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zuendung

19. Juni 2007

Die Über-Monster

Moto Morini | 0 Kommentare

Gedrungen, vor Kraft nur so strotzend steht sie da, die Moto Morini Corsaro 1200. Moto Morini, nie gehört? Die Italiener begannen nach dem zweiten Weltkrieg mit dem Bau von Zweirädern. Zuvor hatten sie Dreiräder und Flugzeugteile produziert. Nachdem die Firma 1987 von der Cagiva Gruppe aufgekauft wurde, stellte man 1994 die Herstellung von Motorrädern ein. […]

Gedrungen, vor Kraft nur so strotzend steht sie da, die Moto Morini Corsaro 1200. Moto Morini, nie gehört? Die Italiener begannen nach dem zweiten Weltkrieg mit dem Bau von Zweirädern. Zuvor hatten sie Dreiräder und Flugzeugteile produziert. Nachdem die Firma 1987 von der Cagiva Gruppe aufgekauft wurde, stellte man 1994 die Herstellung von Motorrädern ein. Zum Jahrtausendwechsel gelangten die Rechte am Namen Moto Morini und die historischen Rennmaschinen an Franco Morini. In Casalecchio die Reno (Bologna) wurde 2003 die Firma Moto Morini SpA neu gegründet, um zwei Jahre später die hier getestete Corsaro auf den Markt zu bringen. Die Geschichtsstunde ist vorbei, lassen wir den von Franco Lambertini entwickelten V2 für sich sprechen.


Italienischer Traum: Das Design stammt von Marabese Design

Der Sound der 1200er erinnert zwangsläufig an die artverwandten Ducati. Tatsächlich wird die Corsaro auf den ersten Blick wohl gerne mit der Monster verwechselt. Trotzdem hat das Team von Marabese Design ganze Arbeit geleistet. Die Doppelscheinwerfer, die Zweifarbenlackierung und der wunderschöne Rohrrahmen geben der Moto Morini ihren ganz eigenen Look. Nur die Serienblinker sind hässlich, aber wär fährt damit schon rum? Dazu kommt die fetteTermignoni Auspuffanlage im Stile zweier Raketensätze. Corsaro steht stolz darauf geschrieben. Ebenso stolz die Sitzposition auf der Italienerin. Man sitzt hoch und aufrecht, richtig im Wind halt.


Italienischer Stolz: Auf dem Bike finden sich unzählige Moto Morini Schriftzüge

Bei 140 PS kann ein leichtes Lüftchen innert Kürze Sturmniveau erreichen. V2-typisch stemmt die Corsaro auch ein sattes Drehmoment: 123 Nm. Die Zahlen im digitalen Display rasen nur so vorbei. Dabei bollert es so schön aus den zwei hochgelegten Rohren, dass man den Gasgriff nie wieder zurückdrehen möchte. Die Bialbero CorsaCorta genannte Technik – zu deutsch: doppelte Kurzhubwelle – sorgt dafür, dass man den grossvolumigen Motor auf heftige 9500 drehen darf. Dank dem flachen Verlauf der Drehmomentkurve ist das aber nicht wirklich vonnöten, die Corsaro hat immer Leistung satt.


Eigenständig: Die Front der Corsaro 1200 hat Charakter

Obwohl es hinten auf dem Bürzel ein kleines Kissen für die Sozia gibt, ist anzunehmen, dass die meisten Piloten alleine unterwegs sein werden. Dies allerdings nicht allzu lange, das Sitzkissen wird seinem Namen kaum gerecht, Holzklotz wäre passender. Dem engagierten Fahrer wird das gar nicht gross auffallen, denn mit der brachialen Leistung benötigt er für das Fahren vollste Konzentration. Für notfallmässige Bremsmanöver steht eine Brembo-Anlage zur Verfügung.


Drehfreude: Fast 9500 Umdrehungen sind mit dem V2 möglich

Auf keinen Fall solle mit Moto Morini dasselbe passieren, was mit Benelli geschehen ist, meint der Moto-Morini-Händler. Zur Erinnerung: Benelli wurde mangels Profitabilität an den chinesischen Hersteller Quianjiang veräussert, der nun grosse Pläne mit der italienischen Marke hegt. Man bleibe mit Moto Morini lieber in der Nische und bediene das angestammte Publikum auf vorzügliche Weise. Die feine Kundschaft sollte mindestens 19'490 CHF übrig haben, so viel kostet die Corsaro 1200, wenn man sie in Rot oder Schwarz ordert.


Raketenmässig: Die Termignoni-Anlage passt bestens zur sauschnellen Corsaro

Die 87°-V2 Eigenkonstruktion mit 1187 ccm erobert Bikerherzen im Sturm. Dass die Moto Morini Corsaro 1200 nicht nur sauschnell, sondern auch noch sehr schön anzuschauen ist, macht sie umso begehrenswerter. Von der goldenen Marzocci-Gabel über den Gitterrohrrahmen bis zum Termignoni-Endschalldämpfer – perfekt! Schön das in letzerem auch ein 3-Wege-Katalysator platz fand. Manch ein Ducati-Fahrer wird sich den Wechsel auf die "Über-Monster" überlegen, zumal er sich damit auch eine viel höhere Exklusivität erkauft. Dass die Corsaro nicht das bequemste Motorrad ist, nimmt der Fan gelassen in Kauf.