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amadefries

10. Dezember 2022

Es war schon immer etwas teurer…

Audi | 0 Kommentare

Normalerweise fahre ich zuerst ein paar Tage und erst dann schaue ich in die Preisliste. Beim Audi Q4 Sportback e-tron quattro war es aber andersum. Warum ich das erzähle? Weil mir der Blick darauf einen nachhaltigen Schock verpasst hat. Das Modell startet bei 63’800 Franken, was für ein Premiumelektroauto in dieser Grösse in etwa normal […]

Normalerweise fahre ich zuerst ein paar Tage und erst dann schaue ich in die Preisliste. Beim Audi Q4 Sportback e-tron quattro war es aber andersum. Warum ich das erzähle? Weil mir der Blick darauf einen nachhaltigen Schock verpasst hat. Das Modell startet bei 63’800 Franken, was für ein Premiumelektroauto in dieser Grösse in etwa normal sein dürfte. Der Testwagen kommt jedoch auf geradezu astronomische 92’530 Franken. Also fast 50% Aufschlag gegenüber dem Basispreis. So werden meine Erwartungen an die Fliessheckvariante, manche mögen Coupé dazu sagen, in noch höhere Bereiche angehoben.

Detailverliebt: Die Leuchten sind rundherum schön gemacht.

Beim Herantreten passt der Eindruck schon mal, die heute fast übliche Lichtshow inklusive Bodenbeleuchtung mit e-tron-Logo begrüsst mich. Im Innenraum riecht es nach Audi-Neuwagen und alles schaut einfach sehr nobel aus. Ich erspähe die Sonos-Lautsprecher, die gut zur allgemeinen Aufbruchstimmung in Richtung Elektro passen. Erleichterung beim Blick auf die Tasten der Scheibenheber, anders als beispielsweise im Cupra Born gibt es hier nicht nur zwei Tasten und eine dritte für das Anwählen der hinteren Scheiben. Nur, dass es am Scheibenrahmen noch sichtbare Blechteile gibt, nimmt ihm ein bisschen von diesem Premium-Feeling, das ansonsten aber definitiv durch diesen schön gestalteten und mit hochwertigen Materialien realisierten Innenraum weht.

Premium: Abgesehen vom vieleckigen Lenkrad ein sehr angenehmer Arbeitsplatz

Zum Starten drückt man einen Knopf, danach muss per Schieber in der Mittelkonsole die Fahrstufe eingelegt werden. Warum das Lenkrad weiss-ich-nicht-wie-viele Ecken haben muss und nicht einfach rund sein kann? Niemand weiss es. Trotzdem lässt sich der Q4 Sportback natürlich präzise aus dem Parking und auf die nahe Landstrasse steuern. In stromertypischer Stille fährt es sich angenehm, wobei das im Testwagen verbaute Sportfahrwerk gewisse Nehmerqualitäten der Besatzung erfordert. Im Audi drive select Menü wählt man verschiedene Voreinstellungen, wobei sich diese auf das Ansprechen der Lenkung und jenes des Antriebs beschränken. Ein kurzer Besuch der Audi-Website bringt Klärung: Die adaptiven Dämpfer wären im Dynamik Paket Plus untergebracht, das zwar „nur“ 1280 Franken kostet, auf das aber im Testwagen verzichtet wurde.

Hübsch: Auch bei Tageslicht macht der Q4 einen guten Eindruck

An der Ampel verzichte ich dann auf Zurückhaltung. Pedal to the metal und ab gehen die 299 PS (oder 220 kW). Bei annähernd 2,4 Tonnen Leergewicht sind keine Beschleunigungswunder zu erwarten, um die Verbrenner verdutzt stehen zu lassen, reicht es aber easy. Ob die einen dann an der Ladestation stehen lassen? Wahrscheinlich schon, die Reichweite wird bei 100% Ladestand mit 320 Kilometer angegeben. Dass die Werksangabe von fast 500 Kilometer nur bei optimalen Temperatur- und Strassenbedingungen erreichbar ist, kennt man von der Konkurrenz. Die Nettobatteriekapazität liegt bei 76,6 kWh. Im Test verbrauchte der Sportback 24,7 kWh auf 100 Kilometer, was eine errechnete Reichweite von 310 km ergibt, dies aber wie erwähnt bei einstelligen Dezembertemperaturen.

