Die neueste Generation des Fiat Bravo erschien erstmals 2007 auf dem Markt und brach mit seinem Design völlig mit der Vorgängergeneration, bestehend aus den Modellen Bravo (2-bzw. 3türig), dem Viertürer Brava und den Kombiversion Marea oder Marengo.
Die Leuchteneinheiten gehören heute zu den am stärksten stilbildenden und prägenden Fahrzeugdesign-Elementen
Hatten die Vorgänger alle eine relativ flache „Schnauze“ mit schmalen Lufteinlässen und nahezu verdeckt sitzenden Scheinwerfern, so tritt die „new generation“ selbstbewusst und dominant mit grossen, vergitterten Kühllufteinlässen und weit nach hinten /seitlich gezogenen Scheinwerfergehäusen auf. Designer nennen diesen Mix heute auch gerne „Retro-futurismus“: gegenüber den schlanken, möglichst elegant und windschlüpfig wirkenden Formen der 80er, designt man Fahrzeuge heute gerne mit Anklängen an die runden Formen aus den 60er und 70 er Jahren (wie Käfer, Ford „Weltkugel“ oder 17M „Badewanne“ als beispielhafte Vertreter) – und ergänzt diese mit modernen Elementen wie eben avantgardistisch wirkenden Scheinwerfereinheiten und natürlich zeitgemässer Technik.
Dass die beim Bravo gewählte Form auch nach diesen paar Jahren, die sie schon auf unseren Strassen zu sehen ist, nicht unmodern geworden ist, zeigt unter anderem die neueste Generation des Opel Astra, in der sich viele Elemente des Bravo – insbesondere die Frontpartie – wieder finden. Ergebnisse dieser befruchtenden Zusammenarbeit liessen sich ja schon bei den Modellen Corsa/Punto oder auch Chroma/Signum beobachten.
Der Kofferraum präsentiert sich ausreichend gross, aber schwer zu beladen
Konkret hat die Herrschaft des Designs beim Bravo natürlich auch Schattenseiten, sei es nun die besonders nach vorne nahezu nicht vorhandene Übersichtlichkeit oder auch die enge Kofferraumöffnung. Dieser ist zwar ausreichend gross, muss jedoch über eine mit 75 cm fast unüberwindliche Ladekante beladen werden – worauf sich dann innen eine Stufe von über 30 cm nach unten ergibt, die retour dann beim Ausladen überwunden werden muss und diese Prozedur zu einer mühevollen Angelegenheit werden lässt – je nach Grösse und Gewicht der Gepäckstücke, versteht sich.
Die Instrumente sind hübsch anzusehen, jedoch schlecht abzulesen, der Armaturenträger zudem extrem staubanziehend
Bei den Displays und Instrumenten des Bravo haben die Designer ganz offensichtlich beim Konzernbruder Alfa kräftig abgeschaut. Was bei diesem jedoch perfekt funktioniert, ist im Detail beim Bravo nur unvollkommen gelöst. Drehzahlmesser und Tacho sitzen in tiefen, runden Höhlen mit heftig spiegelndem Kunststoff als Abdeckung. Zudem gibt es zur Anzeige kleinteilige weisse Segmente auf einem hellgrauen Untergrund, eine farbige Markierung bestimmter Geschwindigkeitsbereiche, an denen man sich orientieren könnte, fehlt – insgesamt suboptimal gelöst.
Am besten ablesen lassen sich die Bravo-Armaturen ironischerweise tatsächlich im Dunkeln, dann sind sie nämlich rot hinterleuchtet.
Am Innenraum des leer 1435 kg schweren Fiat (beladen bis zu 1870kg) gibt es nichts zu meckern, die Sitze sind vielfach verstellbar und ausreichend straff, die Rücksitzbank lässt sich zur Vergrösserung des Kofferraums leicht umlegen. Sogar die Kopfstützen können aufgesteckt bleiben, sofern die Vordersitze weit genug vorgeschoben sind.
Dass speziell Italiener und Franzosen feine Dieselmotoren bauen können, ist allenthalben bekannt und wird beim Bravo nur wieder einmal bestätigt. Der 2 l Diesel mit 165 PS und einem max. Drehmoment von über 330 Nm treibt den Fiat bei Bedarf so vehement und mühelos vorwärts, dass er seinem Namen „Bravo“ alle Ehre macht. Dabei bleibt er akustisch jederzeit dezent und man kann auch schaltfaul dahingleiten. Tempo 120 km/h erledigt er im sechsten Gang mit knapp 2000 Touren, bei 160 km/h sind es erst 3000 und Tempo 210 locken dem Aggregat auch nur milde 3500 Umdrehungen pro Minute ab. Dass dann natürlich der Verbrauch ansteigt, lehrt die Physik: kommt man bei normaler Fahrt mit 5,6 bis unter 6 l /100 km aus, sind es bei verstärktem Hochgeschwindigkeits-Autobahneinsatz auch schon mal 8 l, die durch die Einspritzdüsen fliessen. Der „neue“ Bravo hat sicher das Zeug dazu, die nicht immer störungsfreie Vorgängergeneration schnell vergessen zu machen. Und Design ist bekanntlich immer vor allem Geschmacksache.
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