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24. Oktober 2013

Es rächts Schiff

SsangYong | 0 Kommentare

Rexton W Sapphire RX200e-Xdi 4WD 5AT Nach dem Korando hat SsangYong auch den grösseren Rexton W neu designt und zielt auf Kundschaft, die Luxus und Komfort in Premiumausführung will, aber nicht zu Premiumpreisen. Der komfortable Rexton eignet sich auch für ins Gelände. Die 1954 gegründete Marke SsangYong (Zwillingsdrache) stand in den 60 Jahren ihres Bestehens […]

Rexton W Sapphire RX200e-Xdi 4WD 5AT

Nach dem Korando hat SsangYong auch den grösseren Rexton W neu designt und zielt auf Kundschaft, die Luxus und Komfort in Premiumausführung will, aber nicht zu Premiumpreisen.

Der komfortable Rexton eignet sich auch für ins Gelände.

Die 1954 gegründete Marke SsangYong (Zwillingsdrache) stand in den 60 Jahren ihres Bestehens schon ab und zu mal am Rande des Zusammenbruchs – oder sogar einen Schritt weiter. Aber spätestens seit der Übernahme durch die indische Mahindra & Mahindra-Gruppe im Jahre 2011 fasst SsangYong immer besser Tritt. Dass die Modelle nicht mehr so skurril aussehen wie früher, hilft da sicher mit.
So entwickelt sich der voll im Trend liegende kleine SUV Korando bestens; er kommt in diesen Wochen in noch einmal verbesserter Ausführung zu den Händlern.
Wem ein Korando zu klein ist, muss nicht die Marke wechseln, sondern kann sich bei seinem SsangYong-Garagisten den grossen «Rexton W» anschauen. Dieser kürzlich ebenfalls erneuerte und verbesserte grosse SUV stand uns für einen ausführlichen Test zur Verfügung.

Der «Korean Premium – 4×4» (das steht so an der Heckscheibe) heisst mit vollem Namen SsangYong Rexton W Sapphire RX200e-Xdi 4WD 5AT. Uff.
Nach der Marke und dem Modellnamen folgt die Ausstattung, Sapphire ist die beste der drei möglichen Linien Crystal, Quartz und Sapphire. Dann folgt die Bezeichnung des 2-Liter-Diesels aus eigener Produktion, der bei 1998 ccm Hubraum 155 PS leistet und ein maximales Drehmoment von 360 Nm zwischen 1500 und 2800 U/min auf die Kurbelwelle bringt, wobei schon bei erhöhtem Leerlauf (1000 U/min) 190 Nm anliegen. Die weiteren Bezeichnungen stehen dann für Allradantrieb (zuschaltbar), denn es gibt den Rexton auch als nur 2WD und das 5AT für das 5-Gang-Automatikgetriebe.

Auch auf den hintersten Sitzen kann man sitzen, wenn auch das Einsteigen etwas beschwerlich ist.

Über 7 Sitzplätze verfügt jeder Rexton, auch das günstigste Modell, der Crystal 2WD für schon 28‘900 Franken. Allrad gibt’s ab 33‘900 Franken (ab der mittleren Crystalausführung) und das topausgerüstete Sapphire-Modell ab 36‘900 Franken.
Unser Testwagen verfügte zusätzlich zur reichhaltigen Serienausstattung (z.B. inkl. 7 Ledersitze und Sitzheizung auch hinten, etc.) über das von Mercedes stammende E-Tronic-5-Gang-Automatikgetriebe für 3‘000 Franken, die sehr gut zum Auto passende Royal Braun-Metalliclackierung für 750 Franken und ein Pioneer-Navi mit Rückfahrkamera für 2‘920 Franken. Macht dann immer noch erst 40‘570 Franken oder ungefähr die Hälfte eines entsprechend ausgerüsteten europäischen Premium-SUV.

Mit einer Länge von 4.76m, einer Breite von 1.90m (ohne Spiegel), vor allem aber mit seiner Höhe von 1.84m ist der Rexton tatsächlich eine recht imposante Erscheinung oder «es rächts Schiff», wie die Putzfrau beeindruckt sagte, als sie am Morgen ihren auch recht stattlichen Toyota neben den auf dem Büroparkplatz abgestellten Rexton stellte.

Die Ladekante ist hoch wegen der abgeklappten dritten Sitzreihe, dafür gibt es unter dem Ladeboden zusätzliche Staufächer.

Der Rexton hat einen modernen Frontgrill erhalten und neu designte Scheinwerfer. Auch die Seitenlinie macht einen durchaus modernen Eindruck. Das Facelift ist dem Rexton gut bekommen, er ist imposant, aber auch wohlproportioniert. Das hat einen arabischen Gebrauchtwagenhändler trotzdem nicht daran gehindert, seine Visitenkarte ans Fenster des neuen Rextons zu klemmen.