Winterbetrieb: Die Reichweite schmilzt

Die Temperatur im Innenraum war selbstredend immer im zweistelligen Bereich. Die Einstellung derselben erfolgt über physische Kippschalter. Was für eine Erleichterung gegenüber den vielgescholtenen Slidern. Überhaupt gibt die Bedienung wenig Rätsel auf. Schnell ist das iPhone verbunden, das Naviziel eingegeben oder die Radiostation gewechselt. Das allermeiste geht über Touch, wobei das Menü mit ausreichend grossen Icons und einer verständlichen Struktur überzeugt. Fast hätte es sogar für ein Volumendrehrad gereicht, aber halt nur fast. Nun wischt man auf einem runden Knopf in Kreisbewegungen, was aber gar nicht so schlecht funktioniert. Die Lautstärkeregelung am Lenkrad versteht sowohl Wischen als auch Drücken. Gegenüber den Konzerngeschwistern ist der Q4 eindeutig im Vorteil, was das Kapitel Bedienung anbelangt.

Schnelllader: Über die Mittagspause füllt sich der Akku

Mit allen Verwandten aus dem VW-Konzern gemein ist die Absenz eines echten One-Pedal-Modus. Schade. Grundsätzlich gut umgesetzt ist die Verstellung der Rekuperation. Über die Paddel am Lenkrad lässt sie sich erhöhen, wobei die eingestellte Stufe (0 bis 3) jeweils wieder auf 0 springt, sobald man ein Pedal bedient. Einzig im Dynamic-Mode des Audi drive select bleibt die Rekuperationseinstellung bestehen. Warum man sich für diese Auslegung entschieden hat, erschliesst sich mir nicht.

Durchgehend: Das LED-Band ist ebenso Pflicht wie das Licht-Logo am Boden

Selbsterklärend ist dagegen, wie die Assistenzarmada beim Fahren mithilft. Vor Kurven, Kreisverkehren oder beim Auffahren auf langsamere Fahrzeuge verzögert das System automatisch leicht. Was ein wenig spooky klingt, ist in der Praxis eine willkommene Erleichterung des Autofahreralltags. Dazu passt das Matrix-LED-Licht, das verschiedenste Verkehrssituationen erkennt und die Fahrbahn entsprechend ausleuchtet. Dazu passt die AR-Einblendung der Navi-Hinweise über das HeadUp-Display. Es sind diese Bereiche, in denen sich der Q4 tatsächlich so hochwertig anfühlt, wie es sein Preis erwarten lässt.

Sogar eher über den Erwartungen präsentierten sich mir die Platzverhältnisse. Trotz „coupéartiger“ Dachlinie sitzt man hinten bequem und ganz hinten stehen 535 Liter Kofferraum zur Verfügung. Am Ende, also am Heck, geht es um Design. Wer die abfallende Linie als sportlicher empfindet, kann sorgenlos zum Sportback greifen. Ok, die Rücksicht ist durch den Spoiler ein wenig eingeschränkt, aber da haben wir uns beim Parkieren ja längst an die Verwendung von Kameras gewöhnt. Das gelungene Design, das nicht „ich bin ein Elektroauto!“ schreit, sondern typische Audi-Merkmale mit modischen Elementen wie den konturierten Kotflügeln kombiniert, überzeugt mich. Länge und Breite sind übrigens identisch mit dem Q4 e-tron: 4,58 bzw. 1,86m.

Sportback: Früher haben wir einfach „Fliessheck“ gesagt

Das Fahrverhalten passt zum sportlichen Äusseren. Auf einer kurzen Landpartie mit zwei, drei 180°-Kehren lasse ich es fliegen. Der Sportback ist in seinem Element, lässt sich punktgenau platzieren, verzögert trotz ordentlich Gewicht gekonnt und gut dosierbar. Aus den Kurven heraus könnte dann sogar noch etwas mehr Power kommen, aber sie reicht natürlich vollends aus.

Neben Design und Premiumgeruch ist es für mich vor allem die Bedienung, die den Audi Q4 Sportback e-tron 50 konzernintern zur attraktivsten Wahl bei den kompakten SUV macht. Und ja, wie immer ist es ein bisschen (ok, nicht nur ein bisschen) teurer, einen guten Geschmack zu haben…