Wie viele SUV und Crossover braucht es noch? Die einst belächelten „Hochsitze“ sind längst Alltag auf unseren Strassen. Man könnte auf die Idee kommen, der Markt sei langsam gesättigt. Doch weit gefehlt, die Hersteller sehen noch grosses Potential. Allerdings eher nicht mehr bei den mittlerweile vielerorts verpönten mächtigen SUV, die gerne stellvertretend für den Klimakiller Autoverkehr genannt werden. Dagegen gibt es in den unteren Segmenten noch viel Platz für zweiradgetriebene Fahrzeuge, die den Hunger nach dem kleinen Abenteuer zwischendurch eher stillen können als dröge Kompakte. Genau so ein fröhliches Mobil bringt Kia mit dem Stonic.
Er ist nicht aggressiv gezeichnet, schaut freundlich in die Welt und ist gerade mit der Zweifarbenlackierung eine willkommene Abwechslung im grausilbernen Kombidschungel. Im Innern erwartet einen die bekannte Kunststofflandschaft. Typisch Kia: Nicht spektakulär, aber überaus praktisch und ergonomisch. Einzig am teilweise etwas harten Plastik spürt man, dass hier eben doch noch nicht ganz Premium ist. Dafür stimmt dann eben auch der Preis.
Doch der Stonic will mehr sein als blosser Vernunftkauf. Sein fröhlicher Dreizylinder macht ihn zwar noch nicht zum Sportwagen, reicht aber locker für das Mitschwimmen im allabendlichen Verkehrschaos. Und selbst wenn der Weg mal wirklich frei sein sollte, langen die 100 PS im Prinzip völlig. Einzig beim Autoquartettspielen gewinnt man damit keinen Blumentopf. Und ja, das Aufheulen bei Kickdown ist jetzt auch nicht eben sexy. Fast fühlt es sich an, als sei ein CVT verbaut, dabei vertraut man bei Kia auf ein modernes Doppelkupplungsgetriebe.
Der Siebengänger sortiert die Gänge im Normalbetrieb schnell und unauffällig. Die Automatik passt somit bestens zum friedlichen Charakter des Stonic. Gute Übersicht, bequeme Sitze, hervorragende Ergonomie, es gibt wenig auszusetzen. Aus Schweizer Sicht vielleicht der Mangel eines Allradantriebs. Wer den möchte, müsste bei Konzernmutter Hyundai den Kona beäugen, wobei dieser trotz ähnlicher Optik auf einer anderen Plattform steht.
Der Testwagen hat das Road Pack für 3200.- Franken an Bord, das die Ausstattung in vielen Punkten komplettiert. Navi, diverse Assistenzsysteme, Lenkradheizung und Regensensor sind nur die wichtigsten darunter. Die Two-Tone Variante hat zusätzlich zur Zweifarbenlackierung hübsches 17-Zoll-Schuhwerk montiert.
Mit 6,4 Liter im Schnitt war der Stonic im Test nicht supersparsam. Vielleicht wird der Dreizylinder mit seinen 170 Newtonmeter dann doch etwas häufiger gefordert. So hinterlässt der kleine Turbomotor am Ende einen etwas zwiespältigen Eindruck. Für 27’800 Franken würde man entweder mehr Spritzigkeit oder dann mehr Sparsamkeit erwarten.
Somit überzeugt der Stonic mit seinen praktischen Fähigkeiten, seiner vollständigen Ausstattung und dem fröhlichen Wesen. Die Antriebseinheit kann noch nicht wirklich begeistern. Trotzdem wird er mit seinem SUVigen Auftritt und hoffentlich auch mutigen Farbgebung bestimmt einige Fans finden.