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3. Mai 2021
Vanderhall «Venice», «Carmel» und «Edison2» Frischluft Gleich zwei Redaktoren von Zündung.ch nutzten Ende April die Gelegenheit, die in der Schweiz noch unbekannte Marke VANDERHALL kennenzulernen und einen ersten Ausritt zu unternehmen. Schon in den nächsten Wochen werden die dreirädrigen Sportwagen auch hierzulande angeboten. Fünf Jahre lang tüftelte und experimentierte Steve Hall an Prototypen herum. Im […]

Vanderhall «Venice», «Carmel» und «Edison2»

Frischluft

Gleich zwei Redaktoren von Zündung.ch nutzten Ende April die Gelegenheit, die in der Schweiz noch unbekannte Marke VANDERHALL kennenzulernen und einen ersten Ausritt zu unternehmen. Schon in den nächsten Wochen werden die dreirädrigen Sportwagen auch hierzulande angeboten.

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Fünf Jahre lang tüftelte und experimentierte Steve Hall an Prototypen herum. Im September 2010 gründete Hall, ein CAD-Designer aus dem US-Staat Utah die Vanderhall Motor Works und erlangte 2012 die Zertifizierung für einen dreirädrigen Sportwagen. Spätestens 2016 fingen die Vanderhall Motor Works an, das Modell Laguna in Serie zu bauen. 2017 folgte das Modell Venice, das nun eine ABS-Karosserie besass. Noch im gleichen Jahr folgte der Edison2; wie der Name vermuten lässt, ist das die Elektroversion des Venice. Seit 2019 wird nun auch der Carmel angeboten, der oberhalb des Venice positioniert ist.

2019 ist auch das Jahr, in dem Vanderhall den Sprung nach Europa machte. Jetzt, im Mai 2021, kann man die Vanderhall Venice, Edison2 und Carmel auch in der Schweiz sehen – und kaufen.

Derweil arbeitet Vanderhall in den USA an der Markteinführung seines ersten vierrädrigen Fahrzeuges, dem Adventure Vehicle «Navarro», das von einem über 300 PS starken Elektromotor angetrieben wird.

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Fahrzeuge abseits des Gewöhnlichen

Das ist seit über 20 Jahren das Geschäftsfeld der Friedli Fahrzeuge AG im aargauischen Wohlenschwil. Quads, dreirädrige Motorräder, Jetboote, Motorschlitten und Bootsmotoren von BRP (Bombardier Recreational Products) aus Kanada gehör(t)en zum Kerngeschäft. Auf der Suche nach entsprechenden Onroad-Angeboten stiess Patrick Friedli, Geschäftsführer der Friedli Fahrzeuge AG, vor einigen Jahren auf die aufstrebenden Vanderhall Motor Works. Die inzwischen breitere und verfeinerte Produktepalette war für Friedli der Startschuss, die handgefertigten Autoräder made in USA exklusiv in die Schweiz zu bringen.

Vanderhall hat zurzeit drei Produkttypen am Start, die allesamt bei Patrick Friedli erhältlich sind. Puristisches Fahrvergnügen bei schönem Wetter bietet der «Venice», der ganz ohne Türen und Dach auskommt und mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h in 4,5 Sekunden für jede Menge Fun sorgt. Zum Ganzjahresauto reicht es dem teureren «Carmel» nicht ganz, trotz bereits installiertem Sonderzubehör, trotz abnehmbarem Dach und zwei kleinen Türen, die das Ein- und Aussteigen erleichtern.

Beide Modelle werden von einem aus dem GM-Regal stammenden 1400er Vierzylinder-Benziner angetrieben, der 185 PS leistet. Das Leergewicht von nur 640 Kg erklärt die vorzüglichen Leistungsdaten.

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Zu den kernigen Benzinern «Venice» und «Carmel» gesellt sich auch eine Zukunftsversion: Der «Edison2 » ist die elektrifizierte «Venice»-Version. Mit je einem Elektromotor an jedem Vorderrad und je einer Batterie mit zusammen 28.5 kWh und nur 100 Kg Mehrgewicht gegenüber den Benzinern ist auch mit dem Elektriker für viel Fahrspass gesorgt. Man soll damit über 300 Km weit fahren können. Und: Er ist der schnellste Vanderhall!

Im Mai eröffnet Friedli in Wohlenschwil den ersten Flagship-Store der Schweiz. Hier kann man die ganze Markenwelt von Vanderhall hautnah erleben – Probefahrten inklusive.

