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zuendung

30. November 2008

Fire on ice

Subaru | 0 Kommentare

Um meine persönliche Verbindung zu diesem Auto aufzuzeigen, muss ich kurz 14 Jahre zurückgreifen. Damals entschieden sich meine Eltern für einen Impreza 2.0 GT Turbo. Wobei mein Bruder und ich uns für den Compact Wagon, also den kombiartigen Fünftürer stark machten. Nach eifrigem Argumentieren stand schliesslich ein jägergrüner Kombi in der heimischen Garage. Mit seinen […]

Um meine persönliche Verbindung zu diesem Auto aufzuzeigen, muss ich kurz 14 Jahre zurückgreifen. Damals entschieden sich meine Eltern für einen Impreza 2.0 GT Turbo. Wobei mein Bruder und ich uns für den Compact Wagon, also den kombiartigen Fünftürer stark machten. Nach eifrigem Argumentieren stand schliesslich ein jägergrüner Kombi in der heimischen Garage. Mit seinen 211 PS fuhr er so ziemlich allem davon und war dabei noch praktisch. Ausserdem war man mit dem Turbo-Subi eine geradezu exotischer Gast auf unseren Strassen.

Inzwischen hat sich einiges verändert. Subaru hat gleich mehrere Weltmeistertitel mit dem Impreza gewonnen und diese Erfolge auch in Form grösserer Bekanntheit nutzen können. Die spoilerbewehrten Impreza gehören längst ins Schweizer Strassenbild. Nicht ganz unschuldig am Myhtos des Turboboxer ist ein Videospiel, das den Namen eines legendären schottischen Fahrers trägt. Colin McRae wurde 1995 mit dem japanischen Allradler Weltmeister. Mit seinem spektakulären Fahrstil hat sich der inzwischen leider verstorbene McRae für immer in die Herzen der Rallyefans gedriftet. Dort hat auch der Subaru Impreza WRX STI seinen eigenen Platz.


Fire: Noch nie sah ein Impreza so scharf, so heiss aus

In seiner jüngsten Ausgabe kommt der Sportler zum ersten Mal als "Hot Hatch", also als schneller, heisser Kompaktwagen auf den Markt. Ein Kompaktwagen mit 300 PS notabene. Etwas ähnliches gibt es bei keinem anderen Hersteller. Denn ein Audi S3 hat 35 PS weniger, kostet aber gleich viel. Auch der VW Golf R32 spielt mit 250 PS eine Liga tiefer. Ford Focus ST, Opel Astra OPC, Mazda 3 MPS und Seat Leon Cupra fehlen abgesehen vom Leistungsmanko jeweils zwei angetriebene Räder, um es mit dem Impreza aufzunehmen. Der rote Testwagen erinnerte mit seinen grosszügigen Verbreiterungen, Spoiler und Lufthutze auf der Haube an einen Alfa Romeo 147 auf Anabolika. Das ist keinesfalls negativ zu verstehen, schliesslich kann das Powerpaket die optischen Versprechen auch leistungsmässig einlösen und den 147 würde ich auch heute noch zu den schönsten Kompakten zählen. Das Loch in der Motorhaube ist dann auch kein Fashion-Accessoire, sondern führt dem Ladeluftkühler die nötige Luft zu. Der STI nimmt seine Rallye-Herkunft ernst.


Ice: Die frostigen Temperaturen schränkten die Streckenwahl ein

Auch bei Subaru wird der Motor auf Knopfdruck gestartet. Erwähnenswert ist aber, dass der Schlüssel nicht nur zum Starten, sondern auch zum Öffnen und Schliessen der Türen nicht mehr aus den Jeans zu wandern braucht. Sehr komfortabel. Da passt es auch ganz gut ins Bild, das beim Druck auf den Startknopf kein superlautes Gebrüll aus den vier Endrohren röhrt. Der 2,5-Liter hat es aber trotz verhältnismässig dezentem Sound faustdick hinter dem Ladeluftkühler. Gleich nach dem Losfahren stelle ich den Drehknopf hinter dem Schalthebel auf Sport Sharp, was den Boxer in seiner aggressivsten Art sein Werk verrichten lässt. Der Intelligent genannte Sparmodus sparte bei mir zwar an Leistung, nicht aber an Sprit. Die Normaleinstellung ("Sport") fährt sich durchaus zackig, die schärfste Variante gefiel mir aber weitaus am besten.


