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2. Februar 2009

Globaler Renault

Renault | 0 Kommentare

Globaler Renault Test: Renault Koleos Dynamique Luxe 2.5 4×4 *Acht Jahre nach Erscheinen des Konzeptfahrzeuges und ebenso lange, nachdem fast alle andern Hersteller einen SUV in ihrem Programm haben, kam Renault Mitte dieses Jahres mit dem Koleos auf den Markt. Im Mai hatte der sffv bereits Gelegenheit gehabt, mit dem Koleos im Gelände herum zu […]

Globaler Renault

Test: Renault Koleos Dynamique Luxe 2.5 4×4

*Acht Jahre nach Erscheinen des Konzeptfahrzeuges und ebenso lange, nachdem fast alle andern Hersteller einen SUV in ihrem Programm haben, kam Renault Mitte dieses Jahres mit dem Koleos auf den Markt.
Im Mai hatte der sffv bereits Gelegenheit gehabt, mit dem Koleos im Gelände herum zu turnen. Wir waren des Lobes voll über die Geländegängigkeit. Nun folgte auf Wunsch von Renault auch der Praxistest.*

Ab Fr. 31'900 ist er als 4×2 zu kaufen, als Allradler ab Fr. 34'900, der französische Renault mit dem griechisch anmutenden Namen Koleos, der vom japanischen Partner Nissan stammt und in Korea gebaut wird; er ist damit ein richtig globales Auto.

Nur 4.52m kurz ist er, aber 1,72m hoch und über die Spiegel 2,12m breit. Die kurzen Über-hänge vorn und hinten ergeben grosse Böschungswinkel, mit denen der Koleos gelände-tauglich wird. Aber das Schicksal der meisten Utility Vehicles ist ja, dass sie selten bis nie im Gelände bewegt werden, sondern auf den normalen Strassen, mit allen andern Autos zusammen. Und genau das taten wir mit unserem Testwagen.

Zwei Motoren gibt's; einen 2-Liter Renault-Diesel, den man mit 150 oder mit 173 PS Leistung kaufen kann und einen 2 ½-Liter Vierzylinder Benziner, der 171 PS leistet. Uns stand der Benziner zur Verfügung, in der mittleren (von fünf) Ausstattungskategorie Dynamique Luxe. Ab Fr. 38'700 nimmt Renault dafür. An zusätzlicher Ausstattung kann zwar Diverses gekauft werden, für etliche nützliche Dinge bleibt einem aber nichts Anderes übrig, als die nächst teurere Ausstattungslinie zu kaufen. So kommt einen z.B. der Wunsch nach Xenon-Licht auf Fr. 5'000 zu stehen! Dass man dafür auch gleich noch ein BOSE-Radio oder ein Glasschie-bedach erhält, vermag den Einen oder Andern zu erfreuen, Xenon-Licht wird dadurch aber nicht billiger. Was genau unser Testwagen an Ausrüstung enthielt und was er kostete, bleibt im Dunkeln. Das erst nach dem Test erhaltene Datenblatt enthält jedenfalls nur einen Teil der Ausrüstung. Die Serienausstattung aller Koleos ist aber bereits überdurchschnittlich reichhaltig.

Den im Mai auf September angekündigten Getriebeautomaten gibt's tatsächlich, für Fr. 2'000 Aufpreis, aber nur im schwächeren der beiden Diesel. Die Höchstgeschwindigkeit von gerade mal 177 Km/h, die 12,3 Sekunden von Null auf 100 und der um knapp 1 Liter grössere Durst und die damit verbundenen 221 g C02/km machen ihn trotz 320 Nm Dreh¬moment nicht zum Traumrenner. Allen andern steht das manuelle 6-Ganggetriebe zur Verfügung, das zwar gut zu schalten ist, in den heute üblichen Staus aber das Fahren nicht so angenehm macht wie ein Automat.

