Fast 25 Jahre nach dem Start des Prius hat nun auch Ford einem im Programm. Ok, er kommt als SUV und schaut demnach etwas anders aus. Bei Ford scheinen sie momentan ein Design für alle Autos (abgesehen von den Mustang) zu haben. Bei manchen schaut es toll aus (Puma) und bei manchen… nun ja, dann eher halt so wie beim neuen Kuga. Aber zurück zum Prius-Vergleich: Hier wird der steckerlose Hybridantrieb mit einem stufenlosen Getriebe kombiniert. Und wie benimmt sich die Kombination im Alltag? Genau das finden wir jetzt raus.
Das Design mit der grossen Schnauze und den dynamischen Linien wirkt beim Kuga irgendwie ein bisschen kraftlos, was am ehesten den nicht optimalen Proportionen geschuldet sein dürfte. Mit etwas Wehmut denkt man an den allerersten Kuga zurück, der noch heute einer der attraktiveren Vertreter dieses Genres ist. Dafür soll der Neue jetzt also mit Effizienz glänzen. Also nehme ich am Steuer platz und fahre geräuschlos vom Hof. Typisch für einen Vollhybriden sind die ersten Meter elektrisch, wobei sich dann bald der Verbenner zuschalten muss. Schliesslich reicht der Akku nur für eine kurze Strecke.
Der Benzimotor kommt auf 190 PS, die er über alle vier Räder auf den Boden bringt. Bald steht die Einfahrt auf die Autobahn an. Das befürchtete typische CVT-Aufheulen bleibt grösstenteils aus. Ford hat dem Kuga-Getriebe zwar keine „künstlichen Gänge“ verordnet, trotzdem hält sich der Gummibandeffekt im Hintergrund. Im Gegenzug bleibt auch auch eine der Leistung entsprechende Beschleunigung aus, der Kuga nimmt es einigermassen gemütlich. Und ich dementsprechend auch.
Die Zutaten für eine komfortable Fahrt sind da: Bequeme Sitze, erhöhte Position, Klimaautomatik und Sitzheizung und natürlich das Multimediaarsenal inklusive Sound von B&O. Ebenfalls gewöhnt haben wir uns inzwischen an die Fahrassistenten die uns unterstützen oder schützen. Auch davon hat der Kuga massig an Bord. Der Abstandstempomat funktioniert zuverlässig. Die Kameras helfen beim Parken. Alles funktioniert, wie es soll
Was fehlt ist die Atmosphäre. Ein paar rote Zierräte im Lenkrad und etwas Glanzlack über den Kunststoffleisten im Innenraum helfen ein bisschen. Für ein Auto, das 54’500 Franken (Testwagen) kostet, ist das dennoch zu wenig. Die Grafiken auf den grossen Screens wirken altbacken, die physischen Bedienelemente zwar logisch und einfach bedienbar, aber halt auch eher freudlos gestaltet. Und das hat dann überraschend viel mit dem Bruder im Geiste, dem Toyota Prius, gemeinsam.
Immerhin, die Gemeinsamkeiten hören dort nicht auf: Knapp 1000 Kilometer spulte der Hybrid-Kuga in unserem Test ab, dabei kam er der Werksangabe von 6,3 Liter auf 100 Kilometer nicht nur nahe, er unterbot sie sogar um 0,1 Liter. Das ist angesichts des Platangebots und der Leistung doch ein sehr respektabler Wert. Wer also noch einen Verbrenner möchte, hat hier eine verhältnismässig saubere Dieselalternative zur Hand. Energieeffizenzkategorie B und 145 Gramm Kohlendioxid sind da die wichtigsten Werte.
Zur vernunftbasierten Einschätzung kommt die emotionale dazu: Der Kuga fährt, wie die meisten Ford der letzten Jahr fuhren. Man hat einen sauberen Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort gefunden. Lenkung, Bremse und Sitze lassen auch eine dynamischere Gangart zu, das Getriebe und die Kraftenfaltung der Motorkombination wehren sich eher etwas dagegen.
Am Ende bleibt eine gemischte Bilanz. Einerseits überzeugt der Ford Kuga FHEV mit seinem effizienten Antriebsstrang und der unprätentiösen Rolle als Alltagsbegleiter mit guter Übersicht und ausreichend Platz, Komfort und Luxus. Andererseits passt die etwas lethargische Art des Antriebs nicht so wirklich zum guten Fahrwerk und der mindestens halbwegs sportlichen Optik. Trotzdem wird er besonders bei Ex-Diesel-Pilotinnen bestimmt Freundinnen finden. Denn die mögen kaum auf einen Prius umsteigen.