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11. Dezember 2007

Erwachsen geworden

VW | 0 Kommentare

VW Golf Variant CL 1.9 TDI Erwachsen geworden *Die früheren Kombiableitungen des VW Golf waren ja nicht gerade die Renner bei den Flottenbesitzern. Weder bezüglich Preis noch Platz und auch nicht wegen ihres Aussehens. Aber der neue Golf Kombi, wow. Immer noch kein Schnäppchen was den Preis anbelangt, aber dafür bietet er jetzt ganz schön […]

VW Golf Variant CL 1.9 TDI

Erwachsen geworden

*Die früheren Kombiableitungen des VW Golf waren ja nicht gerade die Renner bei den Flottenbesitzern. Weder bezüglich Preis noch Platz und auch nicht wegen ihres Aussehens. Aber der neue Golf Kombi, wow. Immer noch kein Schnäppchen was den Preis anbelangt, aber dafür bietet er jetzt ganz schön viel fürs Geld.*

Für gut Fr. 30'000 erhält man bereits einen der 4,55 Meter langen neuen Golf Variant. In der Basisversion Trendline verfügt er über einen 1600er Benziner mit 102 PS und schon ganz schön viel Ausrüstung, die vor noch nicht allzu langer Zeit nicht selbstverständlich war bei Volkswagen: Zum Beispiel hintere Türen, ein Radio, sogar mit CD, elektrische Fenster hinten und vorn, Dachreling, 16"-Räder, aber auch viel Sicherheitsausstattung, wie ABS, ESP, ASR, mehrere Airbags, eine Klimaanlage und vieles mehr.
Der günstigste Diesel, gleich ausgerüstet und fast gleich stark wie der 1600er Benziner, aber in etwa doppelt so gutem Drehmoment, kostet über 4000 Franken mehr (Fr. 34'520).

In den nächsten Ausstattungsstufen, Comfortline und Sportline, sind dann auch noch 1400er Benziner mit 140 und 170 PS erhältlich und Drehmoment schon fast wie kleine Diesel (240/1750).
Bei den Dieseln steht dann ausser dem 1900er mit 105 PS auch noch ein 2-Liter mit 140 PS zur Auswahl (320 Nm / 1750 U/min).

Fast ein kleiner Passat ist der stattliche Golf Variant geworden.

Unser Testwagen, ein Comfortline mit dem 105 PS-Diesel, mit serienmässigem Partikelfilter wie alle Golf-Diesel, hat mit dem 6-Gang-Direktschaltgetriebe einen Grundpreis von Fr. 38'810. Die Mehrausstattung gegenüber der Basisversion ist nicht erheblich; Durchlademöglichkeit, asymmetrisch teilbare Rücklehne, Komfortsitze und ein paar Kleinigkeiten.
Die Aufpreisliste ist bei VW leider sehr lang. Bei unserem Testwagen beschränkten sich die zusätzlichen Optionen auf die empfehlenswerte Climatronic (410.-), Winterpaket I (530), die schwarze Perleffektfarbe (600), sowie etwas, was man bei andern Marken kaum je liest: Normalfinish Fr. 100.- und AG-Prüfen Fr. 77.-. Der Neupreis des Testwagens belief sich somit auf Fr. 40'527, immerhin Fr. 6'000 über dem identisch motorisierten Basis-Trendline..

Wer noch die langweilig viereckigen Kisten vor Augen hat, muss schleunigst umdenken. Der neue Golf Kombi sieht aus wie ein etwas kleinerer Passat Variant. Die 567 Kg Zuladung und ein Laderaumvolumen von 505, resp. 1550 Litern beweisen, dass man bei VW weit mehr als nur ein Lifestyleauto mehr hat auf den Markt bringen wollen. Gratulation; wir sind beeindruckt. Das Design des neuen Variant hat zudem überall gefallen und wurde schlimmstenfalls als "durchgestylt" bezeichnet. (Der Amadée macht da eine Ausnahme J)

Das Heck erinnert an viele andere Marken, steht dem Golf aber gut.

Etwas misstrauisch waren wir gegenüber dem 105-PS – Motor. Aber man wird halt langsam unersättlich. Wenn man bedenkt, dass die ersten Golf GTI über 110 PS verfügten und als Raketen auf Rädern bezeichnet worden sind, müssten die 105 PS des neuen Golf Variant eigentlich auch genügen. Und sie tun es auch. Das beste Drehmoment von 250 Nm bei 1900 Umdrehungen und das Leergewicht von nur 1453 Kg verhilft dem Golf zu noch genügenden Fahrleistungen (12,6 sec. von 0 bis 100).
Mit knapp 4,56 m Länge, 1,78 m Breite und 1,50 m Höhe ist der Variant ein stattliches Auto geworden.
Die Ausrüstung ist von der Basis weg schon recht gut und enthält alles, was man braucht. Die Aufpreisliste ist aber immer noch sehr lang und die Aufpreise teilweise happig. Und es hat da doch Etliches dabei, was das Autofahren komfortabler, angenehmer und noch sicherer machen würde. Es gibt allerdings auch Sonderpakete, die dann in der Summe günstiger sind als deren Einzelkomponenten.

