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zuendung

23. März 2007

Hoffnungsvolle Ladung

Saab | 0 Kommentare

Die von Fans heissgeliebte Marke SAAB war schon öfters der Produktionseinstellung nahe. Das schwedische Werk baut zu wenig Autos, um überleben zu können, aber auch zu viele, um einfach sang- und klanglos einzugehen. Der sogenannte "9-3 Sport Combi" erweitert seit einem Jahr das Angebot. Auf derselben Plattform baut auch der Opel Vectra auf. Eigen sind […]

Die von Fans heissgeliebte Marke SAAB war schon öfters der Produktionseinstellung nahe. Das schwedische Werk baut zu wenig Autos, um überleben zu können, aber auch zu viele, um einfach sang- und klanglos einzugehen. Der sogenannte "9-3 Sport Combi" erweitert seit einem Jahr das Angebot. Auf derselben Plattform baut auch der Opel Vectra auf. Eigen sind dem Saab Combi aber die Carroserieform und acht verschiedene Motoren von 122 bis 250 PS (sechs Benziner, zwei Diesel). Der 9-3 vermag die Aufmerksamkeit von Leuten zu erlangen, denen die deutschen Premiummarken mittlerweile "zu überlaufen" sind, und die aber trotzdem nicht mit einem Exoten auffallen wollen.


Die Silhouette des Saab Combi wirkt bullig und kraftvoll.

9-3 Sport Limousine, 9-3 Sport Combi, acht Motoren und vier Ausstattungsversionen ergeben 34 Positionen in der Saab 9-3-Preisliste. Dazu kommt eine Vielzahl sogenannter Packages. Vom Smoker's Package für 50 Franken, über das Premium, das Premium Plus und das Premium Top Package, bis zum 4'400 Franken teuren Business Package sind der Individualität keine Grenzen gesetzt. Nicht zu vergessen ist eine Vielzahl auch einzeln erhältlicher Optionen, die dann aber oft auch wieder Bestandteil eines Packages sind und die Auswahl nicht unbedingt erleichtern.

Wir beschränken uns auf den Kombi. Der ist als "Linear" ab 38'800 Franken mit 1796 ccm und 122 PS zu haben. Das Topmodell Aero kostet ab 56'400 Franken und verfügt über den 250 PS starken 2.8 Liter Turbo-Sechszylinder. Unser Testwagen der Version "Vector" ist mit dem 1900er Diesel mit 150 PS ausgerüstet, der auch bei Opel eingebaut wird und von Fiat stammt. Die Vector-Reihe gibt es zu Preisen zwischen 46'000 und 52'500 Franken. Unser Diesel hat als Grundpreis 48'250 Franken. Das Zubehör, bestehend aus drei Packages (50, 2’810 und 4'400), dem 6-Stufen-Automaten (2'690), Lenkrad-Schaltwippen (150), 17"-Alu-Felgen (150), Dachreling (300) und metallisierter Farbe (900). Das treibt den Preis auf knapp 60'000 Franken.


Obwohl kein Allradantrieb zur Verfügung steht, fühlt sich der Saab dank elektronischen Helferchen wohl im Schnee.

Für 59'700 Franken erhält man einen 1'680kg schweren Sportkombi, der nur 4,65 Meter lang, aber 1,76 Meter breit und gut 1,5 Meter hoch ist. Dadurch macht er einen etwas gedrungenen, aber muskulösen Eindruck. Verarbeitung und Qualität sind bei diesem Auto gut bis hervorragend. Top ist auch die Sicherheit mit 5 Sternen beim Euro-NCAP-Crashtest. Allgemein gelobt werden der hohe Sitzkomfort und die gute Anordnung der Bedienelemente. Ausser dem traditionell auf der Mittelkonsole sitzenden Zündschloss sind alle Hebel und Knöpfe dort, wo man sich es gewohnt ist. Lobend zu erwähnen ist auch das intuitiv bedienbare Navigationssystem.

SAAB ist ursprünglich als Flugzeugfabrik bekannt geworden. (SAAB, 1937 gegründet, heisst Svenska Aeroplan Aktiebolaget oder auf Deutsch Schwedische Flugzeug Aktiengesellschaft). Saab sagt, als Fahrer eines Saab sei man "von innovativen Denkansätzen umgeben". Obwohl einem mit Denkansätzen noch nicht gedient ist (die Idee müsste auch zu Ende gedacht und dann realisiert werden), sind doch etliche kleine aber intelligente Details eingebaut. Als Stichworte seien hier Night Panel oder AVR (Spracherkennung) erwähnt, die Bedienelemente am Lenkrad, das Cockpit Design, die Zweizonen-Klimaautomatik, das SAAB Information Display, die gedämpft grüne Beleuchtung. Zeitweise kommt man sich schon ein bisschen wie in einem Flugzeug vor.


