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zuendung

14. August 2009

Dynamischer Raumtransporter

Skoda | 0 Kommentare

Nach der grundlegenden Überarbeitung des Skoda- Volumenmodells Octavia ist seit Juli nun auch die Sportversion „RS“ auf der Strasse. Die dritte Auflage des erfolgreichen Mittelklassefahrzeugs (intern „C“) macht schon optisch deutlich auf sich aufmerksam, tritt kraftvoll und selbstbewusst auf. Starker Eindruck der neuen Frontpartie mit LED-Tagfahrlicht Seitdem Skoda in den VW-Konzern (ab 2001) integriert ist, […]

Nach der grundlegenden Überarbeitung des Skoda- Volumenmodells Octavia ist seit Juli nun auch die Sportversion „RS“ auf der Strasse. Die dritte Auflage des erfolgreichen Mittelklassefahrzeugs (intern „C“) macht schon optisch deutlich auf sich aufmerksam, tritt kraftvoll und selbstbewusst auf.

Starker Eindruck der neuen Frontpartie mit LED-Tagfahrlicht

Seitdem Skoda in den VW-Konzern (ab 2001) integriert ist, schreitet die Entwicklung stetig voran. Wenn man da an die Fahrzeuge zurückdenkt, die noch vor etwa zehn Jahren unter dem Markennamen Skoda auf dem Markt waren – etwa den Felicia Kombi, der im Grunde noch auf dem Forman basierte…dazwischen liegen Welten!

Die heute verwendeten Motoren stammen aus dem Konzernregal und bieten für jeden Anspruch etwas, für die Version RS aber vor allem eines: Leistung satt! Denn es gibt ihn nur mit zwei Motorisierungen, eine davon als 147kw/200 PS starker 2 l TSI –Benzinmotor.
Die andere, mit der unser Testwagen ausgerüstet war, verfügt über den zwei Liter grossen Common-Rail- Diesel (125kw/170 PS). Dieses Aggregat mit Partikelfilter erfüllt die Euro 5 Norm und soll nur 150 gr CO2 (Werksangabe) bei einem Durchschnittsverbrauch von 5,7 l /100 km emittieren. Damit wird er in die Klasse „A“ eingestuft – auch das wäre noch vor einigen Jahren für ein Fahrzeug dieser Grössen- und vor allem Leistungsklasse undenkbar gewesen. Die Auslegung des Motors und der Gänge ist eindeutig „lang“, heisst: hohes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen (max. 350 Nm zwischen 1750 und 2500 UpM), viel Elastizität bei geringem Verbrauch. Ein paar Daten aus der Praxis: Autobahntempo 120 km/h cruist man bei lässigen 2100 Touren, für Tempo 180 benötigt das Aggregat knapp 3000, bei Tempo 210 sind es nur wenig mehr als 3600 UpM – alles im sechsten Gang bei einem realistischen Durchschnittsverbrauch von unter 6,5 l Diesel auf 100 Kilometer. Vmax 223 km/h, so lautet zumindest die Werksangabe; wir konnten das wegen der Verkehrsdichte nicht gefahrlos überprüfen…
Der Motor verrichtet seine Arbeit leise, die Dämmung macht ihre Sache überaus gut. Und dass Kraft in allen Lebenslagen vorhanden ist, wird vor allem beim Beschleunigen „aus dem Drehzahlkeller“deutlich. Wobei bei starker Beschleunigung, zum Beispiel im zweiten Gang auf nassem Asphalt, die serienmässige Antriebs-Schlupfregelung (ASR) zunächst Mühe hat, das hohe Drehmoment überhaupt kultiviert auf die Strasse zu bringen und die Vorderräder zu zähmen. Was wieder die alte (und immer noch unentschiedene) Frage aufwirft, bis zu welcher Motorleistung Frontantrieb allein sinnvoll ist. Eine Teilschuld an diesem Phänomen trugen beim Testwagen vermutlich die mit 225/40 18 für unseren Geschmack zu breiten und harten Niederquerschnittreifen. Diese sehen in Verbindung mit den „Neptun“ Felgen natürlich „oberaffengeil“ aus, beeinträchtigen aber Federung und Abrollkomfort des um 12 mm gegenüber den anderen Modellvarianten tiefer gelegten RS. Zudem spürt man ihren Widerstand beim Einparken und Rangieren deutlich.

Langgestreckt mit nur 4,6 Metern Länge, 18 Zoll-Felgen mit rot lackierten Bremssätteln

Man glaubt kaum, dass dieser Kombi unter 4,6 m lang ist, die dominante Optik und Präsenz des RS lässt diesen wesentlich länger und vor allem wuchtiger erscheinen als es die tatsächlichen Masse ausweisen. Die hohe Gürtellinie mit den relativ schmalen Seitenfenstern kennt man schon von einem Audi A 4 Avant, dem Mazda 6 oder dem Toyota Avensis. Die markanteste optische Änderung gegenüber dem Vorgänger ist sicherlich die neu gestaltete Frontpartie mit verbreiteter, markanter Chromleiste und gewaltigen Kühllufteinlässen. Dazu ziehen sich die Scheinwerferöffnungen wesentlich weiter in die Seitenlinie und strecken zusätzlich die Form. „Früher“ waren Scheinwerfer nach vorne auf die Strasse gerichtet, die sie ausleuchten sollten, heute hat man sie als unentbehrliches Designelement entdeckt und platziert sie immer mehr zur Seite und nach oben in die Motorhaube. Ob „Mode“ oder Dauererscheinung, wird sich zeigen.