Kaminfeuer: Die rot glimmenden Anzeigen gefallen dem Auge

Und tatsächlich, die 18-Zöller scheinen geradezu mit dem Asphalt verzahnt zu sein. Nach einem doch deutlich spürbaren Turboloch rennt der Kompakte mit einem wohligen Turbofauchen begleitet von einem gut hörbaren Laderpfeifen auf die nächste Kurve zu. Ein wahrer Genuss. Als ich kurz vor dem nächsten Knick mit Zwischengas ein wenig Rallyefeeling einfliessen lassen möchte, muss ich sehr vorsichtig vorgehen. Zwar sind die Schaltwege angenehm kurz, das Getriebe verlangt aber eine exakte Führung des Hebels. Ein Schaltgefühl, dass von unserer deutschen Printkonkurrenz gerne als "knöchrig" bezeichnet wird. Es erinnert mich an die Schaltung im Lexus IS der ersten Generation oder aber im Honda S2000 – Keineswegs die schlechtesten Referenzen. Aufgrund der dem Gefrierpunkt nahen Temperaturen, verzichte ich auf allzu sportliche Gangart, so lange es nicht schöne geradeaus geht und die Strasse wirklich frei von Wasser in beliebigem Aggregatszustand ist. Dann aber ertappe ich mich, wie ich anhalte, alle Verbraucher abschalte und mir einen Countdown wie bei einer Wertungsprüfung vorstelle. Die Beschleunigung ist atemberaubend, das Grinsen auf meinem Gesicht kaum mehr wegzukriegen. Die 5,2 Sekunden für die Beschleunigung auf 100 km/h erscheinen mir mehr als glaubhaft. Auch die 250 km/h Spitze nehme ich dem roten Geschoss ab.


Musclecar: Nur wenige Autos zeigen ihre Leistung so unverblümt

"Aber was ist mit unseren schwindenden Ölvorräten?" mahnt das Engelchen von der linken Schulter. Meine Erfahrung ist, dass sich der STI ohne übertrieben ökologische Fahrweise durchaus mit unter 10 Liter auf 100 Kilometer zufrieden gibt. Damit liege ich inklusive zeitweiser Gänsehautorgien fast einen halben Liter unter dem vom Hersteller angegebenen Normverbrauch. Naturgemäss spricht man bei so einem Spassgerät aber lieber über andere Dinge. Über die Sitze zum Beispiel. Die Recaros bieten nicht nur erstklassigen Halt, sie bringen zusammen mit dem nicht übertrieben hart abgestimmten Fahrwerk einen Hauch von Komfort in die gut ausgestattete Subaru-Stube. Dort verwirrt zuweilen zwar die per Touchscreen zu bedienende Navi-Sound-Einheit, die ebenfalls serienmässige Klimaautomatik sorgt dann aber wieder schnell für kühle Köpfe. Das per Wippe verstellbare Mitteldifferenzial gehört ebenso auf die Rennstrecke, wie die für sportliche Fahrweise teilweise deaktivierbare Antischlupfregelung. Im Alltag geniesse ich Features wie die sehr grosszügigen Spiegel oder das helle Xenonlicht wesentlich mehr. Und natürlich die Lenkung! Noch selten habe ich ein Auto gesteuert, dass sich trotz geringem Lenkkraftaufwand so präzise dirigieren liess. Etwas weniger gut ins Bild passen die Bremsen mit ihrem schwammigen Pedalgefühl. Die Verzögerung ist aber ohne jeden Tadel und wird dem Sportwagenanspruch problemlos gerecht.


Hot Hatch: Zum ersten Mal gehört der Impreza in die Kategorie der fünftürigen Kompaktwagen

Fast 60'000 Franken sind ein rechter Brocken für ein Auto, das der gerne auch Golfklasse genannten Fahrzeugkategorie zugehört. Wer auf die tollen Recaro-Sitze und die vielspeichigen BBS-Felgen verzichten kann, kommt mit dem als Special bezeichneten Sondermodell mit 54'000 Franken weg. So oder so ist der STI weitaus teurer als der ebenfalls recht lebendige WRX, der mit seinen 230 PS 39'500 CHF kostet. Allerdings hat nur der STI ein Sechsganggetriebe. Auch das einstellbare Mitteldifferenzial ist exklusiv für das Topmodell, ebenso wie der Hillholder oder die Brembo-Bremsen samt Sport-ABS. Die Liste mit STI-eigenen Goodies liesse sich noch weiter fortsetzen. Alles in allem erhält man ein grossartiges Paket, das praktisch keine Wünsche offen lässt. Wo bleibt die Kritik? Tatsächlich hat mich das Auto überzeugt. Nur das Touchscreen-Navi nervte ab und zu. Ausserdem könnte die Schaltung komfortabler zu bedienen und Karosserie etwas besser zu überblicken sein. Bei diesen Temperaturen vermisste ich zudem eine Sitzheizung. Abgesehen davon erhält man eine famose Fahrmaschine, die mit ihren durch den Gasfuss gut beeinflussbaren Trinksitten gerade noch so in unsere Zeit passt. Ausserdem sieht der Subaru Impreza WRX STI gerade in winterlicher Landschaft und in Lightning Red einfach richtig gut aus.