Andere Spassmobile mit Power sind in der Regel schon cool und spassig und wären nice to have – aber schlichtweg zu teuer. Bei Vanderhall ist das leicht anders, wie die Zündung-ch-Redaktion in Wohlenschwil hören und erleben konnte.

Das Einstiegsmodell des «Venice», genannt «Blackjack», ist bereits für CHF 39‘900 zu haben, der «Carmel Blackjack» für CHF 51‘900. Für mehr Geld sind dann auch GT- und GTS-Versionen zu haben. Edison2 ab 52’900

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Die 3.58m und 3.70m langen Fahrzeuge sind nicht ganz so puristisch und mager ausgestattet, wie man das oft erlebt. Wer ein normales Auto bedienen kann, kommt auch mit dem dreirädrigen Vanderhall bald zu Gange. Zwar erfordert das Ein- und Aussteigen eine gewisse Gelenkigkeit, aber wenn man mal Platz genommen hat auf den Echtledersitzen und die Sicherheitsgurte montiert hat, wie man das im Alltags-Auto auch tut, sitzt man recht bequem. Die Aussenspiegel stellt man von Hand ein und nicht elektrisch. Das Getriebe ist automatisch, kann aber mit lässigem Aluknopf in der Seitenwand auch manuell geschaltet werden. Knöpfe und Anzeigen hat’s eigentlich mehr als man braucht, aber es sieht halt gut aus und erinnert so etwas an ein Flugzeugcockpit.

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Patrick Friedli sagt: «Die Produkte von Vanderhall muss man aus erster Hand erfahren, denn das Fahrgefühl ist schlichtweg wow». Das wollte Zündung.ch auch erleben und machte sich deshalb mit einem benzinbetriebenen «Venice» und einem elektrischen «Edison2» auf eine ausgedehnte Probefahrt.

Das Wetter ist zwar trocken, aber recht kühl. So ist der Fahrer froh um ein Halstuch und ein Cap. Das muss allerdings fast bis über die Ohren gezogen werden, denn der Fahrtwind ist unerwartet stark; die – übrigens scheibenwischerlose – Frontscheibe ist wohl mehr zur Zierde. Autobahnfahrten sind eher nicht angesagt, oder wenn, dann mit Helm.

Der Elektriker hat absolut keine Mühe, dem Benziner zu folgen, ja ist sogar etwas schneller. Wenn man sich von Elektroautos Ruhe gewohnt ist, fällt das starke Heulen der Edisonmotoren negativ auf. Auf die Dauer mindestens. Auch das Quietschen beim Rekuperieren fällt stark auf.

Die Sidepipes des Benzinerauspuffs enden genau neben dem Fahrersitz. Der Motorsound ist nicht unbedingt schön, aber laut. Etwas störend wird mit der Zeit das Abblasen / Pfeifen des Turbowastegate. OK, der Eine hat Freude daran, der Andere nervt sich eher.

Aber Laufen tut der Benzinvenice natürlich auch wie eine Rakete. Die Bremsen packen gut zu, wichtig, wenn man etwas rassig unterwegs sein will.

Gewöhnungssache: Das rechte Vorderrad ist nicht zu sehen, man weiss also nicht so genau, wo das Fahrzeug aufhört. Es ist, etwa wie ein normaler Pw, 1.75m breit und man möchte nicht an Trottoirs anfahren oder in Strassengräben fahren. Die Probefahrt mit Fahrerwechsel bei halber Strecke hat tatsächlich viel Freude gemacht. Das hat Patrick Friedli richtig vorausgesehen.

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Noch sind diverse Änderungen vorgesehen an den Vanderhalls. Die Rücklichter müssen noch besser sichtbar positioniert werden, ebenso das Motorrad-Schild. Auch ein Scheibenwischer ist vorgesehen. Vielleicht wird man die Motorhaube auch einmal ohne Akkuschrauber öffnen können J.

Leute, die Spass am Fahren haben, vielleicht Motorradfahrer und ihre Begleiterinnen, die es so langsam gerne etwas komfortabler hätten, Leute, die gerne ein exklusives Fahrzeug hätten, aber dafür keine sechsstelligen Summen ausgeben können oder wollen und sicher alle Frischluft-Fans sollten sich einen Vanderhall mal näher ansehen. Für später ist auch Vermietung vorgesehen.

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Den Vanderhall-Importeur Friedli Fahrzeuge AG findet man an der Dorfstrasse 4 in 5512 Wohlenschwil.

Heiny Volkart, VOLKARTpress

30.04.2021