Neue Leuchteneinheit: Octavia-Schriftzug, Xenon- und Abbiegelicht

Nicht nur eine vorübergehende Tendenz scheint jedenfalls zu sein, bei den Kombiversionen die Heckpartie zugunsten einer eleganten Linienführung leicht abzuflachen, was Transportkapazität und Beladungsfähigkeit kostet. Dennoch schluckt der „Neue“ schon im Normalfall 566 l, die sich bei umgelegter Rückbank auf 1620Liter erweitern lassen. Das ist respektabel und etwas mehr als klassenüblich. Auch die Laderaumlänge liegt mit über einem Meter bei normaler Bestuhlung über dem Durchschnitt, die Laderaumbreite beträgt ebenfalls über einen Meter und ist damit im Prinzip „palettentauglich“. Allerdings ist das Ladeabteil von Haus aus nicht eben, nach der Öffnung ergibt sich eine Stufe von immerhin knapp 14 Zentimetern, die beim Ein- und vor allem Ausladen erst einmal überwunden werden muss. Wenn man die Gepäck- oder sonstigen zu transportierenden Waren (wir gehen hier eher von Sportutensilien denn von schnöden Kisten oder Kartons aus…) über diese Kante gehievt hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie auch den lackierten Stossfänger touchieren, was dort vermutlich Spuren hinterlässt. Der Octavia ist eben kein Lieferwagen, auch mit seiner Zuladung von max. 470 kg. Immerhin kommt der RS mit seinen 1510 kg Leergewicht knapp auf 2 t Gesamtgewicht – etwa soviel wie ein kompakter Transporter. Verblüffend einfach und genial wie schon beim Vorgänger die Betätigung der Laderaumabdeckung: eine Berührung mit der Hand oder auch mit dem Ellenbogen und sie fährt zurück in ihre Kassette.

Der schluckt was weg: Octavia Combi Ladeabteil

Cockpit mit Design-Anklängen aus dem Konzern und neuen, weiss hinterleuchteten Anzeigen

Innen sieht es, dem Oberklassen-Anspruch entsprechend, edel und gleichzeitig zurückhaltend bis dezent aus. Bei den Flächen dominiert neben Leder genarbter Kunststoff, der allerdings recht griffempfindlich scheint. Beim Display der Armaturen hat Skoda sich mit dieser Modellgeneration vom „Grün“ verabschiedet und das hinterleuchtete Weiss der Konzernbrüder eingeführt – ein Quantensprung, den man schon nach kurzer Fahrt nicht mehr missen will. Die Tastenbeleuchtung der Lüftungs- und Klimaregelung ist dagegen nach wie vor grün und vor allem bei direkter Sonneneinstrahlung nicht optimal zu erkennen. Ein kleines Gimmick ist bei der Ausstattung mit dem aus dem Superb übernommenen „Columbus“ Navigations- und Audiosystem, dass einige Funktionen wie die Temperaturregelung von Lüftung, Klima und Heizung kurzzeitig im Monitor angezeigt und bestätigt werden. Auch der optionale Parkpilot vorn und hinten wird optisch durch farbige Balken angezeigt, bei der höchsten Warnstufe „orange-rot“ weiss der Fahrer, dass er nun noch etwa 20 cm Abstand zum Hindernis hat. Die sportlich ausgeformten Vordersitze mit dem RS-Symbol sind sportlich eher schmal geschnitten, dennoch findet hier dank vieler Verstellmöglichkeiten wohl jede Statur eine für sie passende Position. Die hintere Sitzbank taugt dagegen im Grunde nur für zwei erwachsene Mitfahrer. Der mittlere Sitz verfügt zwar über Dreipunktgurt und Nackenstütze, jedoch besteht die Lehne aus der Rückseite der mittleren Armstütze, die sowohl schmal als auch hart ist. Zudem animiert auch der ausgeprägte Mitteltunnel nicht gerade zum längeren Aufenthalt auf diesem Platz.

Fazit: wenn auch die Tendenz der meisten Hersteller, jede Weiterentwicklung oder Neuvorstellung jeweils auch grösser und schwerer zu machen, nicht unumstritten ist, so ist der neue Octavia als Kombi ein feines, ausgewogenes und „stimmiges“ Fahrzeug. In der Sportversion „RS“ noch ein äusserst dynamisches dazu – und das ohne Kompromisse bei Verbrauch und Emissionen. Kein Wunder, dass ausgerechnet diese Version in der Schweiz am meisten nachgefragt wird. Und wem der Octavia „C“ für Familie, Sport und Freizeit nicht ausreicht, der muss auf die auf der kommenden IAA vorgestellte Kombiversion des Superb warten. Diese stellt bei einer Aussenlänge von 4,84 m (und damit im Grössenbereich der Mercedes-Benz E- Klasse oder des Opel Insignia Tourer) dann bis zu 1900 l Ladevolumen zur Verfügung.

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