Der 505 Liter grosse Laderaum kann ganz einfach auf 1'550 Liter vergrössert werden

Selbstverständlich findet man sich sofort zurecht hinter dem Lenkrad. Die Sitze sind gross genug und sind auch bei längerer Sitzdauer bequem. Leider sind die Pumpe-Düse-Motoren von VW noch immer lauter als die Common-Rails der Mitbewerber. Sowohl in kaltem wie in warmem Zustand, bei niedriger Innerortsgeschwindigkeit wie auf der Autobahn, ist der TDI-Motor etwas aufdringlich und die Laufkultur wäre auch verbesserungswürdig. Aber etwas Fortschritt ist trotzdem auszumachen.

Das Direktschaltgetriebe ist zu fahren wie ein (normaler) Automat. Die Fahrdynamik, gemeint ist das Zusammenspiel von Vortrieb (übrigens ohne Anfahrschwäche!), Kurvenfreudigkeit, Kurvenneigung, die Übertragung der Kräfte vom Auto auf die Strasse und die Rückmeldung an den Fahrer, die Gangschaltung, diese Fahrdynamik ist gut und das Fahrzeug macht einen agilen und sicheren Eindruck.
Gerade elastisch ist die Kombination DSG / 105 PS natürlich nicht; da fehlt etwas Souveränität oder deutsch gesagt, ein paar Pferdchen fehlen. Aber als echten Schwachpunkt würden wir das nicht bezeichnen. Nein, wir waren eigentlich ganz zufrieden mit dem Auto.

Auch mit dem Laderaum waren wir zufrieden. Die Zuladung (567 Kg) ist endlich das, was man in so einem Auto wünscht, der Raum (bis 1'550 Lt.) ist gross, die Zugänglichkeit und Flexibilität sind gut und OK. Gepäcknetze sollten allerdings serienmässig dabei sein und nicht extra verrechnet werden. Die Verarbeitung machte, wie zu erwarten bei einem VW, einen hochwertigen Eindruck.

Das Cockpit ist kühl, nüchtern und gut aufgeräumt.

Verhältnismässig sparsam
Für die handgeschaltete Version nennt VW einen Gesamtverbrauch von ausserordentlich tiefen 5,2 Liter. Die DSG-Version soll 6.0 Liter verbrauchen, also 15,4% mehr.
Leider war der Testwagen von der AMAG nicht vollgetankt worden. Anders können wir uns den hohen Testverbrauch von 7,16 Litern nicht erklären. Nach einer Zwischentankung wurden nämlich 6,37 Lt. erreicht. Allerdings hat auch der andere Testfahrer nach über 560 Km nur 6.8 Lt. erreicht, also weit mehr als die Werksvorgabe. So resultierte ein Gesamtverbrauch von 6,91 Lt.. Gemessen an der Grösse des Autos eigentlich kein schlechter Wert. Der Testwagen ist in der Energieeffizienzklasse B und stösst 159 g/Km CO2 aus (basierend auf Verbrauch gemäss Werksangabe).

Garantien
An Garantien gibt's (leider) nur das Übliche: 2 Jahre ohne Km-Begrenzung. Dazu Lack- und Durchrostungsgarantie (3, resp. 12 Jahre). Die Mobilitätsversicherung gilt lebenslänglich, sofern die Serviceintervalle eingehalten und von einem VW-Servicepartner bestätigt werden.

Gesamtbetrachtung
Ab Fr. 30'000, resp. Fr. 40'000 beim Testwagen, erhält man einen formschönen, zuverlässigen und praktischen Kombi, mit praxisgerechter Zuladung und entsprechendem Raumangebot.
Der 1900er Motor leistet gefühlsmässig mehr als die 105 PS, über die er verfügt. Gefreut hat uns auch die sonst leider übliche und hier fehlende Anfahrschwäche. Der TDI macht sich dafür akustisch auch bemerkbarer als nötig. Wer mehr Leistung will, zahlt für den 140PS-Motor Fr. 2'460 mehr.
Man sitzt gut im Golf Variant. Die Sicht rundum ist auch nicht zu beanstanden.

Wenn es etwas zu bemängeln gibt, dann den akustisch etwas aufdringlichen Motor, die Aufpreispolitik von VW und die nur minimalen Garantien.

Der neue Golf Variant ist ein erwachsenes Auto geworden, das man zum Transportieren brauchen kann.

Wer seinen Aussendienstlern keinen Passat geben kann oder will, aber ein Auto braucht, mit dem man arbeiten kann und das von Haus aus bereits gut aber ohne Chichi ausgestattet ist, müsste sich den neuen VW Golf Variant mal näher anschauen.

Für Zündung.ch: Heiny Volkart, Presserverantwortlicher des Schweiz. Fahrzeugflottenbesitzer-Verbandes (sffv). www.sffv.ch

Heiny Volkart betreibt Fleet-Consulting und das Pressebüro VOLKARTpress in Aarburg (h.volkart@bluewin.ch)