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zuendung

7. Februar 2008

Driving Nemo

Citroën | 0 Kommentare

Grösser bauen ist keine Kunst. Nutzfahrzeuge kleiner und leichter zu machen aber schon. Die Verhältnisse in der Geburtsstadt des Automobils – Paris – schienen das Pflichtenheft für Citroëns kleinsten Lader geschrieben zu haben. Er muss gut parkierbar, perfekt be- und entladbar und komfortabel sein. Möglichst günstig fahren und auch nett aussehen sollte der Kleinstlieferwagen Nemo […]

Grösser bauen ist keine Kunst. Nutzfahrzeuge kleiner und leichter zu machen aber schon. Die Verhältnisse in der Geburtsstadt des Automobils – Paris – schienen das Pflichtenheft für Citroëns kleinsten Lader geschrieben zu haben. Er muss gut parkierbar, perfekt be- und entladbar und komfortabel sein. Möglichst günstig fahren und auch nett aussehen sollte der Kleinstlieferwagen Nemo von Citroën. Gleichzeitig braucht er schnell und wendig zu sein und in die kleinsten Parklücken der Grossstadt zu schlüpfen. Während ersten Fahr-, Belade- und Parkiertests in Frankreich waren wir erstaunt, wie gut der Nemo das alles kann.

Einvolumendesign: Grosser Laderaum bei nur 3,86 Metern Aussenlänge, gekonnt verpackt in eine gefällige Aussenhaut.

Citroën Nutzfahrzeuge, das hiess einst Wellblech und Schiebetüren sowie Frontantrieb. In der jüngeren Vergangenheit zählten Maler, Teppichleger und Dienstleister auf die leichten und günstigen C15 und C25. Heute packen die Citroën Transporter 2.5 bis 17 Kubikmeter Material – von gross bis klein: Jumper, Jumpy, Berlingo und neu der Nemo. Gefertigt werden bis auf den Berlingo alle Nutzfahrzeuge im Verbund mit PSA und Fiat. Die Nemo Geschwister heissen Fiat Fiorino und Peugeot Bipper. Technisch unterscheiden sich die neuen kaum, nur der Fiat gönnt sich den hauseigenen, spritzigen 1.3 Liter 16V-Dieselmotor mit 190 Nm Drehmoment und Partikelfilter. Im Nemo und im Bipper arbeitet die 1,4 Liter HDi-Maschine aus dem PSA-Regal. 70 PS und 160 Nm, leider vorerst ohne Partikelfilter. Alternativ gibts einen 1.4 Liter Benziner mit 75 PS. Erwartet wird ein Dieselanteil von etwa 90%.

Lademeister: Hinten öffnen den Nemo zwei asymmetrisch geteilte Schwenktüren, seitlich eine oder zwei Schiebetüren.

610kg Nutzlast, 2,5 Kubikmeter Volumen
Mit 1090kg Leergewicht ist der Diesler nur 20kg schwerer als der benzingetriebene Nemo. 610kg Nutzlast können auf gut 1,5 Meter Ladelänge verteilt werden. Zwischen den Radkästen bleibt ein guter Meter ebener Ladeboden. Eine Europalette schluckt der Nemo durch die hinteren Flügeltüren locker. Auf der rechten Seite öffnet die Schiebetüre einen minimal 40cm breiten Zugang zum Laderaum. Die Innenhöhe wird mit knapp 1,2 Metern beziffert. Praktische Idee: Der Beifahrersitz klappt mit zwei Handgriffen ab und verlängert den Laderaum auf der rechten Fahrzeughälfte auf 2,5 Meter.

Einheitsarchitektur: Den Kleinsttransporter gibt es als Citroën Nemo, Peugeot Bipper und Fiat Fiorino. Innen erwartet den Fahrer eine aus dem Kleinwagenbereich bekannte Landschaft.

Der Nemo sichert sich den Profimarkt
Citroën ist bereits die Nummer zwei auf dem europäischen Markt für leichte Nutzfahrzeuge. Ein Markt, der im vergangenen Jahr über zwei Millionen Fahrzeuge aufnahm. Vor allem Profis kaufen die kleinen Praktischen. Laut Citroën hätten die Kunden meistens weniger als zehn Mitarbeiter. Zu einem Drittel stammen sie aus der Baubranche oder dem Bereich der öffentlichen Dienste. Die Markentreue ist enorm hoch. Citroën möchte mit dem Nemo deshalb den bestehenden Kunden die Möglichkeit geben, den Fuhrpark “nach unten” zu ergänzen.

Raffiniert: Im Nemo begeistern einige praktische Details, wie der abklappbare Beifahrersitz, der bis zum Armaturenbrett einen ebenen Ladeboden freigibt.

Kostendrücker
Gefertigt wird der Nemo – wie auch der Fiorino und der Bipper – im türkischen Werk Bursa. 50’000 Nemo verlassen das Werk jährlich. Der Einstiegspreis liegt voraussichtlich bei etwa 16’000 Franken, definitive Preise folgen bald. Ein Service ist bei beiden Motorversionen bei 30’000 Kilometern fällig. Weitere Kosten sparen auch die hochliegenden Scheinwerfer und Rückleuchten. Die Stossfänger sind nicht lackiert und reichen ungewöhnlich hoch hinauf. Da liegt auch mal ein Rempler drin, ohne dass eine Spenglerrechnung folgt. Erstaunlich ist, dass beim Nemo trotz Kostendruck eine aufwändige Einzelradaufhäung (Bodengruppe des Fiat Grande Punto) rundum zum Einsatz kommt. Entsprechend komfortabel rollt der Nemo über Landstrassen. Vorteile bringt das Grande Punto-Fahrwerk auch bei rasanter Fahrt: Kreisel und Kurven lässt der Nemo schnell und sicher hinter sich.

Gut geschützt: Für den harten innerstädtischen Einsatz sowie auf Baustellen eignen sich die hoch gezogenen Stossfänger und die zurückgesetzten Scheinwerfer bestens.

Mehr Fenster folgen
Den Nemo gibt es mit Schiebetüren links und/oder rechts und bald mit hinteren Seitenfenstern in den Türen oder in der Seitenwand. Erwartet wird auch eine hintere Sitzbank, die aus dem Transporter ein Mehrzweckfahrzeug bzw. einen Personenwagen macht.
Aus Fahrerperspektive fordert der Nemo nicht viel. Die Instrumente sind aus Fiat-Fahrzeugen bekannt und die Schalter übersichtlich angeordnet. Insgesamt zwölf Ablagefächer nehmen die kleinen Dinge des täglichen Arbeitslebens auf. Gut gefallen hat uns die hohe Platzierung des Schalthebels. Wie bei einigen neuen Personenwagen ist die Schaltzentrale ins Armaturenbrett integriert.

Gut ausgedacht
Citroën, Peugeot und Fiat zielen mit ihren neuen Kleinsttransportern auf die Handwerker- und Servicebranche. Der Nemo spricht unverkennbar eine Praxissprache, sein Ladekonzept und die vielen praktischen Details zeugen davon, wie Kundenwünsche direkt in die Entwicklung einfliessen. Abzuwarten bleibt noch, wie der Nemo beim NCAP-Crashtest abschneidet.
Nach unseren Tests bleibt der Wunsch nach einem Partikelfilter offen – genauso wie der Wunsch mehr Zurrpunkten im Laderaum, um Ladungen aller Art sichern zu können.