Der gut verpackte 1.9l-Turbodiesel leistet 150 PS und stammt von Fiat.

Der 1900er Diesel gehört mit Common-Rail-Technologie der zweiten Generation zu den Hochleistungs-Turbodieseln. Das maximale Drehmoment beträgt zwar hervorragende 320Nm bei 2000 Touren und hält bis ca. 3'000 Touren an. Dass die Drehmomentkurve fast senkrecht ansteigt bedeutet aber, dass eine leichte Anfahrschwäche auszumachen ist. Unterhalb 2'000 Touren passiert gar nichts. Danach macht das etwas brummig laute 150 PS-Triebwerk aber viel Fahrspass.

Das Fahrwerk des Saab 9-3 Sport Combi überzeugt. Gemäss Saab-Prospekt liegt das am ReAxs-System, das das Fahrzeug wie Carving-Skis durch die Kurven gleiten lasse. Es ist ein einzig¬artiges Fahrwerksystem, bei dem alle vier Räder gelenkt werden. Unterstützt wird das ReAxs durch ein modernes ESP. Leider stand uns kein tiefergelegter 250 PS-6-Zylinder zur Verfügung. Der hätte sicher noch mehr Spass gemacht.

Für den Fahrer stimmt also alles. Die Grundausstattung ist sowohl bezüglich Komfort, vor allem aber bezüglich Sicherheit bereits sehr reichhaltig. Mit den eingangs erwähnten Packages und anderen Optionen lässt sich ein sehr individuelles Wunschauto zusammenstellen.


Die grosse Klappe täuscht: Nur 419 bis 1273 Liter passen in den Laderaum.

Der Saab 9-3 Sport Combi ist den Lifestyle-Kombis zuzurechnen. Mit 419 Litern ist der Laderaum beim Kombi noch etwas kleiner als bei der Limousine. Mit abgeklappten Sitzen entsteht ein Laderaum von 1'273 Litern. Verglichen mit den 1850 Liter des verwandten Opel Vectra ist das sehr wenig. Aber auch verglichen mit andern Lifestyle-Kombis (3er BMW, Volvo V50, Jaguar X-Type oder C-Klasse Mercedes) liegt der Saab etwas darunter. Ungenügend für einen 5-plätzigen Kombi ist die maximale Zuladung von gerade mal 440kg. Da bieten die Mitbewerber mit 500kg und mehr die Möglichkeit, ausser der Familie auch noch etwas Gepäck mitnehmen zu können.

Gemäss Prospekt benötigt der Testwagen 7.2l Diesel. Die durchschnittlichen und exakt gemessenen 8,5 Liter sind zu viel für diesen Motor. Je nach Einsatzart waren es zwischen 7.17l bei gemütlicher und gleichmässiger Autobahnfahrt (= gemäss Prospekt nur 5.6 Liter) und 9.04 Liter für gemischte Strassen und Kurz¬strecken. Mit 90% gleichmässiger Autobahn¬fahrt hat der Saab 7.3 Liter verbraucht.


Kühl, nüchtern und sachlich: das Fahrer-Cockpit des Saab-Sportcombi

Mit zehn Jahren oder 100'000 Kilometern Gratisservice, während der ersten drei Jahre inklusive aller Reparaturkosten, ist SAAB an vorderer Stelle bei den Garantien. Auch die lebenslängliche Mobilitäts¬garantie (sofern man den Service bei einer Saab-Garage machen lässt) ist beruhigend. Wer sich gerne mit andern Saab-Fahrern austauscht, der macht mit im Saab-Club "Griffin Circle", bei dem man mit dem Kauf automatisch Mitglied wird.

Dass der Saab dem Fahrer viel Freude machen kann, haben wir erfahren und verstanden. Ein Fazit könnte so lauten: Moderner Lifestyle-Kombi für zwei Personen ohne Anspruch auf viel Platz hinten oder auf einen grossen Kofferraum. Flottenfahrzeug fürs mittlere Kader bei Banken oder Versicherungen. Alternative zu A4, 3er BMW.

für zündung.ch: Heiny Volkart vom Schweizerischen Fahrzeugflottenbesitzerverband (www.sffv.ch)

Heiny Volkart betreibt Fleet-Consulting und ein Pressebüro in Aarburg (h.volkart@bluewin.ch).