Mazda6 MPS hat mit einem lauen Sommerwind nichts gemein, er mimt eher den Blizzard. Weniger extrem als die Evos und WRX dieser Welt, aber kaum langsamer. Um jedoch richtig schnell zu sein, müsste die präzise Sechsgang-Handschaltung über etwas kürzere Wege verfügen. Doch selbst wenn aus Zoom-Zoom auf der Autobahn auch mal Links-Rechts im Gebirge wird, braucht sich der Mazda nicht vor seinen wilden Landsmännern zu verstecken. Schon in seinen zivileren Motorvarianten gefällt das Mittelklasse-Mobil mit präzise definiertem Fahrverhalten. Dem MPS haben die Mazda-Ingenieure noch eine ordentliche Portion Wasabi auf die Querelenker geschmiert. Der Allradler reagiert feinnervig auf die Lenkbewegungen des Fahrers, ohne dabei hitzig zu werden.


Bloß nicht auffallen: Der Innenraum passt perfekt, haut aber niemanden aus den Socken.

Das Feedback, das Lenkung und Setup vermitteln, besticht mit einer Verlässlichkeit, von der das diesjährige Sommer-Wetter noch immer weit entfernt ist. Einzig der unruhige Geradeauslauf trübt das Bild. Hier rächt sich die kurvengierige Fahrwerksabstimmung. Langstrecken werden zwar nicht zur Qual, doch wenn's im knappen Radius um's Eck geht, entfaltet die immerhin 4,77 Meter lange Limousine ihr Stimmungsaufhellende Wirkung am Besten – Allrad sei dank bleibt der Schlupf auch bei nasser Fahrbahn in den japanischen Werkshallen. Das Leergewicht hält sich mit knapp unter 1,7 Tonnen für einen Allradler gerade noch in Grenzen. Keine Frage, das Gesamtpaket brachte Sonnenschein in den trüben Sommer. Wie viel Spaß hat man mit dem Mazda 6 MPS wohl erst bei Schnee? Wenn bloß endlich mal ein paar Flocken fielen…


Spaß im Quadrat: Dank Turbo und Allrad bereitet der Mazda6 MPS viel Freude.