Dank dem seitlichen Trittbrett schwingt man sich wie beim Besteigen eines Lastwagens auf den Bock. Man sitzt hoch im Rexton, aber die Sitze sind gross und bequem, bieten auch guten Seitenhalt. Auch hinten sitzt man sehr gut. Bei Bedarf kann noch die dritte Sitzbank mit zwei weiteren Sitzen hochgeklappt werden. Das Einsteigen dorthin ist zwar relativ mühsam, aber in einer Art »halboffenes Taschenmesser«-Haltung können dort auch Erwachsene weiter als bis zum nächsten Bahnhof sitzen.
Der Nachteil dieser Sitzerweiterung auf 7 ist dann halt der erhöhte Laderaumboden. Doch der Rexton bietet maximal über 2‘000 Liter Laderaum und in Fächern hinter den abgelegten Sitzen 6 und 7 Platz für Kleinzeug oder eine Einkaufstasche. Die 582 Kg Zuladung machen den Rexton zum brauchbaren Transporter, nicht zuletzt auch dank der vielfach variablen Sitz-/Ladeflächenanordnung.
Beliebt war und ist der Rexton wegen seiner hohen Anhängelast: Mit 2‘600 Kg gebremst gehört der Rexton W in dieser Fahrzeugkategorie zu den Besten. Damit man mit dem grossen Pferdeanhänger dann nicht stecken bleibt, verfügt der Rexton über zwei Vierrad-Varianten. Eine (4WD High) für das sichere Fahren auf Natur-Strassen und eine (4WD Low) für das Fahren im Gelände. Enge Kurven, etwa beim Parkieren auf beengtem Raum, mag er aber in beiden Stellungen nicht. Üblicherweise fährt man aber im 2WD-Modus, was Treibstoff spart.

Das Facelift ist dem koreanischen Premium 4×4 gut bekommen.

Der Motor wird per nicht einklappbaren Schlüssel gestartet und ist hörbar ein Diesel, der aber vibrationsarm läuft und bei zunehmendem Warmwerden ganz manierlich ist. Trotz 2‘128 Kg Leergewicht zieht der Rexton recht vehement davon und es kommt nie das Gefühl von Untermotorisierung auf, was dem hohen Drehmoment schon ab erhöhtem Leerlauf zu verdanken ist.

Die Lenkung entspricht so gar nicht dem, was man erwartet in diesem grossen, geländegängigen SUV. Sie ist überraschend leichtgängig, ähnlich wie bei amerikanischen Strassenkreuzern, doch ist sie im Rexton wenigstens wesentlich präziser.
Beim Bremsen spürt man das hohe Gewicht des Rexton sehr gut. Dazu tragen aber auch die weichen Bremsen bei, das schwammige Bremsgefühl. Es ist aber immer möglich, bei dezidiertem Druck auf die Bremse, rechtzeitig anhalten zu können.

Die eher weiche Federung des Rexton gefiel Beifahrerinnen (dem Fahrer weniger), erinnerte aber auf welligen Nebenstrassen an den Spruch der Putzfrau vom «Schiff». Das Fahrgestell macht einen sicheren Eindruck, in scharf gefahrenen Kurven neigt sich zwar der Oberbau, das Fahrzeug bleibt aber sicher in der Spur. Das hohe Drehmoment zwingt beim aus der Kurve Herausbeschleunigen zu Vorsicht, vor allem im 2WD-Betrieb. Der Rexton lässt sich auch manuell schalten: Entweder durch Tasten am Lenkrad oder per Daumendruck an kleinem Hebelchen am Schaltstock. Auf schmalen Jura-Bergstrassen kann man mit dem Rexton-Schiff durchaus Fahrspass erleben.

«Korean Premium 4×4» steht an der Heckscheibe. Was die serienmässige Ausrüstung in Sachen Komfort und Sicherheit betrifft, kann man das so sehen. Da ist viel dran, was bei andern Herstellern mit viel Geld bezahlt werden muss. Der Rexton ist robust, modern, gut verarbeitet, kräftig, … aber gewisse Kleinigkeiten, die den Unterschied zum europäischen Premium 4×4 ausmachen, fehlen dann halt doch: Der Zündschlüssel ist nicht einklappbar und damit ein Taschenkiller, Keyless gibt’s nicht, Xenon-Licht gibt’s nicht, Blinkerautomat (1x antippen, 3x blinken) gibt’s nicht. Und von wegen Premium: Der Heckflügel oben an der Hecktüre ist dann doch eher Prolo als Premium.
Ärgert man sich in gewissen Autos über Sitzheizungen, die erst nach langer Zeit nur lauwarm werden, heizt der Rexton schon auf Stufe 1 rassig und heiss wie eine Herdplatte. Das hat den Vorteil, dass man sie nicht wieder auszuschalten vergisst.

Mit dem 5-Gang-Automaten soll der leer über 2.1 Tonnen wiegende Rexton kombiniert 7.8 Liter verbrauchen (innerorts 9.9, ausserorts 6.7), was 206 g CO2 pro Km ergibt (Effizienz F). Obwohl wir auch längere und ruhige Autobahnstrecken gefahren sind, haben die Bergstrassen und vor allem der Innerorts-Kurzstreckenverkehr zu einem höheren Verbrauch geführt, doch sind bei schweizüblichem Einsatz Verbräuche bis auf 8 Liter hinunter sicher machbar.

Ein bequemer Personen- und Sachentransporter, der auf der Strasse und im Gelände gute Dinge leistet und sogar Spass macht.

Zusammenfassung
Wer grosse Autos mag und immer mal wieder viele Personen oder sperrige Güter zu transportieren hat, wer es gerne bequem, komfortabel und doch sicher hat, wer gerne zügig vorankommt, ohne das an der Tankstelle dann allzu stark büssen zu müssen, wer aber kein Geld aus dem Fenster werfen will oder kann und vor allem, wer trotz des imposanten Aussehens eher auf Understatement macht, der ist mit dem neuen Rexton W gut bedient.

Heiny Volkart, VOLKARTpress