*Die Praxis*
Über Geschmack lässt sich trefflich streiten. Ob der Koleos nun eher "pummelig" oder eher "knuffig" aussieht, sei darum dahingestellt. Die Sitze sind jedenfalls grosszügig bemessen und bequem und das Interieur hat Limousinenstandard. Nebst diversen Assistenten für ins Gelände kann der Allradantrieb auch ausgeschaltet werden und würde so wohl etwas Benzin sparen.
Die Heckklappe ist zweigeteilt. Das macht den oberen Teil zwar etwas kleiner, bedingt zum Öffnen und Schliessen aber immer je zwei Handgriffe und die Ladekante ist trotzdem immer noch (zu) hoch. Das Volumen des Kofferraums ist mit 450 bis 1'380 Litern eher unterdurch-schnittlich. Auch die maximale Zuladung ist mit 405 Kg für ein Fahrzeug dieses Genres an der alleruntersten Grenze.

Die renaultübliche "Kreditkarte", die man anstelle eines Zündungsschlüssels in der Tasche trägt, kann man getrost dort lassen. Sowohl das Öffnen der Türen wie auch das Starten des Motors funktionieren tadellos keyless, wie das auf Neudeutsch heisst. Auch zum Abschliessen nach dem Verlassen des Autos wird die Schlüsselkarte nicht benötigt. Das macht häufiges Ein- und Aussteigen effektiv sehr komfortabel.
Die elektronische Handbremse, die sich selber anzieht und beim Anfahren auch selber löst, ist zwar praktisch, nervt aber mit ihrem stöhnenden Üüüü, das sie bei jedem Einsatz von sich gibt. Und sie ist oft im Einsatz!
Der Fahrkomfort ist dann aber positiv zu vermerken. Sportliche Gangart haben wir uns nicht erlaubt, denn ob die montierten Hankook-Reifen für die Schweiz (oder überhaupt) die richtige Reifenwahl sind, wollten wir gar nicht ausprobieren.
Der Aluring um den Monitor herum spiegelt sich in der Scheibe, dafür ist der Farbmonitor aber deutlich zu dunkel.
Den 16-Ventiler wollten wir auch mal sehen. Die Motorhaube ist aber schwer und am Stütz-stab kann man sich die Finger verbrennen. Der 2,5-Liter füllt den Motorraum gut aus und im Normalfalls hat man unter der Haube wohl nicht viel zu tun.

Mit einem Testverbrauch von 9.83 Litern erreichten wir die allerdings recht hohe Werks-vorgabe von 9.9 Litern ziemlich genau. Der fast gleich starke Diesel, der auch ganz ähnliche Fahrleistungen hervorbringt, würde allerdings 2 Liter weniger verbrauchen, was in etwa 4 Franken auf 100 Km entspricht. Der Diesel kostet aber unglaubliche Fr. 4'700 mehr!

Der Koleos verfügt über 3 Jahre/150'000 Km Garantie auf Reparaturen. Eine Garantie-verlängerung auf 5 Jahre/100'000 Km (kein Schreibfehler) lässt sich Renault mit Fr. 1'300 bezahlen und lohnt sich damit nur für Wenigfahrer, wenn überhaupt.
Drei Jahre Lackgarantie sind wenig, zwölf Jahre Durchrostungsgarantie etwas, das ggfs dann mal der Drittbesitzer benötigt.

*Kurz und bündig*
Dafür, dass es kein eigentlicher Geländewagen ist, ist der Koleos erstaunlich gebirgs- und offroad-tauglich. Dafür, dass Renault aus den Fehlern hätte lernen können, die die Mitbewerber in den letzten acht oder zehn Jahren gemacht haben, überzeugt der Koleos nicht rundum.
10 Liter Verbrauch und 237 g/km CO2 sind viel, ein Leergewicht von 1'745 kg auch (Diesel sogar bis 1'850 Kg). Automat nur auf dem schwachen Diesel, geringe Nutzlast, relativ kleiner Laderaum; ob das den sonst guten Fahrkomfort und den verhältnismässig günstigen Anschaffungspreis aufwiegt?
Wir würden empfehlen, sich die Alternativen, die die Renault-/Nissan-Gruppe bietet, auch anzuschauen.

Heiny Volkart
VOLKARTpress