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zuendung

29. Januar 2012

Focus macht das schon

Ford | 0 Kommentare

Wer erinnert sich noch an Dudu den gelben Käfer? Der konnte zum Beispiel selbständig parken und er verfügte über eine Autopilot-Funktion. Was in den 1970er Jahren noch als witziger Trick im Film funktionierte, ist heute so oder ähnlich Realität geworden. Ich erlebe das im Ford Focus Station Wagon: Er parkt automatisch seitlich ein. Er warnt […]

Wer erinnert sich noch an Dudu den gelben Käfer? Der konnte zum Beispiel selbständig parken und er verfügte über eine Autopilot-Funktion. Was in den 1970er Jahren noch als witziger Trick im Film funktionierte, ist heute so oder ähnlich Realität geworden. Ich erlebe das im Ford Focus Station Wagon:

Er parkt automatisch seitlich ein. Er warnt mich vor Fahrzeugen im toten Winkel. Er erkennt, wenn ich müde bin und schlägt mir dann eine Pause vor. Er bewahrt mich vor unabsichtlichen Spurwechseln. Er schaltet auf Volllicht, wenn nachts kein Fahrzeug geblendet wird. Er schaltet den Motor an der Ampel aus und wieder an. Er informiert mich über das aktuell geltende Tempolimit, indem er die Verkehrszeichen einblendet.


Mittelklasse: Mit 4,55 Meter ist der Focus Kombi ein stattliches Auto.

Mit dieser Assistenz-Armada ist das Elektronikfeuerwerk aber noch längst nicht abgeschlossen: Navigationssystem, Keyless-Entry und -Go, Bluetooth-Audiostreaming und natürlich ESP gehören beim Testwagen ebenfalls dazu. Manch einer mag sich ob all den technischen Wunderdingen fragen, ob man diesen Focus überhaupt noch selbst fährt. Oder anders gefragt: Macht das Fahren so noch Spass?

Geht man nach den Papierwerten, müsste der Motor der grösste Spassmacher überhaupt sein. Mit 182 PS stellt er bis zum Erscheinen der ST- und RS-Varianten die leistungsmässige Speerspitze dar. Anders als bei seinen später zu erwartenden Verwandten, steht aber Sportlichkeit nicht zuoberst im Pflichtenheft. Die Sitze sind bequem aber nicht mit übermässigem Seitenhalt gesegnet. Die Pedale und die Schaltung weisen geringe Bedienkräfte auf. Die Lenkung ist präzise, könnte aber einen Tick mehr an Direktheit vertragen. Da passt der Klang des Motors gut ins Bild: Beim Starten erinnert sein trockenes Laufgeräusch gar an einen Diesel.


Packesel: Im fast 500 Liter grossen Kofferraum verschwinden Monate von Altpapier.

Ein Blick in die technischen Daten verrät, dass der 1.6 SCTi EcoBoost auch beim Verbrauch auf Diesel machen soll. 6,0 Liter Verbrauch im gemischten Betrieb sind eine Ansage, die ich nur zu gerne auf ihren Realitätsbezug überprüfe. Den Standardsprint soll der Focus in 8,2 Sekunden erledigen. Ehrlich gesagt verbreitet er aber nicht den Reiz, das auch wirklich auszukosten. Eher würde man damit den Halbjahresvorrat an Altpapier entsorgen. Das war dann auch genau das, was ich getan habe. Hier zeigt sich der Station Wagon von seiner talentiertesten Seite. Er bietet zwar nur 490 Liter Volumen, was angesichts einer Aussenlänge von 4,55 Meter nicht ausserordentlich viel ist. Aber der Kofferraum zeigt sich sehr gut zugänglich und nutzbar.


Hübsch: Das moderne Focus-Cockpit ist leider nicht sonderlich intuitiv zu bedienen.

Ebenfalls als gut nutzbar entpuppen sich die bereits erwähnten Assistenzsysteme. Der Spurhalteassistent beispielsweise warnt nach jedem Start durch Lenkradrütteln vor dem Verlassen der Spur. Statt bloss zu warnen, kann er aber auch aktiv zurück in die richtige Richtung lenken, wobei diese Funktion sinnvollerweise zuerst aktiviert werden muss. Interessant auch Active City Stop, der das Fahrzeug bei einem drohenden Crash selbständig abbremsen kann. Diese Option (620.-) war beim Testwagen jedoch nicht installiert. Eher weniger begeistert hat die Bedienung des Audio- und Navigationssystems in der Mittelkonsole. Was designmässig futuristisch und durchaus attraktiv ausschaut, ist alles andere denn intuitiv bedienbar. Ein Drehdrücksteller wie man ihn von BMW, Mercedes und Audi kennt, scheint mir hier für die nächste Generation unumgänglich.


Tränenlos: Der Kombi verzichtet auf die extrovertierte Rückleuchtengestaltung – zu seinem Vorteil.

Ein fortschrittliches Bedienkonzept würde auch zur äusseren Hülle passen. Die Front ist mir persönlich ein wenig zu wild. Die vielen Lufteinlässe und eine Motorhaube, die stets einen Spalt offen zu stehen scheint ergeben ein zu modisches und auch unruhiges Bild. Von der Seite betrachtet ist der Station Wagon ein ausserordentlich attraktiver Kombi, dessen Linienführung gekonnt etwas von der schieren Grösse nimmt. Hinten erinnert er mehr an seinen grösseren Bruder Mondeo denn an den fünftürigen Focus. Nicht schlimm, wenn man an dessen nach vorne "tränende" Rücklichter denkt. Zur leckeren Form gesellt sich beim Testwagen eine Farbe, deren Name geradezu süss klingt: Candy Red.


Hungrig: Etwas gar viele und wilde Lufteinlässe hat man der Front verpasst.

Eher weniger gut tönt ja jeweils die Preisansage. 44'750 Franken sind dann auch nicht eben günstig. Durch verschiedene Pakete wird der Grundpreis des Ford Focus 1.6 SCTI Station Wagon Titanium von 37'075 auf eben diesen Brocken angehoben. In Anbetracht des gebotenen Komforts werden die Kunden wohl trotzdem zugreifen. Insbesondere das Focus-typisch sportlich abgestimmte Fahrwerk wird sie begeistern. Von der Grösse, Form und Praxistauglichkeit her, dürften vor allem Flottenbetreiber ein Auge auf den neuen Focus werfen. Obwohl sie wohl kaum zu Topmotorisierung greifen werden, würde ihnen der gemessene Verbrauch von 6,7 Liter bestimmt gefallen. In der Tat ein guter Wert für ein gutes Auto, das neben zahlreichen funktionierenden technischen Features noch immer Spass beim Fahren bereitet.